Grüne Wien/Pühringer, Huemer: Neue Zahlen zeigen Notlage in Wiens Spitälern

Die Dringlichkeit des heute von den Grünen einberufenen Sondergemeinderates zum Thema „SOS Gesundheit“ belegt eine neue Anfragebeantwortung von Gesundheitsstradtrat Hacker. Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Grünen Wien, wollte von Stadtrat Hacker in einer schriftlichen Anfrage unter anderem die Kündigungsgründe von medizinischem und Pflegepersonal wissen. Die Beantwortung zeigt ein sehr klares und auch erschütterndes Bild der Situation: Demnach sind die vom Pflegepersonal am häufigsten genannten Austrittsgründe wörtlich „die Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeiten und die besonderen Herausforderungen in der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team“. Bei Ärzt:innen ist die Situation sehr ähnlich: Hier sind am häufigsten genannten Austrittsgründe wörtlich „die hohe Intensität des Workflows in Bezug auf Nacht- und Wochenenddienste, Arbeitsbelastung und Work-Life-Balance“.

Die Anzahl der Kündigungen in Wiens Spitälern ist seit Jahren hoch: 2020 kündigten 547 Pflegekräfte, ein Jahr darauf waren es schon 646. 2022 waren es dann 717. Laut Wiener Personalbericht beendigten 2022 3.100 Menschen im Wiener Gesundheitsverbund ihre Dienstverhältnisse, bei 2.913 Neuanstellungen. Alleine in der Klinik Ottakring haben heuer schon 23 Mitarbeiter:innen ihren Job gekündigt. "Diese Zahlen zum sinkenden Personalstand und den Kündigungsgründen belegen klar und deutlich, warum wir im heutigen Sondergemeinderat „SOS Gesundheit“ ausgerufen haben. Die Arbeitsbedingungen sind sehr prekär und gefährden die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener. Der Wiener Gesundheitsverbund braucht ein richtig großes Reformpaket, um zukünftig als attraktive Arbeitgeberin punkten zu können“, so Barbara Huemer.

"Das Personal pfeift aus dem letzten Loch und die Menschen in dieser Stadt verlieren gerade das Vertrauen in unser Gesundheitssystem. Die Gewissheit, im Fall der Fälle gut versorgt und zeitgerecht behandelt zu werden, bröckelt nicht nur, sie ist uns in Wien abhanden gekommen“, so Parteivorsitzende Judith Pühringer. Der Personalmangel in Wien ist schon so schlimm, dass einzelne Leistungen ausgelagert werden müssen. So geschehen in der Klinik Ottakring, wo die radiologische Befundung an Dritte vergeben werden muss. Das kostet mehr als notwendig. Weitere Auslagerungen könnten aufgrund fehlender Fachärzt:innen in Mangelfächern folgen, wie aus einer weiteren Beantwortung einer Anfrage an den Wiener Gesundheitsverbund hervorgeht.

Die Grünen Wien fordern deshalb im heutigen Sondergemeinderat erneut u.a.:

+ Verbesserung der Arbeitsbedingungen: verlässliche Dienstpläne, fixer Zugriff auf den Personalpool bei Unterbesetzung auf den Stationen, ausreichend Zeit für die Patient:-innen, Verankerung von fixen Ausbildungszeiten in den Dienstplänen, verbesserte Work-Life-Balance, besseres Essen, mehr Mitsprache, flachere Hierarchien. 
+ Bessere Finanzierung für eine substantielle Personalaufstockung.
+ Schrittweise Arbeitszeitverkürzung für die Pflege mit Lohnausgleich.

+ Erprobung von Pilotprojekten: z.B. 4-Tage-Woche oder 6-Stunden-Tag.
+ Führungskräfte besser auswählen und ausbilden: Motivation, Teamgeist, Kollegialität, Wertschätzung, Vermittlung von Wissen müssen mehr wiegen als Ellbogenmentalität.
+ Verbesserung der Ausbildungsbedingungen, Assistenzärzt:innen entlasten.
+ Reduktion des Administrationsaufwandes und Einstellung von mehr administrativem Personal, um bürokratische Tätigkeiten von Ärzt:innen wegzubringen.
+ Realistischere Personalbedarfsplanung, Verbesserung des Personalschlüssels.
+ Garantie von arbeitsplatznaher 24-Stunden-Kinderbetreuung.

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