„kulturMontag“ am 12. Juni: Neuer T. C. Boyle, Peter Sloterdijks Vision für die Welt, Salzburgs gesellschaftspolitische Zukunft

Wien (OTS) – Clarissa Stadler begrüßt am 12. Juni 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 zu einem abwechslungsreichen „kulturMontag“: Zunächst befasst sich die Sendung mit dem neuen Roman des US-amerikanischen Bestsellerautors T. C. Boyle, der als Metapher für den Klimawandel zu verstehen ist. Passend dazu ist auch das neue Werk von Peter Sloterdijk Thema, in dem der Philosoph mit der Maßlosigkeit der Menschheit hart ins Gericht geht und Mut zu utopischen Innnovationen fordert. Außerdem lässt das Magazin u. a. Salzburger Künstler/innen und Kulturschaffende über die gesellschaftspolitische Zukunft des Landes zu Wort kommen und stellt die Frage: Was bedeutet heute rechts und links – nicht nur im ideologischen sondern auch kulturellen Sinn?

Anschließend stehen eine Folge der Reihe „Ikonen Österreichs“ (23.30 Uhr) zum Thema „From America to Austria“ sowie eine Ausgabe der Gesprächsreihe „Aus dem Archiv“ mit Hubsi Kramar (0.00 Uhr) auf dem Programm.

Countdown zur Apokalypse – T.C. Boyles neuer Roman „Blue Skies“

Der US-amerikanische Bestsellerautor mit dem Rockstar-Image, T.C. Boyle, hat wieder ein neues Werk seines literarischen Könnens abgeliefert: In seinem neuen Roman „Blue Skies“ benützt er den titelgebenden blauen Himmel als Metapher für den Horror des Klimawandels. In Kalifornien, wo der gebürtige New Yorker Schriftsteller seit 1974 in der Nähe von Santa Barbara lebt, siedelt Boyle seine Geschichte an. Einer Gegend, in der sich monatelang keine einzige Wolke blicken lässt, das Land austrocknet und Waldbrände auf der Tagesordnung stehen. Was vor 30 Jahren noch als Versprechen galt – blauer Himmel, Pools, Strandhäuser –, ist heute vor allem ein Vorbote des kommenden Unheils. Im Mittelpunkt des Romans steht eine gut situierte amerikanische Familie, deren Mitglieder in Kalifornien und Florida leben und der es eigentlich an nichts fehlt. In ihren ereignislosen Alltag dringt überall die Katastrophe ein. In Kalifornien kommen die Waldbrände näher, in Florida werden Überschwemmungen eher die Regel als die Ausnahme, und wie in einem Gedicht von Jakob van Hoddis fallen die Insekten in einem spontanen Massensterben vom Himmel. Mit „Blue Skies“ hat T.C. Boyle den ultimativen Roman über unsere Gegenwart geschrieben. Unheimlich, witzig und prophetisch.

Der Mensch als Brandstifter – Philosoph Peter Sloterdijk im Gespräch

Viele schreiben über das Klima-Fiasko, aber keiner findet eine so originell deklinierte Theorie wie der renommierte Philosoph Peter Sloterdijk. Sein neues Buch „Die Reue des Prometheus“, in dem er beschreibt, wie die Gabe des Feuers missbraucht wurde, ist klimapolitischer Zündstoff. Der Sage nach brachte der griechische Titan, der als Urheber der Zivilisation gilt, den Menschen die Flammen. Für die Moderne ist er die Symbolfigur für den wissenschaftlichen wie technischen Fortschritt. Auch wenn aus dem Altgriechischen übersetzt Prometheus „der Vorausdenkende“ bedeutet, scheint hier einiges schiefgegangen zu sein. Durch exzessives Abfackeln fossiler Brennstoffe hat der Mensch seine Existenz aufs Spiel gesetzt. Verbrannt worden seien die Wälder und Moore der vergangenen Jahrtausende, all die Kohle und das Koks. Moderne Zivilisation, das sei in Wahrheit nur der Ausdruck der „Effekte von Waldbränden“, schreibt Sloterdijk. Die Maßlosigkeit des Menschen ist für den Philosophen der eigentliche Sündenfall. Die moderne Menschheit sieht er als ein Kollektiv von Brandstiftern. Zum nötigen Aufbegehren gegen die Verursacher gehört für ihn der Trend zu lokalen Ökonomien sowie ein Ende großer Nationalstaaten und überverdichteter Megacitys. Im Gespräch mit Imogena Doderer über die Klimakrise und die Macht der Regierenden plädiert der selbsternannte „Extremist der Desillusionierung“ für einen energetischen Pazifismus und fordert Mut zu utopischen Innovationen.

