Seit über 25 Jahren zeichnen die Alpenvereine jene Alpenvereinshütten mit ihrem strengen Umweltgütesiegel aus, bei denen die Idee eines nachhaltigen, klimafreundlichen Betriebes gelebt wird. Gerade in herausfordernden Zeiten, in denen Energiesparen zum Gebot der Stunde wird, rückt eine ressourcensparende und nachhaltige Arbeitsweise immer mehr in den Vordergrund. Der Österreichische Alpenverein hat bei seiner Jahreshauptversammlung 2023 drei ganz besondere Hütten vor den Vorhang geholt: Das Arthur-von-Schmid-Haus (Ankogelgruppe, 2.281 m), die Franz-Senn-Hütte (Stubaier Alpen, 2.147 m) und das Freschen-Haus (Bregenzerwaldgebirge, 1.846 m) wurden für ihr herausragendes ökologisches Engagement mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet.
Der Österreichische Alpenverein ist mit seinen Schutzhütten einer der größten Beherberger im Alpenraum. Im Sinne des Umweltschutzes will er seine Hütten zu vorbildlichen Beherbergungsbetrieben weiterentwickeln. Das Ziel: Den Klima-Fußabdruck der Hütten so klein wie möglich zu halten. Schon aufgrund ihrer Insellage in weitgehend unerschlossenen Gebieten ist der Gedanke „Vermeidung und Reduktion“ von der Planung bis zum Erhalt der Schutzhütten seit jeher ein ständiger, nicht weg zu denkender Begleiter. „Aus ökologischer Sicht sind unsere Hütten vorbildlich. Das ergibt sich schon aus den erschwerten Bedingungen am Berg“, sagt Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins.
Ein Anreiz, der Sektionen und Hüttenpächter noch stärker motiviert, ihren Hüttenbetrieb möglichst umweltgerecht und energieeffizient zu gestalten, ist die Verleihung des Umweltgütesiegels seit 1996 – ein Siegel, das erst nach einer umfassenden Prüfung vergeben wird. Um das Umweltgütesiegel zu erhalten, sind Faktoren wie Energieeffizienz und -versorgung, Abwasserbehandlung, Abfallvermeidung und -entsorgung oder auch eine sauber gehaltene Hüttenumgebung ausschlaggebend. „Energie war immer schon ein wertvolles und rares Gut. Intelligent geführte Alpenvereinshütten können eine Vorbildwirkung für alle haben“, sagt Doris Hallama, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins.
Zu den Grundvoraussetzungen zählen unter anderem die Identifikation der Hüttenwirtsleute mit den Zielen des Umweltgütesiegels, den Werten des Alpenvereins, der Alpenvereins-Hüttenordnung sowie ein umweltgerechtes und energieeffizientes Betreiben und Bewirtschaften der Alpenvereinshütte unter Beachtung aller bundes- und landesgesetzlichen Regelungen. Alle Neuinvestitionen in Ver- und Entsorgungsanlagen sind dabei dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Und es sind umfassende Bemühungen erkennbar, die negativen Umweltauswirkungen höchstmöglich zu reduzieren. Dabei gilt stets das Motto “weniger ist mehr”: Innovation durch Reduktion ist die Devise. Zum Ablauf: Die hüttenbesitzende Sektion stellt einen Antrag auf Verleihung des Umweltgütesiegels. Eine Jury macht sich vor Ort ein Bild von der tatsächlichen Situation gemäß der festgelegten Kriterien. Auf Vorschlag der Jury entscheidet das Präsidium über die Verleihung des Umweltgütesiegels. Die offizielle Verleihung erfolgt anlässlich der Hauptversammlung des jeweiligen Alpenvereins.
Dieses Jahr durften sich Vertreter des Alpenvereins Graz, des Alpenvereins Innsbruck und des Alpenvereins Vorarlberg über die begehrte Auszeichnung freuen: Das Arthur-von-Schmid-Haus (Ankogelgruppe, 2.281 m), die Franz-Senn-Hütte (Stubaier Alpen, 2.147 m) und das Freschen-Haus (Bregenzerwaldgebirge, 1.846 m) wurden für ihr ökologisches Engagement ausgezeichnet.
Arthur-von-Schmid-Haus
Das Arthur-von-Schmid-Haus liegt in der Ankogelgruppe auf 2.281m Höhe direkt am zweitgrößten Bergsee Kärntens, dem Dösenersee. Die traumhafte Lage am See, der schattenspendende Säuleck (3.086m) und die gute Erreichbarkeit von Mallnitz aus machen die Hütte zum idealen Stützpunkt für eine Vielzahl von Unternehmungen, welche vom gemütlichen Familienausflug bis hin zum Eisbaden reichen. Die Hütte wurde im Jahre 1910/11 vom Zweigverein Graz des Österreichischen Alpenvereins erbaut und mehrmals renoviert bzw. erweitert. Die Versorgung findet ausschließlich über Hubschrauber statt.
Die Hütte wird vom Pächterpaar Fuchsloch freundlich und liebevoll geführt und bietet Schlafplatz für 68 müde Bergsteigerinnen und Bergsteiger. Die Hüttenwirtsleute führen die Hütte auch technisch einwandfrei und leben Nachhaltigkeit in allen Betriebsabläufen. Die schöne Lage am See bietet zudem ideale Bedingungen zum Betrieb eines hauseigenen Kleinwasserkraftwerks (20 kW), welches die Hütte mit ausreichend Strom versorgt.
