Der Equal Pay Day markiert jenen Tag, ab dem Frauen unbezahlt arbeiten. Frauen und Männer arbeiten 365 Tage im Jahr, Frauen bekommen im Jahr 2023 aber nur 303 Tage bezahlt. Den Rest des Jahres arbeiten sie „unbezahlt“, im Gegensatz zu Männern. Denn das Einkommen von Männern pro Jahr beträgt durchschnittlich 56.638 Euro, das der Frauen 47.084 Euro.
Die Schere zwischen den Gehältern von Männern und Frauen ist nach wie vor sehr groß. Im Vorjahr fiel der Equal Pay Day auf den 30. Oktober, er hat sich heuer um einen Tag nach hinten verschoben. In den vergangenen dreizehn Jahren (2010 bis 2023) hat sich der Equal Pay Day insgesamt um rund viereinhalb Wochen (29. September auf 31. Oktober) verschoben. Für echte Gleichstellung fehlen aber noch fast neun Wochen.
Besondere Ungerechtigkeit bei den Pensionen
Die Auswirkungen von ungleicher Bezahlung, generell schlechter bezahlten Jobs in „Frauenbranchen“, Teilzeitarbeit, unterbrochenen Erwerbsbiographien und unbezahlter Care Arbeit zeigt sich spätestens in der Pension in ihrer ganzen Dramatik. Analog zum Equal Pay Day wurde 2015 vom Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes der Equal Pension Day ins Leben gerufen. Dieser fiel 2023 auf den 4. August. Bei den Pensionen sind die Bretter, die es zu bohren gilt, besonders dick und es gibt noch viel weniger Bewegung in die richtige Richtung. Der Equal Pension Day bewegte sich seit 2015 nur etwa acht Tage nach hinten (startend mit dem 26. Juli 2015). 2023 macht der Unterschied bei den Pensionen damit noch immer unglaubliche 40,55 Prozent zum Nachteil der Frauen aus.
Ludwig: „Frauen müssen gleich viel verdienen wie Männer“; Weninger: „adäquate Kinderbetreuung ist Voraussetzung für Vollzeitarbeit“
Städtebund-Präsident Michael Ludwig: „Frauen müssen für gleiche Arbeit gleich viel verdienen wie Männer. Das hat für mich oberste Priorität. Frauen müssen sich von ihrem Geld ihr Leben finanzieren können und damit unabhängig sein. Nur so ist eine solidarische Gemeinschaft möglich“.
Dazu betont Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger: „Wir fordern seit Langem nicht nur einen Ausbau der Kindergärten, sondern auch eine Ausbildungs- und Personaloffensive. Denn nur wenn eine adäquate Kinderbetreuung vorhanden ist, können Frauen auch einer Vollzeitarbeit nachgehen und von ihrem Gehalt gut leben. Auch der Städtebund-Gleichstellungsindex zeigt, dass Kinderbetreuung ein wichtiger Hebel für die Gleichstellung von Mann und Frau ist“. Die Kinderbetreuung in den Städten müsse, vor allem für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren, ausgebaut werden.
Städtebund-Präsident Michael Ludwig ergänzt: „Wien hat 2009 den Gratis-Kindergarten eingeführt und an zahlreichen Standorten in den jeweiligen Bezirken gibt es die Gratis-Ganztagsschule“.
Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger abschließend: „Zudem muss die unbezahlte Care Arbeit gerecht aufgeteilt und die Gehaltsschere geschlossen werden“.
Regionale Unterschiede bei Einkommensunterschieden
Wie jedes Jahr gibt es beim Equal Pay Day österreichweit große Unterschiede: Die Bundeshauptstadt Wien schneidet traditionell am besten ab, heuer fällt der Equal Pay Day dort erst auf den 21. November (- 11 Prozent), ganz im Westen in Vorarlberg verdienen Frauen im Jahr um 14.457 Euro weniger. Das macht einen Unterschied von 24,7 Prozent. In Oberösterreich arbeiten Frauen nur 287 Tage bezahlt; der Unterschied zwischen einem Männer- und einem Fraueneinkommen beträgt hier 21,1 Prozent; in Tirol beträgt er 20,3 Prozent. In Salzburg verdienen Frauen um 10.734 Euro brutto weniger, in der Steiermark um 10.100 Euro und in Niederösterreich um 10.099 Euro. Verhältnismäßig gut schneiden die beiden Bundesländer Burgenland (-8.782 Euro) und Kärnten (- 9.257 Euro) ab. In Kärnten fällt der diesjährige Equal Pay Day wie österreichweit sogar auf den 31. Oktober.
