Die gute wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist das Fundament unserer Gesundheitslandschaft. In den letzten Jahren war es aber, besonders in ländlichen Gegenden, schwer Nachfolger:innen für Hausarztstellen zu finden, was die flächendeckende wohnortnahe medizinische Grundversorgung bedroht. Die Gründe dafür sind vielfältig.
ÖGK-Arbeitnehmer:innen-Obmann Andreas Huss unterstützt die Vorschläge der Arbeiterkammer: „Zuletzt haben die Medizin-Universitäten immer wieder gemeldet, dass sie nur 10 % der Bewerber:innen aufnehmen konnten, gleichzeitig können manche Kassenstellen nicht besetzt werden. Hier zeigt sich ein immenser Reformstau. Neben einem Ausbau der Medizinstudienplätze brauchen wir für das öffentliche Gesundheitssystem die richtige Auswahl an Bewerber:innen im Studium.
Wir müssen diejenigen bevorzugen, die in der Versorgung für alle Menschen und ohne private Zuzahlungen mithelfen wollen. Daher brauchen wir vor dem Studium eine freiwillige Verpflichtung nach der Ausbildung zumindest für 10 Jahre im öffentlichen System zu bleiben. Die, die sich verpflichten, sollen zuerst die verfügbaren Studienplätze bekommen, erst danach jene, die eine Karriere in der Privatmedizin bevorzugen bzw. sich nicht verpflichten wollen.“
Um den Hausärzte-Nachwuchs zu sichern, sollten jetzt zusätzliche Ausbildungsplätze mit Auflagen speziell für Allgemeinmediziner:innen eingerichtet werden. So soll es einen bevorzugten Unizugang für jene Menschen geben, die zu Beginn des Studiums schon wissen, dass sie Hausärzt:innen werden wollen. In Deutschland wird diese Vorgangsweise mit der Landarztquote bereits vorgelebt und die zusätzlichen Hausarzt-Studienplätze vor den allgemeinen Studienplätzen vergeben. So werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die besten Hausärzt:innen von morgen mit dem Aufnahmetest inkl. Test für soziale Kompetenzen und Einbeziehung von Vorerfahrungen ausgewählt. Die Endauswahl erfolgt mit geblindeter Jury aus aktuell tätigen Allgemeinmediziner:innen. Die Student:innen verpflichten sich dafür, nach dem abgeschlossenen Studium für mindestens zehn Jahre im öffentlichen Gesundheitssystem, vorrangig als Hausärzt:innen in unterversorgten Regionen, zu arbeiten.
Auch die Spitäler müssen ihrer Ausbildungsverpflichtung besser nachkommen. Denn auch dort werden Jahr für Jahr weniger Allgemeinmediziner:innen ausgebildet bzw. müssen interessierte Uniabgänger:innen monatelang auf Ausbildungsplätze warten.
Huss: „Zur weiteren Attraktivierung der kassenärztlichen Versorgung soll das Honorierungssystem mit einem österreichweit einheitlichen ärztlichen Gesamtertrag inklusive einheitlichem Leistungskatalog, auf einen stärkeren pauschalen Honorarmodus umgestellt werden. Das wird zwar mehr kosten, aber damit können sich Kassenärzt:innen auf eine gute Versorgung konzentrieren und die hoch bürokratische Einzelleistungsabrechnung entfällt. Mit dieser Maßnahme wollen wir eine bessere Versorgung vor allem bei den chronisch Kranken und in der kontinuierlichen Betreuung erreichen. Natürlich muss auch der vereinbarte Plan aus den Finanzausgleichsverhandlungen von 500 zusätzlichen Arztstellen umgesetzt werden. Außerdem wollen wir weiter die stärkere Zusammenarbeit der vielen Gesundheitsberufe im Gleichklang mit dem Ausbau der Primärversorgungszentren forcieren. So kann das Team um den Patienten wirklich effektiv arbeiten.“
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