Rotes Kreuz: „Ein einzelner Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen ist nicht genug!“

Der 25. November ist einem Thema gewidmet, das in Österreich nahezu „trauriger Alltag“ genannt werden kann – nämlich geschlechterspezifischer Gewalt. Seit Anfang 2023 kam es in Österreich zu 25 Femiziden und 41 Mordversuchen. Die Alpenrepublik hat damit eine der höchsten Raten an Frauenmorden in Europa vorzuweisen, statistisch gesehen kommt es jeden fünften Tag zu einer schweren Gewalttat gegen eine Frau. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen bildet den Auftakt zur 16-tägigen Kampagne „Orange The World“, in deren Rahmen öffentliche Gebäude orange beleuchtet werden, um ein Zeichen der Solidarität mit weiblichen Gewaltopfern zu setzen. 

„Immerhin ein Zeichen – doch ein Aktionstag und beleuchtete Gebäude sind nicht genug“, erklärt Petra Schmidt, Bereichsleiterin Gesundheit und Soziale Dienste beim Österreichischen Roten Kreuz. „Man muss leider feststellen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt. Wir sehen ein strukturelles Problem in unserer Gesellschaft, denn die Zahlen sind hoch und bleiben hoch. Die meisten Taten passieren in Partnerschaften und im familiären Umfeld, manchmal auch mit einem angeschlossenen Selbstmord des Täters.“  

Hohe Dunkelziffer, Gesamtstrategie fehlt
Schmidt erklärt weiters: „Hartnäckig hält sich die Behauptung, dass die Herkunft der beteiligten Personen eine Rolle spielt, das ist aber nicht belegbar. Vermeintliche Motive sind vielfältig und unabhängig von Biografien – etwa eine Trennung oder eine psychische Krise in Folge von Krankheit, Armut oder Überforderung.“ Das Sozialministerium stockte die Mittel zur Gewaltprävention zuletzt auf. Schmidt fordert dennoch weitere Maßnahmen. „Die beschlossenen Aufstockungen sind gut und richtig. Aber wir benötigen noch mehr Sensibilisierung für das Thema. Die Dunkelziffer der Gewalttaten ist hoch, denn der Großteil der Frauen meldet die Vorfälle nicht. Dabei wird in Österreich jede dritte Frau ab dem 15. Lebensjahr im Laufe ihres Lebens Opfer von psychischer, körperlicher oder sexualisierter Gewalt. Was fehlt, ist eine Gesamtstrategie im Gewaltschutz, mehr Öffentlichkeitsarbeit, noch mehr Sensibilisierung. Schon in den Schulen muss den Jugendlichen klar vermittelt werden, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werden darf. Es darf auch nicht mehr von ‚Liebesdrama‘ die Rede sein, wenn eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird.“ 

Genitalverstümmelung und Gewalt gegen ältere Frauen
Femizide sind zwar die sichtbarste und dramatischste Form von Gewalt gegen Frauen, doch das Leid spielt sich oft auch im Verborgenen ab. So sind bis zu 8.000 Mädchen und Frauen in Österreich von Genitalverstümmelung – kurz FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) – betroffen. Sie erleiden durch Messer, Glasscherben oder Rasierklingen schwere Verletzungen. Diese führen zu großen gesundheitlichen Problemen von Schmerzen beim Wasserlassen über chronische Entzündungen und Harnwegsinfektionen bis zu schweren Depressionen und Panikattacken. Ebenfalls ein Tabuthema ist Gewalt gegen ältere Frauen. Bei ihnen geht die Gewalterfahrung zusätzlich einher mit altersbedingten Diskriminierungen. Ältere Frauen können Opfer von Gewalt werden, wenn zum Beispiel ihre pflegenden Angehörigen mit der Situation überfordert sind. 

Angebote des Roten Kreuzes zur Gewaltprävention
Das Österreichische Rote Kreuz engagiert sich mit einer Reihe von Angeboten im Kampf gegen Gewalt an Frauen, beispielsweise mit der Online-Schulung „Gewalt gegen ältere Frauen: Erkennen & Hilfe“. Auch zu den Themen weibliche Genitalverstümmelung gibt es zahlreiche Angebote: „Gemeinsam mit dem Frauengesundheitszentrum FEM Süd, den Frauengesundheitszentren Linz und Salzburg sowie dem MEN-Männergesundheitszentrum bieten wir im Rahmen der FGM/C-Koordinationsstelle landesweit Unterstützung, Information und Beratung“, erklärt Schmidt. Insbesondere Männer müssen frühzeitig in die Präventionsarbeit eingebunden werden. „Im MEN-Männergesundheitszentrum besteht die Möglichkeit der männerspezifischen persönlichen Beratung zu allen Themen rund um Gewalt gegen Frauen. Es zeigt sich, dass gezielte Aufklärung und Sensibilisierung auch präventiv wirkt. Männer, die das strukturelle Problem einmal erkannt haben, werden oft zu Multiplikatoren, von denen die Botschaft der Gewaltprävention weitergetragen wird“, meint dazu Romeo Bissuti, Leiter des MEN-Männergesundheitszentrums. 

Weitere Infos: 

Online-Schulung „Gewalt gegen ältere Frauen: Erkennen & Hilfe“: Hier klicken

MEN-Männergesundheitszentrum: Hier klicken

FEM Süd: Hier klicken

Linzer Frauengesundheitszentrum: Hier klicken

Frauengesundheitszentrum Salzburg: Hier klicken 

Fotos: Hier klicken

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