In einer prekären Lage, dem Moment zwischen Stehen und Fallen, wird sich Dr. Karl Lueger künftig wiederfinden. Klemens Wihlidal gewann mit dem Entwurf „Schieflage (Karl Lueger 3,5°)“ den Realisierungswettbewerb zur „Künstlerischen Kontextualisierung des Dr. Karl Lueger-Denkmals“. Nach seinem Entwurf wird sich die Figur Luegers am Rande des ersten Wiener Bezirks in Zukunft 3,5 Grad nach rechts neigen. Wihlidals Entwurf sowie alle anderen Einreichungen des Wettbewerbs werden nun in einer Ausstellung in der Wiener Planungswerkstatt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Vorgeschichte
Klemens Wihlidals von der Jury ausgewählter Entwurf war tatsächlich bereits bei einem Open Call (2009/2010) der Universität für angewandte Kunst gekürt worden. Nun hat er sich auch in einem demokratisch legitimierten, geladenen Wettbewerb, initiiert von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, durchgesetzt. Nach anhaltender, öffentlich geführter Diskussion und einem Round Table mit Vertreter*innen aus Kunst, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft traf die Stadt Wien 2021 die Entscheidung für eine künstlerische Kontextualisierung des Lueger-Denkmals.
Person Karl Lueger
Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844 -1910) griff fremdenfeindliche Tendenzen in der Gesellschaft gegen Zuwander*innen aus nichtdeutschsprachigen Teilen der Monarchie auf und verstärkte sie (insbesondere gegen Tschech*innen). Vor allem aber etablierte er mit einer rassistischen Rhetorik gegen Jüdinnen und Juden den politischen Antisemitismus in Österreich – unter Einsatz eines rücksichtslosen Populismus. Die Kontextualisierung soll eine kritische wie differenzierte Auseinandersetzung mit der Geschichte als Basis für einen öffentlichen Diskurs ermöglichen und für ein gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein in der Gegenwart stehen. Als erklärtes Ziel gilt, ein klares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.
Wettbewerb
Für den von KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien gemeinsam mit der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) ausgelobten Realisierungswettbewerb zur „Künstlerischen Kontextualisierung des Dr. Karl Lueger-Denkmals“ wurde ein wissenschaftlicher Beirat und eine 13-köpfige, stimmberechtigte Expert*innen-Jury, ein umfangreicher (nicht stimmberechtigter) Sachbeirat zusammengestellt, 15 Künstler*innen eingeladen und 13 Entwürfe eingereicht.
Ausstellung
Ort: Wiener Planungswerkstatt, Friedrich-Schmidt-Platz 9, 1010 Wien
Dauer: 19. bis 23. Juni 2023
Öffnungszeiten: jeweils 14:00 bis 19:00
Erreichbarkeit: Straßenbahnlinien 1 / 71 / D – Station Rathausplatz, Burgtheater
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