Sowohl gestern in der ZIB2 als auch bei seiner heutigen Pressekonferenz beweise Bildungsminister Polaschek, dass er die Augen völlig vor der Realität verschließe, stellt die SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler ernüchtert fest. „Für einen Minister, der über seine Zuständigkeit für Ausbildungen sowohl für den Lehrer:innen-, den Elementarpädagog:innen-, den Ärzt:innen- als auch den Pfleger:innenmangel verantwortlich ist, scheint Herr Polaschek erschreckend wenig über die Konsequenzen seines Nichthandelns nachzudenken“, so Tanzler. „Der Bildungsminister wird immer mehr zum Mangelminister, der einen Mangel nach dem anderen schönredet. Dabei wäre jetzt die Chance dazu, das Bildungssystem nachhaltig zu reformieren.“ ****
Nach der großen Medienpräsenz des Bildungsministers hätte man auch große Ankündigungen erwarten können, meint Tanzler. „Leider begnügt sich der Minister einmal mehr damit, die klaffende Wunde ‚Bildungssystem‘ mit kleinen PR-Pflastern zu verarzten. Das ist ein Armutszeugnis, denn wir erhalten damit einzig ein höchstens mittelmäßiges Schulsystem aufrecht anstatt die Probleme an der Wurzel zu packen und die Situation für Kinder, Eltern und Pädagog:innen zu verbessern.“
Statt der Werbekampagne „Klasse Job“, von der nicht mehr übrigbleibe, als 600.000 Euro die ohne Ausschreibung an eine ÖVP-nahe Marketingagentur geflossen sind, würde es, so Tanzler, eine grundlegende Reform des Bildungswesens brauchen. „Ein funktionierendes System ist die beste Marketingstrategie. Wir müssen künftige Lehrer:innen auf die Herausforderungen der heutigen Zeit vorbereiten: Digitalisierung, KI etc. müssen fixer Bestandteil der Ausbildung werden. Dafür müssen wir den klassischen Fächerkanon auflösen. Das internationale Beispiel der Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Fächer hin zu „Science“ als Unterrichtsfach könnte für alle Ausbildungs- und Unterrichtsfächer bespielgebend für andere Disziplinen sein“, beschreibt Tanzler mögliche Lösungsansätze. Zudem brauche es endlich ein klares Bekenntnis zu ganztägigen inklusiven Schulformen: „Damit gehören Hausübungen, Nachhilfe und teure Schulkosten endlich der Vergangenheit an.“
Verwundert zeigt sich Tanzler außerdem darüber, dass der Quereinstieg für Volksschulen bis jetzt vom Ministerium nicht als Lösungsvorschlag mitgedacht wird: „Vor allem im Volksschulbereich ist der Bedarf nach Lehrkräften hoch. Vorstellbar wäre etwa ein System, das es Elementarpädagog:innen ermöglicht, in die Volksschule zu wechseln – und auch umgekehrt. Durch die strengen Hierarchien im Bildungssystem verlieren wir zahlreiche engagierte Menschen. Mehr Durchlässigkeit im System würde das Berufsbild der Pädagog:innen insgesamt attraktiveren, das gilt sowohl für die Elementarpädagogik als auch die Primarstufe.“ (Schluss) ts/up
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