#WeRemember: Gemeinsames Gedenken anlässlich des Internationalen Holocaust Gedenktags

Am 26. Januar, dem Freitag vor dem internationalen Holocaust Gedenktag, gedachten Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde, Roma-Vertreter, die Staatsspitze sowie Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Opposition den Verfolgten und Ermordeten an der Shoah-Namensmauer-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichipark. Die Gedenkzeremonie wurde vom Musiker Ferry Janoska mit dem Lied „Oblivion“ sowie einem Totengebet des Oberkantors Shmuel Barzilai musikalisch begleitet.

Oskar Deutsch: „Aus der Erinnerung an die Shoah ergeht ein Auftrag für unsere gemeinsame Zukunft. Wir sehen heute, wie Antisemitismus und Rassismus von den Rändern in die Mitte zu schwappen droht, besonders nach dem terroristischen Massaker der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres und dem Erstarken extremistischer Parteien in Österreich und Deutschland, die Deportationspläne schmieden. Gerade deshalb müssen wir umso vehementer für eine offene und demokratische Gesellschaft einstehen, gerade deshalb braucht es das Gedenken. Denn auch die Shoah, der Holocaust, fiel nicht vom Himmel. Es begann mit dem Wort.“

Das Gedenken fand im Rahmen des internationalen Holocaustgedenkens des World Jewish Congress unter dem Titel #WeRemember statt. Aus diesem Anlass wurden im öffentlichen Raum sichtbare Zeichen für das Erinnern gesetzt. Das österreichische Parlament hat mit Projektionen an der Außenwand, einer Ausstellung sowie Informationsmaßnahmen im Haus und Fotoaktionen mit Parlamentariern ein umfangreiches Programm rund um den Internationalen Holocaust-Gedenktag gestaltet. Dieses Jahr beteiligten sich auch Firmen an den Aktivitäten, um ein sichtbares Zeichen für das Erinnern und die Verantwortung für heute ins gegenwärtige Bewusstsein zu rufen. 

Starke Partner für das Erinnern im öffentlichen Raum  

So informiert der INFOSCREEN erstmalig am 26. und 27. Januar über die Initiative #WeRemember auf 4.001 Bildschirmen in und um öffentliche Verkehrsmittel in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, Wels, Bregenz und Eisenstadt. Der UNIQA-Tower in Wien wird am Gedenktag zum Namensturm. Dieser zeigt die Namen von 68 ermordeten Jüdinnen und Juden. Auch die Wiener Linien werden an den Straßenbahnhaltestellen beim Parlament die Aufschrift #WeRemember tragen. Oskar Deutsch: „Ich danke Infoscreen, UNIQA und Wiener Linien für diese Geste – gerade in dieser schwierigen Zeit ist es von besonderer Bedeutung durch diese Unterstützung einer großen Zahl an Menschen die Erinnerung an die Shoah ins Gedächtnis zu rufen, um damit unsere demokratische und vielfältige Zukunft zu bewahren“.  

Jugend erinnert gemeinsam  

Auch dieses Jahr unterstützt die Jugendkommission der IKG Wien die #WeRemember Kampagne des World Jewish Congress. Jüdische Jugendliche haben im Rahmen des Dialogprogramms LIKRAT in den vergangenen Wochen Schulklassen sowie andere Bildungseinrichtungen über die Kampagne informiert und vor Ort zum Mitmachen bewegt. Auch die jüdischen Jugendorganisationen beteiligten sich via Social Media an der Kampagne, um im Sinne der Generationenkette das kontinuierliche Erinnern an die einzigartigen Verbrechen der Shoah wachzuhalten.  

Statements aus Regierung und Politik zum heutigen Gedenktag 

Andreas Sarközi, Geschäftsführer, Kulturverein österreichischer Roma 

„Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ist das Symbol des industriellen Massenmordes an den Juden, Roma und Sinti sowie die Auslöschung von Menschenleben, die sich gegen die barbarische NS-Herrschaft gestellt haben. Am 27. Jänner gedenken wir der Befreiung der Häftlinge des KZ-Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945 durch alliierte Truppen. Jedoch sollten wir an diesem 27. Jänner auch an all jene Frauen, Männer und Kinder denken, die in den Vernichtungslagern wie etwa Belczek, Sobibor, Treblinka, Kulmhof ermordet wurden. Die Politik als auch die Zivilgesellschaft ist dazu aufgerufen, wachsam gegen jegliche Art von antidemokratischen und menschenfeindlichen Tendenzen zu sein. Auschwitz darf nie wieder geschehen.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen  

