2023: Wien Energie schließt 10.000 Haushalte neu an Fernwärme an

Wien will bis 2040 klimaneutral werden. Damit das gelingt, hat Wien Energie auch im letzten Jahr den Fernwärmeausbau wieder kräftig vorangetrieben. Rund 200 Gebäude, davon in etwa die Hälfte Bestandsgebäude, und in Summe 10.000 Wohnungen hat Wien Energie im letzten Jahr neu an die Fernwärme angeschlossen. Insgesamt versorgt Wien Energie nun bereits 460.000 Haushalte und rund 8.000 Businesskund*innen mit Fernwärme. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen raus aus Gas und setzen alles daran, das auch zu schaffen. Wir investieren kräftig in den Ausbau und die Dekarbonisierung der Fernwärme, denn sie ist die effizienteste, umweltschonendste und auch praktischste Möglichkeit der Wärmeversorgung für die Wienerinnen und Wiener“, sagt Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen und Wiener Stadtwerke.

Ein Schritt in die Zukunft: 12,5 Kilometer neue Leitungen

Ganze 2,2 Kilometer Primärleitungen, also Hauptleitungen, und 10,3 Kilometer Sekundärleitungen wurden in Wien 2023 verlegt. „Unser Ziel ist es bis 2040, die Fernwärme komplett klimaneutral zu erzeugen und das Fernwärmenetz massiv auszubauen. Allein im vergangenen Jahr haben wir über 80 Millionen Euro in den Ausbau der Fernwärme und die Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung investiert und wir machen hier weiter“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Die insgesamt 12,5 Kilometer neuen Leitungen wurden von Wien Energie und den Wiener Netzen gebaut.  Die Primärleitungen sind für den Transport von rund 145 Grad Celsius heißem Wasser zuständig. Von diesem unterirdischen und zentralen Netz wird die Wärme über sogenannte „Gebietsumformer“, oft liebevoll auch „GUFOs“ genannt, in die lokalen Leitungen, sogenannte Sekundärleitungen, in die Wiener Grätzln transportiert.

Vier neue Autobahn-Abfahrten für die Fernwärme

Damit in Zukunft noch mehr Wiener Haushalte mit Fernwärme versorgt werden können, hat Wien Energie 2023 vier neue Gebietsumformer in Betrieb genommen. Zusammen haben sie eine Leistung von insgesamt 22 Megawatt. In diesen Umformer-Stationen stehen Wärmetauscher, die dem zentralen Netz die Wärme entziehen und diese an das lokale Netz abgeben. Im lokalen Netz, dem sogenannten Sekundärnetz, hat das Wasser dann – je nach Außentemperatur – eine Temperatur zwischen 63 und 90 Grad Celsius. Das ist mehr als genug, um Wohnungen auf angenehme Temperaturen zu heizen. Die GUFOs sind also so etwas wie Autobahn-Abfahrten für die Fernwärmeversorgung, bei denen die hohe Temperatur auf eine niedrigere gedrosselt wird. 

Strategischer Fernwärme-Ausbau in Pioniergebiete 

In den kommenden Jahren investiert Wien Energie 50 Millionen Euro in den strategischen Fernwärmeausbau in vier Pioniergebieten: Rossau (1090), Gumpendorfer Straße (1060), Alliiertenviertel (1020) und Huber-Block (1160). Ziel ist es, hier so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und Synergien mit anderen Organisationen und Institutionen der Stadt Wien bestmöglich zu nutzen, um den weiteren Ausbauprozess und die Umstellung von Gas auf alternative Heizsysteme zügig voranzutreiben. Gleichzeitig wird die Fernwärme auch in Gebieten mit sehr hoher Wärmebedarfsdichte, also vor allem im innerstädtischen Gebiet, sukzessive ausgebaut. Zudem investiert Wien Energie in den kommenden fünf Jahren über eine Milliarde Euro in den Gas-Ausstieg. Damit Wiens Fernwärme bis 2040 komplett klimaneutral wird, spielt vor allem die Nutzung von Abwärme durch den Einsatz von Großwärmepumpen und Geothermie eine wesentliche Rolle.

Wiener Fernwärmesystem: Ein Vorreiter-Modell für Europa

Das Wiener Fernwärmesystem zählt mit seinem über 1.300 Kilometer langem Leitungsnetz heute schon zu den Vorreiter-Modellen Europas und den umweltschonendsten Heizformen. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz (unter 10 Prozent). Etwa ein Drittel kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. Auch mit diesem Gasanteil ist die Fernwärme im Vergleich zu herkömmlichen Gasetagenheizungen die deutlich klimaschonendere Alternative. Zur Einordnung: Bei der Fernwärme entstehen rund 22 g CO2-Äquivalente je Kilowattestunde, bei Gasthermen sind es 202 Gramm, also fast zehn Mal so viel.

Dekarbonisierung der Fernwärme schreitet voran

Um die Fernwärme künftig gänzlich klimaneutral zu erzeugen, hat Wien Energie bereits große Leuchtturmprojekte gestartet. Ganz konkret wurde im Dezember letzten Jahres die leistungsstärkste und umweltfreundlichste Großwärmepumpe Europas in Betrieb genommen, die die Abwärme aus der Kläranlage in Simmering nutzt und in der ersten Ausbaustufe bereits Fernwärme für umgerechnet 56.000 Wiener Haushalte erzeugt. Eine genauso wichtige Rolle, wie der Einsatz von Großwärmepumpen spielt die Nutzung von Geothermie. Ziel von Wien Energie ist es, bis 2030 bis zu 125.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus der Tiefengeothermie zu versorgen. In Summe sollen bereits ab 2030 bis zu 20 Prozent der Fernwärme-Gesamterzeugung mit der Tiefengeothermie abdeckt werden und bis 2040 55 Prozent der Wärme aus Großwärmepumpen und Geothermie erzeugt werden.

“Um in Zukunft von weltweiten Energiekrisen und explodierenden Großhandelspreisen unabhängig zu werden, ist es notwendig den Anteil an Erneuerbaren bei der Fernwärme zu erhöhen und auf fossile Energieträger in der Wärmeerzeugung zu verzichten”, erläutert Strebl. Je höher dieser Anteil sein wird, desto stabiler werden sich auch die Preise gestalten. Wien Energie arbeitet derzeit bereits an der Entwicklung eines neuen Fernwärme-Tarifmodells, das auch den ständig wachsenden Erneuerbaren-Anteil widerspiegelt.

Bildmaterial: https://bit.ly/3RuvX3d  

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