Was lange währt, wird endlich gut – darauf hat wohl Frauenministerin Raab gehofft, als sie die Zeitverwendungsstudie monatelang nicht veröffentlichte. Die Ergebnisse jedoch zeichnen ein dramatisches, aber wenig überraschendes Bild. SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner in einer ersten Einschätzung: „Frauen arbeiten noch immer wesentlich mehr als Männer im Haushalt, bei der Kindererziehung und der Care-Arbeit – also unbezahlt, unabhängig vom Haushaltseinkommen und der finanziellen Beteiligung. Daran hat sich seit der letzten Zeitverwendungsstudie aus dem Jahr 2008 nichts geändert. Die ernüchternden Ergebnisse bestätigen einmal mehr, was wir als SPÖ schon so lange einfordern: Echte Halbe-Halbe zwischen den Geschlechtern.“ ****
Doch eine gerechte Aufteilung der unbezahlten Arbeit kommt nicht von ungefähr. Holzleitner: „Frauen nehmen immer stärker am Erwerbsleben teil, aber Männer übernehmen nicht in der gleichen Intensität die unbezahlte Arbeit in Haushalt und Erziehung. Das bedeutet eine ungleich höhere Belastung für Frauen, die sich sprichwörtlich teilen müssten, um all die Arbeit, die ihnen so selbstverständlich umgehängt wird, erledigen zu können. Diese Schieflage tut einer Gesellschaft nicht gut. Wir müssen uns an Ländern orientieren, die uns hier einen Schritt voraus sind, etwa die skandinavischen Länder.“ In Island oder Schweden nehmen öffentliche Institutionen ihre Verantwortung dabei wahr, echte Halbe-Halbe zu schaffen. Dadurch formen sie aktiv die Gesellschaft und geben Frauen die Möglichkeit, gleichberechtigt am öffentlichen Leben und am Erwerbsleben teilzunehmen – ohne Doppel- oder Dreifachbelastung.
Relevante Punkte, die ehestmöglich umgesetzt werden müssten, um Frauen endlich die gleichen Chancen zu ermöglichen wie sie Männer in Österreich haben, sind etwa der von SPÖ, den Sozialpartnern und selbst der Industriellenvereinigung lange geforderte Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz – ganzjährig, ganztägig, kostenlos und ab dem ersten Lebensjahr. „Wenn Familien sich darauf verlassen können, dass für ihre Kinder ein qualitativer und mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit vereinbarer Bildungsplatz zur Verfügung steht, nehmen wir gerade Frauen eine massive Last von den Schultern. Der ländliche Raum muss hier besonders im Fokus stehen. Wir sehen in der Zeitverwendungsstudie, dass Frauen über alle Altersgruppen hinweg im Haushalt mehr leisten. Frauen in Paarhaushalten mit Kind(ern) erledigen im Durchschnitt rund 70 Prozent der Hausarbeit.“ Weitere Baustellen seien etwa die ungleiche Aufteilung von Karenzzeiten. Nur 1 von 100 Vätern geht länger als 6 Monate in Karenz. „Der Dreh- und Angelpunkt für nachhaltige Veränderung sind die Karenzzeiten. Hier eine bessere Aufteilung zu schaffen, nach dem Motto ‚Halbe-Halbe‘, würde zu einer faireren, partnerschaftlichen Arbeitsteilung führen. Wenn wir wollen, dass Frauen gleichberechtigt am Erwerbsleben teilnehmen können, müssen wir hier mehr und vor allem bessere Angebote schaffen“, so Holzleitner. Zuletzt geht die SPÖ-Frauensprecherin auf die allgemeine Arbeitszeitverkürzung ein: „Ja, wir werden uns mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Die Zeitverwendungsstudie zeigt uns klar, dass gerade Frauen sich zerreißen müssen, um alles unter einen Hut zu bringen. Eine reduzierte Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn würde besonders für Berufe mit hoher Belastung, wie etwa in der Pflege, klare Vorteile mit sich bringen.“
Es sei kein gutes Bild, das die neue Zeitverwendungsstudie zeichne und daher ein klarer Arbeitsauftrag an die Bundesregierung, um bei künftigen Datenerhebungen einen fairen Ausgleich zwischen den Geschlechtern zu schaffen, hält Holzleitner fest: „Setzen wir endlich die entsprechenden Maßnahmen, um Frauen in Österreich zu entlasten und zu stärken. Es gibt genügend Vorbilder und auch Vorschläge, wie wir Halbe-Halbe endlich auch in Österreich umsetzen können. Regeln wir Halbe-Halbe durch gute, klare Gesetze! Her mit dem Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr, einer faireren Aufteilung der Karenzzeiten auf beide Elternteile und einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeiten.“ Klar ist für die SPÖ im Parlament auch, dass die Zeitverwendungsstudie regelmäßiger durchgeführt werden muss, um Ergebnisse bestmöglich vergleichen zu können und der Wissenschaft solide Daten zur Verfügung zu stellen. In Deutschland gibt es ein Gesetz, das eine Teilnahme an der europaweiten Studie festschreibt. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf hat Holzleitner im Nationalrat eingebracht, bisher wurde die Initiative im Gleichbehandlungsausschuss durch die Regierungsfraktionen vertagt. (Schluss) ts/bj
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. SPÖ-Parlamentsklub