Einwandfreies Trinkwasser kommt aus der eigenen Quelle, welches ausreichend zur Verfügung steht, jedoch mit Bedacht eingesetzt wird. Eine zusätzliche UV-Licht-Anlage sorgt für die Sicherheit eines keimfreien Trinkwassers. Die Abwasserentsorgung erfolgt seit 2000 über eine vollbiologische Reaktor-Kläranlage. Die Anlage funktioniert effektiv und hat auch einen hohen Wirkungsgrad bei schwankenden Zulaufbedingungen verursacht durch variierende Gästezahlen.
Um die Abfallmengen zu reduzieren, wird in der Küche auf die ganzheitliche Verwertung von Lebensmitteln geachtet und auf die Verwendung von abgepackten Produkten so gut wie möglich verzichtet. Fleischwaren werden beispielsweise vom Bauern vor Ort bezogen, um die Transportwege kurz zu halten. Auch Servietten sind auf den Tischen nicht zu finden.
Franz-Senn-Hütte
Die Franz-Senn-Hütte (2.147 m) ist eine der größten und ältesten Hütten des Österreichischen Alpenvereins. Sie wird nicht nur als Ausgangspunkt für Wanderungen, anspruchsvolle Bergtouren und Skihochtouren in den Stubaier Alpen genutzt, sondern auch als Stützpunkt für viele Ausbildungen und Lehrgänge. Zudem dient die Hütte des Alpenvereins Innsbruck als Etappenziel des Stubaier Höhenwegs und kann bis zu 140 Gäste aufnehmen.
Die damals noch junge Sektion Innsbruck ist Erbauerin des heutigen Kernteils der Hütte und konnte den Bau im September 1885 einweihen. Laufend wurde die Infrastruktur der Franz-Senn-Hütte unter großem Einsatz durch Hüttenwirtsleute und des Zweigvereins auf ihren heutigen Standard optimiert. Eine Erleichterung ist die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges errichtete Materialseilbahn mit eingeschränktem Werksverkehr, über welche die Versorgung der Hütte seitdem fast vollständig abgewickelt werden kann.
Seit 1975 wird die Hütte von der Familie Fankhauser bewirtschaftet, 2006 hat mit Thomas und Beate die nächste Generation die Rolle der Hüttenwirtsleute übernommen und kümmert sich um das Wohl der Gäste. Hüttenwirtin Beate sorgt mit ihrer freundlichen Art für ein sofortiges Gefühl des Willkommen-Seins auf ihrer Hütte. Thomas hat eine Leidenschaft für Technik und kümmert sich um diese auf der Hütte. Über ein selbst gebautes Dashboard hat er alle energetischen Verbrauchsdaten über einen Bildschirm im Überblick, die regelmäßigen Überprüfungen sind über eine App so programmiert, dass sie als ein Pop-Up den Hüttenwirt an die notwendigen Kontrollen erinnern. Teilweise sind die Funktionen auch direkt vom Handy aus steuerbar.
Damit hat er die Trinkwasseraufbereitung durch Filtern und UV-Behandlung, die zweistufige biologische Kläranlage und die Energieversorgung im Blick. Die Energieerzeugung erfolgt durch drei verschiedene voneinander unabhängige Anlagen. Seit 1966 existiert ein Kleinwasserkraftwerk etwas unterhalb der Hütte. In den Wintermonaten wird zufolge der geringeren Wassermenge das Kleinwasserkraftwerk durch ein Rapsöl-Blockheizkraftwerk unterstützt.
Freschen-Haus
Aussichtsreich über dem Rheintal im Bregenzerwald liegt das Freschen-Haus (1.846 m). Der langgezogene Holzbau unterhalb des Hohen Freschen wurde im Jahre 1875 erstmals errichtet und an den Alpenverein Vorarlberg übergeben. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wurde die Hütte von 1969 bis 1973 erweitert. Die Hütte bietet in der Sommersaison von Anfang Juni bis Anfang Oktober knapp 50 Schlafplätze in kleineren Zimmereinheiten.
Seit 2023 bewirtschaftet Katrin Schmid mit ihrem Team das Freschen-Haus und legt dabei einen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit. Gerade das Speise- und Getränkeangebot umfasst eine Vielzahl regionaler Produkte, wodurch das Freschen-Haus auch Teil der Initiative „So schmecken die Berge“ ist. Insbesondere mit den Almen des Laternsertals wird ein gutes Verhältnis gepflegt, sodass die Gäste die frischen Produkte auf der Speisekarte des Freschen-Hauses finden.
Um die Abfallmengen zu reduzieren, wird in der Küche auf die ganzheitliche Verwertung von Lebensmitteln geachtet und auf die Verwendung von abgepackten Produkten so gut wie möglich verzichtet. Auch Servietten sind auf den Tischen nicht zu finden. Aufgrund der Vielzahl an Tourenmöglichkeiten begrüßt die Pächterin Wandernde jeden Alters und Fitnessstufe in ihrer Stube oder auf der Panorama-Terrasse, sogar Yoga-Programme werden angeboten. Auch Schulklassen sind regelmäßig zu Gast am Freschen-Haus. Der kleine Alpengarten des Bergfreundeverein Laterns neben der Hütte bringt den Gästen die Botanik der Region näher.
Die Energieversorgung erfolgt über eine neue 19 kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Fassade, seit 2019 gibt es ein Rapsöl-Blockheizkraftwerk zur zusätzlichen Beheizung der Hütte. Eine Quelle unterhalb der Hütte sichert die Wasserversorgung. Dennoch ist das Wasser knapp, sodass notwendige Maßnahmen, wie der Einsatz von Duschmarken und die Information der Gäste eingesetzt werden.
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