LH Mattle wagt sich aus der Deckung und steht zu den neuerlich nach oben korrigierten Kosten für den Umbau des Landesmuseums. Dieses braucht dringend ein neues Image, will es nicht zum Monument verkommen.
Hand aufs Herz: Wer ruft laut „Gehen wir ins Ferdinandeum!“, wenn der Familienrat über das bevorstehende Freizeitprogramm berät? Und das ist genau das Problem: Es ist für die breite Masse weder cool noch chic noch angesagt, den musealen Großbau in der Innsbrucker Museumstraße anzusteuern. Da können sich die Ausstellungsmacher noch so sehr abmühen, um mit ihrem Angebot neues und jüngeres Publikum anzulocken. In der aktuell laufenden Schau „Odor“ werden sogar spezielle Duftstoffe als Lockmittel eingesetzt. Zu sehen gibt es wenig, dafür aber umso kräftigere Gerüche.
Das Ferdinandeum schreit nach Aufbruch und Öffnung, will es nicht zum wenig beachteten Monument verkommen. 200 Jahre alt wurde der Gründungsverein heuer. Ein großes Fest war geplant. Nun fiel dieses überschaubar aus. Man blieb unter sich und im kleinen Rahmen. Der lange geplante und oft angekündigte große Umbau des Hauses hätte schon fertig sein sollen, als Geschenk zum Jubiläum. Allein, das längst vorliegende Projekt wurde noch nicht einmal in Angriff genommen.
So ist man beim Stichwort Ferdinandeum bescheiden geworden. Da bedeutet es bereits eine gute Nachricht, dass sich das Land und das Museum nun endlich auf einen gemeinsamen Zeit- und – noch viel wichtiger – Finanzierungsplan verständigt haben. Mit Fortdauer des Zauderns und Zögerns stiegen nämlich auch die Baukosten. 36 Millionen Euro wurden vor zwei Jahren veranschlagt, rund 50 Millionen waren es vor einem Monat. Nach neuester Prognose inklusive Indexsteigerung werden sich die Kosten für Umbau und Sanierung des Museums bis zum Ende der Arbeiten 2027 auf 59 Millionen erhöhen.
Man kann dem Land das lange Zuwarten ankreiden. Entnervt davon, warf der – allerdings auch in der eigenen Belegschaft umstrittene – Museumschef Peter Assmann vorigen Herbst das Handtuch. Positiv sehen kann man es hingegen, dass der für Kultur zuständige LH Anton Mattle mit den massiv steigenden Projektkosten nun keine Schönfärberei betreibt. Die Kosten fern der Realität anzusetzen, kann böse ins Auge gehen, wie sich bei der nun schon Jahre währenden Debatte über das Neubauprojekt MCI zeigt.
59 Millionen sind kein Klacks. Sie sollten es uns wert sein, um das museale Flaggschiff des Landes nach Jahren des Schlingerns auf Kurs zu bringen. Der Kunsthistoriker Andreas Rudigier wechselt im Dezember nach erfolgreicher Arbeit vom vorarlberg museum als neuer Chef ins Ferdinandeum. Mit ihm wurde ein hoffentlich hochseetauglicher Kapitän für den Kulturtanker gefunden. An Neuankömmling Rudigier liegt es jetzt, die letzte Chance für das Ferdinandeum zu nützen, es zu entstauben und zu modernisieren.
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