Nur gesunde Betriebe sichern Arbeitsplätze und Wohlstand

  • Österreichs Industrie in der Rezession
  • Kontinuierlicher Verlust an Wettbewerbsfähigkeit 
  • Gewerkschaftsforderungen seit acht Wochen unverändert zu hoch
  • Arbeitgeber-Angebot liegt bei 8,2 % und stärkt Kaufkraft aller Beschäftigten
  • Gewerkschaften agieren verantwortungslos und ohne Kompromissbereitschaft
  • Kollektivvertrag gilt weiter – auch ohne Einigung

Seit über acht Wochen blockiert die Gewerkschaft den Abschluss des Kollektivvertrages in der Metalltechnischen Industrie, ohne ernsthaft zu verhandeln. Die Gewerkschaften haben zu Beginn ein Forderungspaket vorgelegt, das von der Arbeitgeberseite als überzogen und unrealistisch beurteilt wurde. Bis zum Schluss hielten die Gewerkschaften stur an ihrer Forderung fest, ohne sich mit den Positionen der Arbeitgeber professionell auseinander zu setzen.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die Blockadepolitik der Gewerkschaften ist unverständlich und inakzeptabel, sie haben sich in den ersten sechs Runden keinen Millimeter bewegt. Wir haben hingegen zehn verschiedene Angebote vorgelegt, welche die sehr schwierige wirtschaftliche Situation der Unternehmen berücksichtigen. Von Seiten der Gewerkschaften gab es immer nur ein Nein. Dieses Verhalten ist verantwortungslos, unverhältnismäßig und entspricht nicht dem Geist der Sozialpartnerschaft. Am Montag haben die Gewerkschaftsvertreter erstmals ein verändertes Angebot vorgelegt und fordern nun 10,6 %. Für drei von vier Beschäftigten würde die vorgeschlagene Spreizung nach Beschäftigungsgruppen jedoch eine Erhöhung von mehr als 11,6 % bedeuten. Das ist grotesk, denn es ist einfach nicht finanzierbar.“ 

Stefan Ehrlich-Adám, Verhandlungsführer für den FMTI: „Wir bieten weiterhin im Schnitt 8,2 % Lohn- und Gehaltserhöhung, für die unteren Beschäftigungsgruppen würde das bis zu 12 % mehr Lohn bedeuten. Das ist ein fairer und ausgewogener Vorschlag. Bei der aktuellen Inflation von 5,4 % würde dieser Abschluss für viele Beschäftigte eine deutliche Stärkung der Kaufkraft bringen. Die Vorgangsweise der Gewerkschaften ist verantwortungslos, gefährdet Arbeitsplätze und schadet dem Standort.“ 

Das vom Fachverband vorgelegte KV-Angebot „Arbeit – Sicherheit – Wohlstand“ bedeutet durchschnittlich 8,2 % mehr Lohn und Gehalt, bestehend aus nachhaltigen, sozial gestaffelten Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 6 % (2,7 % plus 130 Euro monatlicher Fixbetrag) sowie einer steuerbefreiten Einmalzahlung von netto 1.200 Euro.

Christian Knill: „Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, denn nur gesunde Betriebe sichern Arbeitsplätze und Wohlstand. Den Gewerkschaften scheint das aber vollkommen egal zu sein.“ 

Knill und Ehrlich-Adám verweisen auf die schwierigen und komplexen Rahmenbedingungen der heurigen Lohnrunde: 

Eine starke und wichtige Branche
Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die Metalltechnische Industrie beschäftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 300.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro.

Christian Knill: „Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschäftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend unterschiedlich ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, das müssen wir in den KV-Verhandlungen berücksichtigen. Wir können nicht die erfolgreichsten Unternehmen als Maßstab nehmen, sondern müssen alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen mitnehmen.“ 

Rezession in der Industrie

Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen Rückgang der Produktion von rund 6 %, die Auftragseingänge gingen sogar um 18 % zurück. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer einen Verlust. Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ.

