Die Prüfung im Auftrag des NDR zum Fall Hubert Seipel ist abgeschlossen. Der Bericht des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Steffen Klusmann bestätigt ein Fehlverhalten des freien Autors. Hubert Seipel hätte gegenüber dem NDR Geldzahlungen eines russischen Oligarchen offenlegen müssen. Mit Blick auf den NDR und die ARD gab es keine Hinweise darauf, dass an der Produktion Beteiligte von den russischen Zahlungen gewusst oder sogar davon finanziell profitiert haben.
Der Vorwurf, Seipel habe das Porträt "Ich Putin" vor Ausstrahlung vom Kreml "absegnen" lassen, hat sich ebenfalls nicht bestätigt. Bis heute beteuert Hubert Seipel, auch sein russischer Sponsor habe keinen Einfluss auf seine Buchprojekte oder die Filme ausgeübt. Der Bericht kommt aber zu dem Schluss, dass der Autor "zugänglich für Bestechung durch Nähe" gewesen ist. Durch den exklusiven Zugang zu Putin habe Seipel die nötige Distanz verloren. Ebenfalls nicht bestätigt hat sich der Verdacht, der NDR habe eine "Warnung" vor Seipel oder russischem Einfluss missachtet, denn eine konkrete und belastbare Warnung gab es nicht.
Wenngleich keinerlei Pflichtverletzungen bei Mitarbeitenden des NDR vorliegen, so kommt der Bericht doch zu der Einschätzung, man habe Seipel über die Jahre zu sehr hofiert und zu wenig kritisch hinterfragt. NDR Intendant Joachim Knuth: "Ich danke dem Team für den Bericht. Aus ihm geht klar hervor, dass niemand im NDR von Geldflüssen an Hubert Seipel aus Russland wusste, weil der Autor es verschwiegen hat und es auch sonst keine Hinweise darauf gab. Darüber hinaus liefert uns der Bericht wertvolle Anregungen. Wir werden das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu Protagonisten in großen Portraits klarer austarieren, genauso wie jenes zwischen Skepsis und Begeisterung – auch und gerade bei besonders starken Stoffen. Ich habe nun drei Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion und Justitiariat gebeten, diese Anregungen aus dem Bericht von Steffen Klusmann aufzugreifen und für uns zu konkretisieren."
Über den Bericht
Der Klusmann-Bericht zeichnet nach, woran Seipel speziell in den Jahren 2009 bis 2017 gearbeitet hat und unter welchen Bedingungen Dokumentationen und Buchprojekte u. a. über Russland zustande gekommen sind. Im Kern geht es um die Dokumentation "Ich, Putin" (2012) und um "Putin – Das Interview" (2014). Die juristische Dimension der Causa Seipel hat der auch für Compliance-Fragen zuständige NDR Chefjustitiar Dr. Michael Kühn für den Bericht beleuchtet. Klusmann und Kühn haben für den Bericht zahlreiche Unterlagen gesichtet, die Filme Seipels journalistisch eingeordnet und mit rund 40 Personen in Kontakt gestanden. Darunter war auch Hubert Seipel selbst, der Fragen schriftlich beantwortete. Um die Filme von Seipel in der Zeit ihrer Entstehung einzuordnen, hat die Russland-Kennerin Dr. Gesine Dornblüth eine Untersuchung der Filme durchgeführt. Dornblüth hat von 2012 bis 2017 als Moskau-Korrespondentin für Deutschlandradio gearbeitet.
Den Klusmann-Bericht sowie das Gutachten von Dr. Gesine Dornblüth zu den Filmen Seipels stellt der NDR auf den Unternehmensseiten zur Verfügung.
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