ECPAT Österreich – Bilanz 20 Jahre Engagement für den Kinderschutz

ECPAT Österreich, eine führende Organisation im Bereich des Kinderschutzes, feiert ihr 20-jähriges Jubiläum und zieht Bilanz. Seit der Gründung im Jahr 2003 setzt sich ECPAT Österreich – Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung – bei seinen vier Kernthemen unermüdlich für den Schutz von Kindern ein: im Tourismus, im digitalen Raum, beim Kampf gegen Kinderhandel sowie im Bereich Kindeschutzkonzepte. Vieles wurde erreicht, dennoch bestehen Herausforderungen und Lücken – nicht zuletzt bei der Grundfinanzierung.

Kinderschutzkonzepte – ein Erfolg mit strukturellen Lücken

Zusammen mit dem Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren und dem Netzwerk Kinderrechte hat ECPAT Österreich von 2019 bis 2022 das erfolgreiche EU-Projekt „Safe Places“ zur Förderung von Kinderschutzkonzepten umgesetzt und mit dieser Arbeit den Grundstein für die gesetzliche Verankerung von Kinderschutzkonzepten gelegt. Nun müssen beispielsweise Kindergärten und Krippen bereits in mehreren Bundesländern verpflichtend Schutzkonzepte umsetzen, eine bundesweite Verpflichtung für alle Schulen soll folgen. Die Safe Places-Plattform www.schutzkonzepte.at hat sich als zentrale Wissensquelle zu Schutzkonzepten etabliert. Neben dem Erfolg bleiben weitere Herausforderungen, denn um eine wirksame Umsetzung zu gewährleisten, braucht es zur Erstellung und Implementierung eines Kinderschutzkonzepts Fördermöglichkeiten sowie inhaltliche Unterstützung für Organisationen und Institutionen.

Auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ist struktureller Kinderschutz eine wichtige Anforderung, die zur Umsetzung finanzielle und inhaltliche Unterstützung benötigt. Seit vielen Jahren begleitet ECPAT Österreich im Auftrag privater und öffentlicher Geldgeber*innen auch im internationalen Umfeld Organisationen bei ihren Schutzkonzepten. Die aktuelle Förderung der Außenministeriumsagentur ADA läuft Mitte nächsten Jahres aus. Diese Unterstützung von einer Projektförderung auf eine langfristig verfügbare Leistung umzustellen wäre ein wichtiger nächster Schritt zum Schutz von Kindern vor Gewalt in Organisationen und Institutionen. 

Fehlende Infrastruktur für Betroffene des Kinderhandels

Auch betreffend Schutz und Betreuung für Opfer von Kinderhandel fehlen die Ressourcen. Die Umsetzung des in den letzten Jahren in der Arbeitsgruppe gegen Kinderhandel, unter Beteiligung von ECPAT Österreich, erarbeiteten Konzeptes für eine notwendige, spezialisierte Schutzeinrichtung für minderjährige Opfer von Menschenhandel muss noch immer warten, weil die Finanzierung nicht gesichert ist. Das ist aus Sicht des Kinderschutzes für diese besonders vulnerable Gruppe von Kindern nicht akzeptabel.

ECPAT Österreich, ist seit 2007 Mitglied in der Taskforce zur Bekämpfung des Menschenhandels und der Taskforce-Arbeitsgruppe gegen Kinderhandel. Schulungen von Fachkräften zur Sensibilisierung, Identifizierung und Betreuung betroffener Kinder sind seit langem ein fester Bestandteil der Aktivitäten. In einem Pilot-Projekte in Nordmazedonien wird derzeit ein Frühwarnsystem für verschwundene Kinder etabliert.

Kinderschutz im österreichischen Tourismus noch nicht angekommen

Der Kinderschutz im Tourismus stand am Anfang der Tätigkeit von ECPAT Österreich. Als nach wie vor einzige Organisation in Österreich, die sich für den Kinderschutz im Tourismus einsetzt, ist ECPAT Schnittstelle zwischen unternehmerischer Verantwortung in touristischen Betrieben, der touristischen Ausbildung sowie internationalen Initiativen und nationale Vertretung des internationalen Kinderschutzkodex „The Code“.

Touristische Infrastrukturen können Schlüsselstellen für Missbrauch und Ausbeutung sein, sind aber gerade deshalb auch der Schlüssel zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Bewusstseinsbildung, Beratung, Informationen zu Risiken und zu länderübergreifenden Anzeigemöglichkeiten und entsprechende Schutzkonzepte müssen in Zukunft viel stärker umgesetzt und gefördert werden.

Brennpunkt: Kinderschutz im digitalen Raum

Wirksame und langfristige Lösungen zur Bekämpfung der Verbreitung von sexuellem Kindesmissbrauch online haben die staatlichen Regierungen in der Hand. Zusammen mit rund 80 zivilgesellschaftlichen Kinderschutz-Organisationen appelliert ECPAT Österreich an die Europäische Union, den Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung online zu verbessern. Daher fordert ECPAT die österreichische Regierung auf, den EU-Gesetzesvorschlag „Festlegung von Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern“ zu unterstützen. Das Recht auf Privatsphäre der User und das Recht der Kinder, vor Gewalt geschützt zu werden, sind zwei zentrale Grundrechte, die Hand in Hand gehen sollten anstatt sich gegenseitig auszuschließen. ECPAT Österreich bedauert die primär ablehnende Haltung Österreichs dazu.

Fazit und Ausblick: Gratis Kinderschutz?

ECPAT Österreich hat gerade in Bereichen, in denen wenige andere tätig sind, eine bedeutende Rolle im Kinderschutz eingenommen und setzt sich dafür ein, der sexuellen Gewalt an Kindern in allen Formen und Bereichen ein Ende zu setzen. Nach mehr als 20 Jahren können wir auf wesentliche Erfolge, aber auch auf viele Herausforderungen zurückblicken. Besonders freuen wir uns über unseren Beitrag zur Systemveränderung, wie zum Beispiel die weite Verbreitung und die teilweise gesetzliche Verankerung von Kinderschutzkonzepten sowie auch die Etablierung spezialisierter Schulungen betreffend Kinderhandel seit 2005“, freut sich Mag.a Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich, im Zuge der 20-Jahr-Feierlichkeiten und im Vorfeld des Menschenrechtstages 2023. „Nichtsdestotrotz fehlt es an finanziellen Ressourcen und inhaltlicher Unterstützung für eine effektive Umsetzung von Kinderschutzmaßnahmen in Österreich. Kleine Organisationen, die einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Kinder leisten, können dies nicht weiterhin „gratis“ tun.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ECPAT Österreich

EntwicklungshilfeGesellschaftKinderPolitikSicherheit
Comments (0)
Add Comment