Links, rechts, lechts, rinks? Kulturschaffende über gesellschaftspolitische Entwicklungen in Salzburg

Auch oder gerade in Österreich verschiebt sich derzeit die politische Großwetterlage. Deutlich wird das am Beispiel Salzburg, dessen neue schwarz-blaue Landesregierung sich am 14. Juni konstituieren wird. Gegen die Koalition formierte sich schon vor der Konstituierung die Protestbewegung „Solidarisches Salzburg“, der sich mehr als 20 zivilgesellschaftliche Organisationen angeschlossen haben. Wie sieht die sogenannte politische Mitte in Salzburg aus? Vor welchen gesellschaftspolitischen Herausforderungen steht die neue Landesregierung? Was bedeutet heute rechts und links – nicht nur im ideologischen, sondern auch kulturellen Sinn? Wie sehen Salzburger Künstler/innen und Kulturschaffende die Zukunft des Landes? Der „kulturMontag“ hat Schriftsteller Karl-Markus Gauß, den Präsidenten der Stiftung Mozarteum und Kuratoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, Johannes Honsig-Erlenburg, weiters den Politologen der Salzburger Universität Reinhard Heinisch und Philosophin Lisz Hirn um ihre Einschätzungen gebeten.

„Ikonen Österreichs: From America to Austria“ (23.30 Uhr)

Comics, Jazz und Rock ’n’ Roll, Coca-Cola, Hamburger: Vieles, was in den vergangenen Jahrzehnten über den Großen Teich nach Österreich gekommen ist, galt als abträglich für die geistige und körperliche Gesundheit der heranwachsenden Jugend. Aber: Amerika hat schon in den Jahrhunderten davor in seiner Kernkompetenz „Food & Entertainment“ mit Innovationen unser Land nachhaltig geprägt. Drei Objekte aus dem 17., 19. und 20. Jahrhundert erzählen davon. In der Reihe „Ikonen Österreichs“ werden Gegenstände lebendig gemacht, die eine ikonische Bedeutung für die Geschichte des Landes haben. Ob bedeutende Kunstgegenstände oder unspektakuläre Dinge des Alltags: Jedes Objekt erzählt Geschichten über sich und die Menschen, die es nutzten. Diese Ausgabe gestaltete Weina Zhao.

„Aus dem Archiv: Hubsi Kramar“ (0.00 Uhr)

Die neueste Ausgabe der Sendereihe „Aus dem Archiv“ steht ganz im Zeichen des Schauspielers, Theatermachers und Provokateurs Hubsi Kramar. Anlässlich seines 75. Geburtstags am 27. Juni ist Kramar gemeinsam mit Weggefährtin Lucy McEvil im ORF RadioKulturhaus zu Gast. „Theater spielen, inszenieren und schreiben“ ist das, was der Nestroy-Preisträger am liebsten macht. Aktionismus, Widerstand gegen autoritäre Machtstrukturen in der Gesellschaft, soziales Engagement und Freiheitsliebe bestimmen sein Leben und sein künstlerisches Werk. Zum Thema Aktionismus etwa gibt Kramar bei Christian Reichhold und Regina Nassiri Antwort auf die Frage, wie er auf die Idee kam, im Jahr 2000 im Hitler-Kostüm den Opernball zu besuchen. Außerdem erzählt er u. a. von seiner Rolle als schräger Polizeioberst im österreichischen „Tatort“ und warum es noch gar nicht so lange her ist, dass er Goldmünzen vergraben hat.

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