Es ist leicht, mit einem Handstreich die Brutalität einer Haltungsform zu negieren, wenn man nie selbst dieser Haltungsform ausgesetzt war. 70 % der Mastrinder Österreichs müssen auf einem sogenannten Vollspaltenboden leben, das ist ein Betonboden, der durchgehend mit Spalten durchzogen ist. Und sie haben dabei erschreckend wenig Platz: bis 650 kg schweren Rindern auf Vollspaltenboden braucht man nicht mehr als 2 m x 1,35 m zuzubilligen. Wie ist das, wenn man ohne jede weiche Unterlage, wie Stroh, auf scharfkantigen Betonspalten liegen muss? Kann man da überhaupt schlafen? Schmerzen die Gelenke? Schürft man sich die Haut auf? Ja, ist die Antwort auf jede dieser Fragen. Das sagen die 2 Tierschützerinnen, die sich dem Vollspaltenboden und dem geringen Platzangebot für 24 Stunden ausgesetzt haben, um diese Haltungsform einmal aus Sicht der Rinder kennen zu lernen. Auf nur 0,9 m² Platz und auf echtem Rinder Vollspaltenboden mit 3,5 cm breiten, scharfkantigen Spalten, verbrachten Vivien und Laura einen Tag und eine Nacht mitten auf der Herrengasse. Das Resümee der erschöpften und verletzten beiden Frauen ist niederschmetternd.
Laura, 22, erschöpft und erleichtert: „Ich habe ehrlicherweise schon nach der ersten Stunde auf dem Vollspaltenboden die Minuten gezählt bis zu dem Moment, an dem ich ihn wieder verlassen durfte. Schon vor meinem Protest ging mir das Leiden der Mastrinder in Österreich sehr nahe – jetzt hat sich mein Mitgefühl für sie nochmal verstärkt.“
Vivien, 25, über die Aktion: „Selbst nach 24 Stunden auf dem Vollspaltenboden kann ich mir nur ansatzweise ausmalen, wie es den Rindern gehen muss, die ihr ganzes Leben auf diesem Boden verbringen müssen. Wer diese Haltungsform noch immer gutheißt, sollte sich dringend einmal in die Lage der Tiere versetzen: Wie muss es wohl sein, zweieinhalb Jahre, eingepfercht auf steinhartem Boden, auf den eigenen Exkrementen verbringen zu müssen? Ich könnte mir nichts Entwürdigenderes vorstellen…“
Video-Statements der Tierschützer:innen auf Youtube
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch dazu: „Wer auch immer sich diesem grauenhaften Vollspaltenboden aussetzt, wird darauf kommen, dass er absolut unerträglich ist. Es übersteigt das Vorstellungsvermögen, was das für die Rinder bedeutet, die darauf ihr Leben verbringen müssen. Wären die beiden Frauen in Graz stattdessen auf einem spaltenfreien Betonboden mit tiefer Stroheinstreu gelegen, hätten sie ganz etwas Anderes berichtet. Das bisschen Stroh macht einen riesengroßen Unterschied in der Lebensqualität aus. Ohne Frage ist es unsere Pflicht, den Tieren, die wir für uns nutzen, wenigstens diese im Aufwand vergleichsweise minimale Erleichterung zu bieten, die für sie aber so einen großen Unterschied ausmacht.“
Pressefotos (Copyright: VGT.at)
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