Christian Knill: „Die Industrie und die gesamte Wirtschaft befinden sich in einer Rezession und die Produktivität ist negativ. Das bedeutet, dass wir alle einen gewissen Wohlstandsverlust hinnehmen müssen. Es gibt keine Produktivitätsgewinne, die verteilt werden können. Die Gewerkschaften agieren an der Realität vorbei und verschließen die Augen vor den Problemen in den Betrieben.“

Inflation

Die Teuerung in Österreich sinkt seit einigen Monaten kontinuierlich (aktuell 5,4 %), liegt aber im Jahresvergleich weiterhin rund 2 % über dem Schnitt der Länder im Euroraum. Das ist für die exportorientierte Branche ein großer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die im Vergleich deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit.

„Wir hatten bereits im vergangenen Jahr eine höhere Inflation als der Euroraum und damit einen höheren Abschluss. Wenn wir heuer wieder höhere Lohnkosten als unsere Mitbewerber haben, fliegen wir aus dem internationalen Geschäft raus mit der Konsequenz, dass viele Betriebe Arbeitsplätze abbauen oder die Produktion verlagern müssen. Das kann doch nicht im Sinne der Gewerkschaften sein“, so Christian Knill.

Die Branche zahlt sehr gut: regelmäßige Reallohngewinne

Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 5.100 Euro (71.400/Jahr), der Durchschnittslohn 3.670 Euro (51.400/Jahr) und der Mindestlohn liegt bei 2.230 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über dem KV. Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig Reallohngewinne erzielen. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die realen Löhne (also Löhne und Gehälter nach Berücksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen.  

Stefan Ehrlich-Adám: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit Jahren Reallohngewinner und verdienen gut. Wir sind auch heuer bereit, die Löhne und Gehälter deutlich zu erhöhen. Angesichts der weiter sinkenden Inflation werden die Reallöhne 2024 wieder steigen. Die Forderung von 10,6 % und mehr ist für viele Unternehmen aber untragbar. Dass die Gewerkschaften sogar für Höchstverdiener, die mehr als 160.000 Euro im Jahr verdienen, nochmals an die 12.000 Euro mehr verlangen, ist maßlos und zeigt den Realitätsverlust der Gewerkschaftsfunktionäre.“  

Gewinne

Zu den behaupteten großen Gewinnausschüttungen in der Branche meint Ehrlich-Adám: „Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten Übergewinnen kann bei uns keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsächlich überdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurückgegangen. Natürlich gibt es Unternehmen, denen es noch gut geht, aber auch dort gehen die Margen klar zurück. Jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis.“ 

Streiks

Was die Streiks betrifft, vertritt der FMTI eine klare Position. „Wir treten den Streiks mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegen. Jede Form von unzulässiger Behinderung oder Blockade wird zur Anzeige gebracht. Klar ist auch, dass die Streikenden für die Zeit der Arbeitsniederlegung keinen Lohn erhalten, dafür sind die Gewerkschaften zuständig. In jedem Fall bedeutet dies für die Streikenden Lohneinbußen. Das müssen die Gewerkschaften auch aktiv kommunizieren, damit die Beschäftigten keine böse Überraschung erleben, wenn am Ende des Monats die Lohnabrechnung kommt“, betont Ehrlich-Adám.

KV gilt weiter – betriebliche Lösungen möglich

Der FMTI betont, dass der Kollektivvertrag unbefristet gilt. Es gibt also keine zeitlichen Einschränkungen, auch die laufenden Löhne und Gehälter sind von den Verhandlungen unbeeinflusst. Denkbar ist aber, dass der FMTI im Falle von fortlaufenden Blockaden durch die Gewerkschaften den Unternehmen empfiehlt, zur Unterstützung der Beschäftigten auf betriebliche Lösungen zu setzen.

Christian Knill: „Wir lassen uns von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken. Eine Lösung werden wir nur am Verhandlungstisch finden, nicht auf der Straße und nicht in den Betrieben. Die Rahmenbedingungen sind sehr schwierig und die Rezession lässt uns wenig Spielraum. Unser Angebot steht und wir sind weiterhin jederzeit verhandlungsbereit, auch vor dem 30. November.“ 

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen:

https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/

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