Kennen Sie Marietta Blau? Sie war eine der ersten Frauen in Österreich, die Physik und Mathematik studierte. Sie forschte zu Radioaktivität an der Universität Wien und am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften. Fünf Mal wurde sie für den Nobelpreis vorgeschlagen. Erfolglos. Als Jüdin war Marietta Blau 1938 gezwungen zu emigrieren. Sie starb 1970 in Wien. In keiner wissenschaftlichen Zeitschrift erschien ein Nachruf.
„Wissenschaft lebt von Diversität“
Eine Würdigung erfahren Marietta Blau und andere frühe Forscherinnen wie die Zoologin Leonore Brecher oder die Archäologinnen Maria Junker und Lisbeth Schäfer in der Ausstellung „Forscherinnen entdecken: Frauen an der Akademie der Wissenschaften“, die von 1. Dezember 2023 bis 31. Jänner 2024 in der Aula des Hauptgebäudes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu sehen ist.
Anlass ist das 50-jährige Jubiläum der Wahl von Berta Karlik zum ersten weiblichen wirklichen Mitglied der Akademie. Gestaltet wurde die Schau von Historikerin und ÖAW-Mitglied Brigitte Mazohl und ÖAW-Historikerin Sandra Klos.
Christiane Wendehorst, Präsidentin der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, betont: „Die Akademie ist längst keine Männergesellschaft mehr – und das ist gut so. Wissenschaft lebt von Diversität. Doch noch immer werden die Forschungsleistungen von Frauen in Geschichte und Gegenwart zu wenig gewürdigt. Dem wollen wir mit dieser Ausstellung entgegentreten und Frauen in der Wissenschaft sichtbar machen. In diesem Sinne laden wir alle Besucherinnen und Besucher der Ausstellung ein, Forscherinnen zu entdecken, deren wissenschaftliche Arbeit sie bisher vielleicht noch gar nicht oder nur wenig kennen.“
Kunstinterventionen machen Frauen sichtbar
Das lange Fehlen von Frauen in der Akademie greifen im Rahmen der Ausstellung auch zwei Künstlerinnen auf: Tatjana Lecomte und Heidi Schatzl. Als Ausgangspunkt dient das Gemälde einer Akademiesitzung von Olga Prager aus dem Jahr 1912, auf dem der damaligen Zeit entsprechend ausschließlich Männer zu sehen sind.
Dieses Bild, das in einem Veranstaltungsraum der ÖAW hängt, umrahmt die bildende Künstlerin Tatiana Lecomte mit den Namen aller seit der Gründung der Akademie gewählten weiblichen Mitglieder. Das Kunstwerk mit dem Titel „Gegenüber“ ist ein „living document“ und wird laufend um die Namen neu gewählter Frauen und nicht-binärer Personen erweitert.
Die Künstlerin und Architektin Heidi Schatzl analysiert das Gemälde mit den Biografien der dargestellten Gelehrten inhaltlich. Ihr Werk „Olga Prager 1912 (Re-) Konstruktion des Jahrhunderts der Extreme“ zeigt, dass sich im Bild bereits gesellschaftliche Umbrüche vorausahnen lassen.
Erste weibliche Mitglieder und aktuelle Forschung von Frauen
Die Physikerin Lise Meitner war im Jahr 1948 die erste Frau, die zum korrespondierenden Mitglied der ÖAW im Ausland gewählt wurde. Meitners Forschungsleistungen sowie jene weiterer früher weiblicher Mitglieder werden in der Ausstellung vorgestellt. Dabei wird auch die problematische NS-Vergangenheit einiger der ersten weiblichen Mitglieder, wie im Fall der Theaterwissenschaftlerin Margret Dietrich, thematisiert.
Nicht zu kurz kommt in der neuen Schau schließlich auch die aktuelle Forschung von Frauen an der Akademie. Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Archäologie, Geschichtswissenschaften, Demographie und Infektionsbiologie geben einen Einblick in ihre Erkenntnisse und zeigen, welche genderrelevanten Forschungsfragen ihrer Arbeit zugrunde liegen – von Geschlechterrollen in der Steinzeit über Herrscherinnen in der Geschichte bis zu Gender-Pay-Gap und dem ersten Atemzug eines Neugeborenen.
Alle Infos zur Ausstellung:
Ausstellung: „Forscherinnen entdecken: Frauen an der Akademie der Wissenschaften“
Termin: 1. Dezember 2023 – 31. Jänner 2024 – Eintritt frei!
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9:00 bis 17:00 Uhr
Ort: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
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