„Die heute präsentierten Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen kein realistisches Bild der Vermögenskonzentration in Österreich. Denn die Spitze des Vermögens wird schlicht nicht abgebildet“, kritisiert AK Chefökonom Markus Marterbauer. Faktenbasierte Politik braucht aber verlässliche Daten und Informationen. Der AK Chefökonom fordert daher eine Berücksichtigung der besonders Reichen in der Untersuchung der OeNB sowie ein Vermögensregister.
Die vierte Welle des Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der OeNB gibt sehr wertvolle Einblicke in die Vermögenswerte der unteren Hälfte und der oberen Mitte der Vermögensverteilung, doch die Spitze der Verteilung bildet sie nicht ab. Gründe dafür sind zum einen die geringe Bereitschaft reicher Personen an der Befragung teilzunehmen, zum anderen die erschwerten Bedingungen während des Erhebungszeitraumes in den Jahren 2021 und 2022 aufgrund der Corona-Pandemie. „Schuld ist aber auch der Verzicht der OeNB auf das international gebräuchliche Verfahren des “Oversampling” vermögender Haushalte, also die Berücksichtigung besonders reicher Haushalte in der Stichprobe“, kritisiert Marterbauer.
So verfügt das oberste Prozent der Haushalte laut HFCS über 16 Prozent des Nettovermögens. „Damit wird der Vermögensanteil der reichsten Haushalte erheblich unterschätzt“, sagt der AK Chefökonom. Realistische Schätzungen der OeNB auf Basis zusätzlicher Datenquellen zeigen, dass dieser Prozentsatz eher zwischen 30 und 50 Prozent liegt, also doppelt bis drei Mal so hoch. Marterbauer: „Eine bessere Berücksichtigung sehr vermögender Haushalte, ein Vermögensregister oder die steuerliche Erfassung von Vermögen würde die Untersuchung der Vermögensungleichheit und deren Konsequenzen für die Gesellschaft erheblich erleichtern. Denn die starke Konzentration von Vermögen in Österreich beeinträchtigt die soziale Stabilität und gefährdet die Demokratie.“
Hochwertige Informationen liefert der sehr detaillierte Datensatz dafür zur finanziellen Situation der unteren Hälfte und der oberen Mitte der Verteilung. Die Vermögen der Haushalte zwischen dem 50. und 90. Vermögensperzentil sind im Vergleich zur Erhebung 2017 gestiegen. Die OeNB führt dies auf steigende Immobilienpreise und hohe Sparquoten zurück. Der Wert des im Eigentum bewohnten Hauptwohnsitzes beträgt im Durchschnitt 372.000 Euro. Selbst der im Eigentum von Selbständigen bestehende Unternehmensbesitz beträgt im Schnitt 579.000 Euro. „Beide Werte liegen weit unter der Schwelle von einer Million Euro. Weniger als 5 Prozent der Haushalte besitzen mehr als eine Million Euro. In der unteren Hälfte der Vermögensverteilung befinden sich vor allem Mieter:innen. Sie können angesichts der Teuerung bei den Lebensmittel- und Energiepreisen und dem enormen Anstieg der Mietkosten nicht auf Erspartes zurückgreifen und eine Möglichkeit, Vermögen zu bilden, ist nicht gegeben. Eine progressive Steuer auf Millionenvermögen würde nur sehr wenige treffen, mit ihrem Ertrag könnten aber manifeste Armut verhindert sowie Pflege und Bildung ausgebaut werden“, fordert der AK Chefökonom erneut einen steuerlichen Beitrag der Superreichen ein.
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