Kirchen: Kampf gegen Antisemitismus jeden Tag aufs Neue führen

Wien (KAP) – Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat zur Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen anlässlich der Novemberpogrome 1938 aufgerufen, die sich heuer zum 85. Mal jähren. „85 Jahre nach den Novemberpogromen stellen wir einen erschreckenden Anstieg antisemitischer Vorfälle in Österreich fest“, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung des ÖRKÖ-Vorstands. Für Antisemitismus, in welcher Form und von welcher Seite her auch immer, dürfe es in Österreich keinen Platz geben. Der Kampf gegen Antisemitismus müsse jeden Tag aufs Neue geführt werden.

„Jüdinnen und Juden müssen in Österreich eine sichere Heimat haben. Dieser Satz sollte so selbstverständlich sein, dass es beschämend und bestürzend ist, ihn überhaupt aussprechen zu müssen“, heißt es wörtlich in der Erklärung. Behörden, Politik und Zivilgesellschaft und damit auch die Kirchen seien gleichermaßen gefordert und müssten auf ihre je eigene Art entschieden gegen Antisemitismus vorgehen.

Die Kirchen würden dankbar bekennen, dass es nicht möglich ist, Christ zu sein, ohne die jüdischen Wurzeln des Glaubens hochzuschätzen: „Wir erkennen heute beschämt, dass mit der Zerstörung der Synagogen der Name des Ewigen geschändet wurde, ohne dass viele unserer Vorfahren im Glauben dies gespürt hätten. Wir sind dankbar für die vielfältigen Formen jüdischen Lebens in unserem Land. Zugleich bekennen wir, dass es nur ein Bruchteil des jüdischen Lebens ist, das es vor der Shoah in Österreich gab.“

Der ÖRKÖ-Vorstand zeigt sich besorgt um den Frieden und Zusammenhalt in Österreich: „Wir rufen alle Menschen in unserem Land zu gegenseitigem Respekt auf und alles zu unterlassen, was Spaltung, Hass und Gewalt fördert. Wir mahnen zu besonderen Wachsamkeit gegenüber jeglicher Form von gesellschaftlichen Entwicklungen, die auf Abwertung und Ausgrenzung von Minderheiten setzt.“

Die aktuelle Entwicklung zeige, dass der Kampf gegen Antisemitismus jeden Tag aufs Neue geführt werden muss. Der polizeiliche Schutz von Synagogen, Bethäuser, jüdischen Friedhöfen, Schulen und weiteren jüdischen Einrichtungen sei unbedingt erforderlich. Es brauche aber neben einem entschiedenen gesetzlichen Vorgehen auch verstärkte Aufklärungsarbeit. Mit großer Sorge sieht der ÖRKÖ-Vorstand in diesem Zusammenhang vor allem die Sozialen Medien. Eine besondere Rolle im Einsatz gegen Antisemitismus komme zudem auch den Schulen in Österreich zu; ebenso aber etwa auch der Bildungsarbeit und Werte-Erziehung in den Kirchen.

Abschließend heißt es in der Erklärung: „Rund um den 9. November finden an vielen Orten in Österreich Gedenkveranstaltungen statt. Wir rufen die Österreicherinnen und Österreicher in unserem Land dazu auf, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen und so ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Mögen die Kräfte in unserer Gesellschaft die Oberhand behalten, die sich für ein friedliches, respektvolles und angstfreies Miteinander von unterschiedlichen Religionen und Kulturen in Österreich einsetzen.“

(Erklärung im Wortlaut abrufbar unter www.oekumene.at)

((forts. mgl.)) GPU/GUT
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