Klagenfurt (OTS) – Seit Wochen weist die Wirtschaft auf die dramatischen Folgen der nach wie vor hohen Energiepreise hin. Nun hat es auch die Kärntner Wirtschaftskammer in einer WIFO-Studie schwarz auf weiß: Bleiben die Energiepreise auf dem aktuellen Niveau, bedeutet das für die heimische Sachgüterindustrie einen Rückgang um zwei bis drei, bei weiteren Schocks – etwa im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine – sogar bis zu fünf Prozent. Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „Wir vergessen offenbar, dass wir uns im Wettbewerb mit der Welt befinden. Diese Situation ist extrem schädlich für den Wirtschaftsstandort Kärnten.“
Die Energiepreisexplosion, die aus der mittlerweile jahrelangen Unfähigkeit der europäischen Politik entstanden sei, die Preisbindung von Strom und Gas zu entkoppeln (Merit-Order), sei aber nicht die einzige Bedrohung für den Standort Europa und damit auch Österreich. Mindestens ebenso problematisch sei die bürokratische Versteinerung, die mit immer mehr Vorschriften immer mehr Verwaltungspersonal und damit immer höhere Bürokratiekosten bei gleichzeitig langsameren Abläufen bedeute. „Mit diesem Verständnis von Selbstverwaltung werden wir im Wettbewerb mit den USA oder mit Asien niemals bestehen können“, so Mandl.
Die Folge: Investitionen finden nicht in Kärnten oder in Europa, sondern anderswo statt; eben in den USA oder Asien, wo die Strompreise ein Fünftel jener in Europa betragen und zusätzlich die Lohnkosten erheblich niedriger sind. Mandl erinnerte an den jüngsten IMD-Report zur Wettbewerbsfähigkeit, in dem Österreich, 2007 noch an 11. Stelle, nur mehr auf Platz 24 rangiere: „Das sind nicht nur trockene Zahlen irgendeiner für die meisten Menschen uninteressanten Statistik: Das sind laute Alarmsignale für jeden Einzelnen von uns, den dieser Absturz berufliche Entwicklungschancen, Einkommen, langfristig soziale Sicherheit und Lebensqualität kostet.“
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Gefahr Industrie-Spartenobmann Michael Velmeden warnt vor einer Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und sieht den Wirtschaftsstandort Kärnten in Gefahr. „Wir stehen vor großen Herausforderungen, der Industriestandort Kärnten könnte bei anhaltend hohen Energiepreisen an Attraktivität verlieren“, so Velmeden. Die hohen Energiekosten wirken sich auch auf den Export aus und kosten Kärnten massiv Marktanteile im internationalen Warenverkehr. Eine Weitergabe an die Kunden ist nur eingeschränkt möglich. Die Beeinträchtigung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch die Energiekosten betrifft nahezu alle Branchen. Velmeden: „Es sind längst nicht mehr nur die energieintensiven Industriebetriebe betroffen. Neben den Energiekosten sind auch die Agrar- und Erzeugerpreise in die Höhe geschnellt.“
Der Spartenobmann drängt auf eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Eines skizzierte Velmeden deutlich: „Die Arbeitsplätze in der Industrie sind in großer Gefahr. Wenn die Energiepreise weiter in schwindelerregende Höhen klettern, können viele Betriebe die exorbitanten Lohnabschlüsse nicht mehr verkraften.“ Geplante Investitionen wurden von vielen bereits auf Eis gelegt. Auch Standortverlagerungen, wie etwa in der Chemiebranche oder bei Autozulieferern, stehen im Raum oder sind bereits auf den Weg gebracht. Natürlich könne man die Unternehmen mit Subventionen überhäufen, die sie selbst zahlen, aber gezielte Förderungen im Kapital- oder Prozessbereich würden viele entlasten. „Wir müssen über Alternativen nachdenken, um unsere Unabhängigkeit zu lösen.“
Um auf Energiepreisschocks zu reagieren, fordert Velmeden kurzfristige Maßnahmen wie den Energiekostenzuschuss, die Einführung eines Industriestrompreises auf europäischer Ebene sowie die Schaffung eines günstigen regulatorischen Umfelds für langfristig notwendige Investitionen: „Genehmigungsverfahren müssen dringend beschleunigt werden.“ Sauer stößt Velmeden auch auf, dass die Landeshauptstadt Klagenfurt jedem Haushalt und damit auch jedem Industriebetrieb zusätzlich zum drastisch erhöhten Strompreis noch eine „Benützungsabgabe“ von 6 Prozent verrechnet. Bei energieintensiven Betrieben sind das fünfstellige Beträge pro Monat. Velmeden: „Das ist absolut sachfremd und belastet jeden Unternehmer.“
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