APG: Juli zeigt Wichtigkeit einer starken Strominfrastruktur

APG-Factbox: Im Juli musste an 25 Tagen in die Fahrpläne der Stromversorgung eingegriffen werden, um Engpässe im Stromnetz zu vermeiden. Eine sichere Stromversorgung und vor allem die Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem brauchen dringend eine kapazitätsstarke und robuste Strominfrastruktur.

Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Eingriff mittels Einsatzes thermischer und hydraulischer Kraftwerke.

„Derartige Maßnahmen mussten im Jahresverlauf bis Ende Juli bereits an 130 Tagen ergriffen werden. Mit 25 Tagen allein im Juli.“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Ein Umstand, der zu bedenken gibt und auch teuer kommt. „Durch die für die sichere Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind allein im Juli Kosten in der Höhe von rund 19,7 Millionen Euro angefallen. Wir reden hier von Kosten, die am Ende der Stromkunde bezahlen muss. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität“, erklärt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Moderne und kapazitätsstarke Strominfrastruktur wichtigstes Instrument der versorgungssicheren Energiewende.  

Grund für die hohe Anzahl an Eingriffen ist das für den Stromtransport zu schwache Stromnetz. „Der Ausbau der Erneuerbaren – vor allem der PV Ausbau – schreitet erfreulicherweise schneller voran als erwartet. Doch jetzt kommen wir langsam an einen Punkt, der die Aufnahmekapazitäten der bestehenden Strominfrastruktur übersteigt. Besonders unerfreulich ist die Entwicklung, dass regionale Stromüberschüsse unkontrolliert in das Übertragungsnetz rückgespeist werden, dies verursacht nicht nur Fehlprognosen, sondern es müssen diese Überschüsse über den Regelenergiemarkt kostenintensiv aus dem System genommen werden. Jetzt ist die Zeit, um beim Ausbau der Erneuerbaren und parallel beim Ausbau des Stromnetzes aufs Tempo zu drücken.  Es braucht eine österreichweite, regional abgestimmte und gesamthafte Systemplanung, damit eine sichere, nachhaltige und unabhängige Transformation des Energiesystems gelingen kann. Die Uhr tickt – es ist Zeit vom Reden ins Tun zu kommen“, betont Christiner. 

Die Umsetzung einer versorgungssicheren Energiewende ist das Gebot der Stunde. Dazu braucht es eine Gesamtsystemplanung sowie entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion, Reserven und digitale Plattformtechnologien zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. „Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel. Nur dann kann das APG Investitionsprogramm in die heimische Strominfrastruktur seinen Beitrag zum Gelingen der Energiewende, der sicheren Transformation des Energiesystems, sowie der zunehmenden Elektrifizierung aller Sektoren leisten“, betont Karall die Notwendigkeit der raschen Umsetzung aller Projekte.

Die aktuellen Investitionen der APG in den Aus- und Umbau der heimischen Strominfrastruktur umfassen allein 2023 rund 490 Millionen Euro und in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro.

Eigenstromverbrauch privater PV-Anlagen schafft Intransparenz im Gesamtsystem 

Im Juli (KW 27-30) wurde in Österreich eine Abgabe aus dem öffentlichen Netz von 3.978 GWh (Gigawattstunden) gemessen. Eine Verringerung im Stromverbrauch um rund 10,7 Prozent verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 (4.453 GWh). Hierbei kann allerdings nicht von einer Stromverbrauchs-Einsparung gesprochen werden, da besonders in den Sommermonaten bereits viele Haushalte bzw. Gewerbebetriebe einen Teil des eigenen Stromverbrauchs mit einer Photovoltaik-Anlage decken. 

Gleichzeitig kommt es zu unkontrolliertem Rückspeisen von regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilnetz in das Übertragungsnetz – an sonnigen Tagen sind das mittlerweile mehrere hundert Megawatt. Um Überlastungen des Systems zu verhindern, müssen diese Strommengen deswegen sehr kostenintensiv über den Regelenergiemarkt aus dem System genommen werden. Darüber hinaus erschweren diese Entwicklungen die die Prognose für den Strombezug aus dem öffentlichen Netz zunehmend. Die ursprüngliche Stromverbrauchsspitze zu Mittag senkt sich zunehmend ein und die gewohnte Verbrauchscharakteristik verändert sich dadurch.

„Das Schwierige ist, dass die stark steigende Zahl an privaten Photovoltaik Anlagen für eine immer größere Dunkelziffer beim öffentlichen Strombedarf sorgt. Zu Mittag wird viel Eigenstrom erzeugt, am Abend wird wieder vermehrt Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Das verändert die Strompreise und ist mittel- und langfristig eine Herausforderung für den Betrieb. Für eine bessere Planung und mehr Transparenz für den Stromkunden braucht es eine durchgehende Digitalisierung aller Akteure des Stromsystems“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

97% Deckung durch Erneuerbare

Im Juli (KW 27-30) konnte der Stromverbrauch bilanziell zu 97 Prozent durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Insgesamt wurden im Juli 3.867 GWh erneuerbarer Strom in Österreich produziert. Hauptanteil daran hatte die Wasserkraft, die mit 3.052 GWh Strom rund 79 Prozent der Erneuerbaren ausmachte. Einzig in KW 30 war es möglich den österreichischen Strombedarf bilanziell zu 100% durch Erneuerbare zu decken. 

Durch die geringere Produktionskraft von erneuerbaren Energien in den ersten Juliwochen, die der landesweiten Trockenheit geschuldet war, musste Österreich wieder vermehrt Strom importieren. Die letzte Juliwoche ermöglichte durch den Anstieg Laufwassererzeugung wieder vermehrte Exporte, trotzdem wurde Österreich bilanziell wieder zum Importland. 

Regionale hohe Netzeinspeisung durch Wasserkraft in Tirol und Oberösterreich            

Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.

Durch die gute Stromerzeugung aus Wasserkraft im Juli konnten die Bundesländer Tirol und Oberösterreich einen hohen Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Tirol konnte damit 309 GWh in das überregionale Netz einspeisen und Oberösterreich 227 GWh. Wien musste mit 386 GWh, neben Niederösterreich (173 GWh) am meisten Strom aus dem Netz beziehen. 

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export u.v.a.m.

Über Austrian Power Grid (APG)

Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 733 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Auch 2022 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 490 Millionen Euro 2023 (2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2032 rund 3,5 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren. Das sind rund 19 Prozent der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die E-Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren in die Netzinfrastruktur investieren wird. 

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