Tabelle 1: Der Equal Pay Day 2023 aufgeschlüsselt nach Bundesländern
- Vorarlberg: 3. Oktober, Einkommensnachteil: – 24,7 Prozent
- Oberösterreich: 15. Oktober, Einkommensnachteil: – 21,1 Prozent
- Tirol: 19. Oktober, Einkommensnachteil: – 20,3 Prozent
- Salzburg: 22. Oktober, Einkommensnachteil: – 19,3 Prozent
- Steiermark: 25. Oktober, Einkommensnachteil: – 18,4 Prozent
- Niederösterreich: 29. Oktober, Einkommensnachteil: – 17,3 Prozent
- Kärnten: 31. Oktober, Einkommensnachteil: – 16,9 Prozent
- Österreich: 31. Oktober, Einkommensnachteil: -16,9 Prozent
- Burgenland: 4. November, Einkommensnachteil: -15,8 Prozent
- Wien: 21. November, Einkommensnachteil: – 11,0 Prozent
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
Details zum Equal Pay Day
Der Equal Pay Day misst den Einkommensunterschied zwischen ganzjährig Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen. Ein Mann bekommt demnach in Österreich durchschnittlich 56.638 Euro brutto, eine Frau 47.084 Euro brutto. Das macht einen Unterschied von 9.554 Euro beziehungsweise 16,9 Prozent. In anderen Worten: Frauen bekommen durchschnittlich nur 303 Tage im Jahr bezahlt.
Der Equal Pay Day wird jedes Jahr von der Arbeiterkammer Oberösterreich auf Basis von Daten der Statistik Austria (Lohnsteuerstatistik 2021 (Stand Dezember 2022)) berechnet. Dazu wird es in zahlreichen Städten von den Frauenbüros und Frauenbeauftragten Aktionen geben. Sie sollen einerseits auf die ungleiche Bezahlung von Männer und Frauen aufmerksam machen, Bewusstsein schaffen und andererseits dazu dienen, mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern einzufordern.
Tabelle 2: Österreichweiter Equal Pay Day seit 2010
2010: 29. September
2011: 4. Oktober
2012: 6. Oktober
2013: 8. Oktober
2014: 10. Oktober
2015: 10. Oktober
2016: 11. Oktober
2017: 13. Oktober
2018: 20. Oktober
2019: 21. Oktober
2020: 22. Oktober
2021: 25. Oktober
2022: 30. Oktober
2023: 31. Oktober
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
www.staedtebund.gv.at/equalpayday/
Eine Graphik über die Anzahl der unbezahlten Tage ist hier abrufbar und kann gerne verwendet werden (Quelle ÖStB):
https://stp.wien.gv.at/viennaviz/anonymous/embed.html?id=5511066d-d030-4d81-b841-e98a994fc51d
Mehr Informationen zum Gleichstellungsindex und über den Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes
Den aktuellen Gleichstellungsindex des Österreichischen Städtebundes finden Sie hier:
https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/gleichstellungsindex-2021/
Der Gleichstellungsindex wird auch in Zukunft weitergeführt und mit den Mitgliedern des Frauenausschusses sowie des Statistikausschusses des Österreichischen Städtebundes weiterentwickelt. Der Frauenausschuss trägt mit seinem regelmäßigen Austausch und gemeinsamen Aktionen wesentlich zur Stärkung der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsarbeit bei. Gemeinsames Ziel: mehr Gerechtigkeit für Frauen.
Über den Österreichischen Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die in der Verfassung verankerte Interessenvertretung und eine starke Stimme für Städte und größere Gemeinden in Österreich. Aktuell sind es 258 Mitgliedsgemeinden. 5,5 Millionen Menschen leben in Österreich in Städten. Auch 71 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Städten. Mehr Informationen unter www.staedtebund.gv.at
(Schluss)
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