„Dieser Tag erinnert uns an unsere immerwährende Verantwortung, strikt und entschieden und aus tiefster Überzeugung gegen jede Form von Antisemitismus aufzutreten. Aber wir dürfen es nicht bei diesem einen Tag belassen. Unser gemeinsames „Nie wieder!“ verpflichtet uns wachsam zu sein, und zwar jeden Tag. Gerade jetzt, wo Feinde unserer offenen Gesellschaft, Feinde der liberalen Demokratie, mehr und mehr Aufwind bekommen, gerade jetzt dürfen wir Antisemitismus, Hetze und Hass nicht gleichgültig gegenüberstehen – wir müssen uns entschieden entgegenstellen. Wenn Österreich das „Niemals wieder“ ernst meint, muss es das zeigen. Und zwar jeden Tag aufs Neue.“ 

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka  

„Am 27. Jänner 1945 wurden die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, diesen Tag, der seit 2005 auf Initiative der Vereinten Nationen für die weltweite Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Antisemitismus und Rassismus gilt, stets in unserem Bewusstsein zu halten. Wir alle sind es den ermordeten Jüdinnen und Juden schuldig, die Erinnerung an sie zu bewahren. Es ist unser aller Erbe und damit auch Pflicht, im Namen der Opfer die Stimme zu erheben. Antisemitismus ist nicht nur eine Bedrohung für die Juden, sondern für die Demokratie und die offene Gesellschaft insgesamt. Daher ist es für mich von zentraler Bedeutung, jüdisches Leben, Kultur und Geschichte sichtbarer machen, um Berührungsängste abzubauen.“ 

Bundeskanzler Karl Nehammer 

„Österreich hat eine besondere historische Verantwortung und gedenkt deshalb insbesondere heute der Opfer der unvorstellbaren Gräueltaten des NS-Regimes. Wir gedenken der Millionen von Kindern, Frauen und Männern, die in der Shoah auf grausamste Weise ermordet worden sind und werden diese dunkelsten Kapitel unserer Geschichte niemals vergessen. Wir kämpfen aus voller moralischer Überzeugung entschieden gegen jede Form von Antisemitismus – in Österreich, innerhalb der EU und wo immer Antisemitismus das friedliche Miteinander gefährdet. Das ist unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“ 

Vizekanzler Werner Kogler  

„Da wir am 27. Jänner die Befreiung von Auschwitz feiern und der Opfer des Holocaust gedenken, gehört eines klar und deutlich gesagt: Wir müssen gegen Hass und Hetze, gegen Antisemitismus und Rassismus aufstehen. Der Nationalsozialismus hat nicht von alleine die Oberhand gewonnen. Der in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewachsene braune Bodensatz hat am Ende in den Abgrund von Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und Mauthausen – zur industriellen Vernichtung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden geführt. Eine klare Haltung und ein gemeinsames und uneingeschränktes Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten sind daher das unabdingbare Gebot der Stunde, denn „Nie wieder ist jetzt“.“

Botschafter David Roet 

„Als Sohn eines Holocaust-Überlebenden ist dieser denkwürdige Tag für mich als Botschafter Israels von ergreifender Bedeutung. Heute gedenke ich meiner Familie, die dem schlimmsten Völkermord der Welt zum Opfer fiel, weil sie Juden waren. Ich bin stolz darauf, dass Österreich und seine Regierung aktiv daran arbeiten, dass sich solche Gräuel nicht wiederholen, und ich bin dankbar für die starke und stolze jüdische Gemeinschaft. Nach dem Massaker in der Hamas am 7. Oktober haben wir ein Wiederaufleben des Antisemitismus beobachtet, der sich in den Straßen europäischer Städte und sogar in angesehenen akademischen Einrichtungen manifestiert. So wie meine Vorfahren durch den Mut Einzelner während des Holocausts gerettet wurden, müssen wir heute, erneut aufstehen und unsere Stimme erheben. Als freie Menschen ist unsere Einheit von größter Bedeutung.“

SPÖ Klubobmann Philip Kucher 

„‚Nie wieder‘, ist jetzt. ‚Währet den Anfängen‘ ist heute. Es ist auch heute noch und – im Angesicht wiedererwachender Massen-Deportations-Fantasien – möglicherweise mehr denn je unsere Aufgabe, uns mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und damit unserer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und die richtigen Schlüsse für unser alltägliches Handeln zu ziehen. Wir müssen unserer historischen Verantwortung Rechnung tragen. Heute gedenken wir der Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Viele Überlebende haben es sich über Jahrzehnte zur Aufgabe gemacht, gegen das Vergessen zu arbeiten und ihre Geschichten zu erzählen. Leider werden diese Stimmen immer weniger. Wir sind also auch gefordert, ihre Geschichten weiterzuerzählen.“ 

NEOS Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger  

„Wir dürfen in unserer Menschlichkeit und den Grundlagen unserer Demokratie wie Freiheit, Selbstbestimmtheit, eine offene Gesellschaft und Pluralität nicht der Intoleranz und dem Extremismus weichen! Unsere eigene Vergangenheit lehrt uns eine fundamentale Verantwortung für die Sicherheit und Freiheit von Jüdinnen und Juden weltweit einzustehen. Niemals wieder ist heute!“

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