Wie oft waren blutige Wunden an den Spitzen der Schwänze von Mastrindern auf einstreulosem Beton-Vollspaltenboden bisher Thema in der Öffentlichkeit? Nie oder fast nie. Die Mastrinder und ihr Schicksal wurden vergessen. Entsprechend wenige Studien gibt es über ihr Leid. Eine davon untersucht den Anteil von an den Schwanzspitzen verletzten Maststieren abhängig von ihrem Gewicht auf Vollspaltenboden mit und ohne kupierten Schwänzen im Vergleich zur Strohhaltung.(1) Die Resultate basieren auf 8782 Schwanzuntersuchungen in 764 Maststierbuchten. Während 70 % der unkupierten Maststiere auf Vollspaltenboden bei 500 kg Körpergewicht Schwanzspitzenverletzungen hatten, waren es 30 % bei kupierten Maststieren auf Vollspaltenboden und lediglich 5 % auf Stroh. In Österreich dürfen Rindern bis zum Alter von 6 Monaten von Tierärzt:innen unter Schmerzausschaltung bis zu 5 cm des Schwanzes entfernt, also kupiert, werden.
Bei der Studie zeigte sich, dass die Häufigkeit der Schwanzverletzungen auf Vollspaltenboden abhängig vom Gewicht von 200 bis 500 kg von 25 bis 70 % zunahm. Im Gegensatz dazu blieb die Inzidenz von derartigen Verletzungen auf Stroh unabhängig vom Gewicht unter 5 %. Der Anteil am Schwanz verletzter Maststiere nahm auch mit einer Reduktion des Platzangebots zu. Die Schlussfolgerung der Autor:innen ist, dass das Schwanzkupieren zwar die Häufigkeit der Verletzungen reduziert, aber das Problem nicht beseitigt. Für Letzteres sind ausreichend Platz und ein weicher Boden notwendig.
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch dazu: „Die wissenschaftliche Forschung zu den Leiden der Mastrinder auf Vollspaltenboden mag eingeschränkt sein, aber sie liefert eindeutige Ergebnisse. Diese Tiere brauchen zumindest mehr Platz und einen weichen Boden! Der Vollspaltenboden muss auch in der Rindermast ein Ablaufdatum bekommen!“
(1) Schrader, L. et al.: The Occurrence of Tail Tip Alterations in Fattening Bulls Kept Under Different Husbandry Conditions. Animal Welfare, 10(2) 2001, S. 119-130.
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