Totschnig/Sima/Czernohorszky/Bischof: Renaturierung Liesingbach – Nächster Abschnitt der Liesing wird zum Naturjuwel!

Zurück zur Natur! Zu einer wahren Grünoase und einem ökologisch intakten Gewässer hat sich der Liesingbach in den letzten 20 Jahren auf seinen bereits renaturierten Abschnitten entwickelt – ein echtes Paradies für Mensch, Tier und Pflanzen ist entstanden! Der zweiten Hälfte des Liesingbachs steht das noch bevor: Bis 2027 werden im Rahmen des Großprojekts „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ die restlichen noch verbauten 9,2 Kilometer des Liesingbachs schrittweise naturnah, grüner und sauberer.

Bei einer Baustellenbesichtigung beim derzeitigen Bauabschnitt überzeugten sich Vertreter*innen aus Stadt- und Bundespolitik vom Baufortschritt und warfen gleichsam einen „Blick in die Zukunft“. Bei der Blumentalbrücke bei der Großmarktstraße zeigen sich beide „Gesichter“ des Liesingbaches auf beeindruckende Weise: Auf der einen Seite das verbaute Flussbett, das dort gerade aufgebrochen wird und bald der Vergangenheit angehört. Auf der anderen die Zukunft der Liesing: frei fließend und wild bewachsen. Hier wurde der Liesingbach bereits vor 20 Jahren renaturiert – zahlreiche Pflanzen und Tiere haben einen neuen Lebensraum gefunden, die Menschen profitieren seither von naturnaher Erholung.

„Der Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser und eine bessere Wasserqualität sind mir wichtige Anliegen, speziell auch im urbanen Raum, wie hier in Wien. Der Liesingbach ist eine bedeutende Lebensader für die Bundeshauptstadt. Mit den Projekten am Liesingbach verbessern wir nicht nur die Sicherheit der Bevölkerung und die Wasserqualität, sondern wir schaffen auch vielfältige Grünbereiche am Wasser, was die Lebensqualität insgesamt erhöht. Gerade in unseren Städten sind solche Naherholungsbereiche von unschätzbarem Wert. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, unterstützt alle diese Maßnahmen tatkräftig. Jeder Euro, der in unsere wichtigste Ressource Wasser investiert wird, ist eine Investition in die Zukunft,“ so Bundesminister Nobert Totschnig.

„Die Renaturierung des Liesingbachs ist eine echte Erfolgsgeschichte! Mit diesem ökologischen Großprojekt sorgen wir nicht nur Schritt für Schritt für besseren Hochwasserschutz und top Wasserqualität – wir geben Menschen, Tieren und Pflanzen ein Stück Natur zurück. Wir schaffen ganz neue Lebens- und Erholungsräume am Wasser mit vielfältigen Bäumen, Sträuchern und Pflanzen und leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zum innerstädtischen Klima- und Artenschutz“, so die für die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin Ulli Sima.

„Die Wiederherstellung des naturnahen Liesingbachs ist ein Vorzeigebeispiel, dass mehr Klima- und Umweltschutz auch mehr Lebensqualität für die Menschen bringt. Eine vielfältige Natur bedeutet auch bessere Erholungsmöglichkeiten für die Wienerinnen und Wiener. Damit Mensch und Tier einen sauberen Liesingbach vorfinden, baut Wien Kanal unter dem Bachbett einen Kanal, der das Gewässer vor verschmutztem Regenwasser oder sonstigen Schadstoffen schützt“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

Liesingbach bis 2027 vollständig renaturiert

In den vergangenen 20 Jahren hat die Stadt Wien mit Unterstützung durch Förderungen des Bundes bereits 9,2 Kilometer der Liesing renaturiert. Seit 2020 laufen die Renaturierungsarbeiten für die zweite Hälfte des Liesingsbachs – zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße und Großmarktstraße, die abschnittsweise bis 2027 fertiggestellt wird. Ein Abschnitt beim Liesinger Bahnhof (Bauteil 4) sowie das Speicherbecken Gelbe Haide (Bauteil 6), das seit Herbst 2020 in Betrieb ist, sind bereits fertig. Aktuell wird der „Bauteil 1“ bearbeitet, ein rund 3 km langer Abschnitt zwischen Großmarktstraße und Gutheil-Schoder-Gasse. Die Arbeiten starteten beim Islamischen Friedhof bei der Großmarktstraße, von dort geht es Stück für Stück bachaufwärts. Bis zum Herbst 2025 wird die Umgestaltung dieses Abschnittes abgeschlossen sein. 2024 folgen die Bauabschnitte 2, 3 und 5. Die Bauarbeiten werden gemeinsam von der Fachabteilung Wiener Gewässer (MA 45) und Wien Kanal durchgeführt.

Vitaler Bach mit Top-Wasserqualität

In den umgestalteten Abschnitten der Liesing ist bereits wieder ein vitaler Bach entstanden, mit guter Wasserqualität und vielfältigen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. Beim Rückbau wird die harte Pflasterung der Bachsohle Stück für Stück aufgebrochen und ein drei km langer Kanal unter dem Bachbett eingebaut. Die abgetragenen Pflastersteine werden vor Ort zerkleinert und im neuen Bachbett eingebaut. Im Bachlauf werden kleine Buchten und Flachwasserbereiche geschaffen – ideale Lebensräume für viele Fische und Insektenarten. Die neu gestalteten Ufer sind abgeflacht, natürliches Sediment, Steine, Wurzelstöcke und Weidenstecklinge prägen den neuen Bachlauf und die Uferbereiche. Im aktuell bearbeiteten Abschnitt werden rund 200 neue Bäume sowie viele Sträucher gepflanzt, darunter Ahorn, Ulmen, Linden, Weißdorn oder Traubenkirsche. Diese neuen Grünräume ermöglichen es Erholungssuchenden wieder, Natur an der Liesing zu erleben und die öffentlichen Wege und Wiesen zur Freizeitgestaltung zu nutzen.

„Dieses Projekt macht den derzeit schon sehr beliebten Naherholungsraum Liesingbach für unsere Bezirksbewohnerinnen und Bezirksbewohner noch attraktiver und verbessert somit die Lebensqualität in Liesing ein weiteres Stück!“ freut sich Bezirksvorsteher Gerald Bischof.

Großprojekt Liesingbach: Verbesserter Hochwasserschutz, mehr Natur, mehr Lebensqualität

Bei jedem Abschnitt der Renaturierung des Liesingbachs liegt der Fokus auf verbessertem Hochwasserschutz, mehr Natur und mehr Lebensqualität. Die Maßnahmen im Überblick:

  • Um die Wasserqualität des Liesingbachs zu verbessern, errichtet Wien Kanal einen Regenwasserkanal mit einem Durchmesser von 80 Zentimeter unter dem Bachbett. Für den Betrieb und die Wartung werden entlang der Strecke 16 Trennbauwerke, 7 Abfallschächte und 29 Putzschächte errichtet.
  • Der Kanal schützt den Bach vor Verunreinigungen und ist die Voraussetzung für die ökologische Sanierung des Baches. Bei Regen wird der erste Schwall Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen aufgefangen und zur Kläranlage nach Simmering transportiert. Auch Störfälle, wo gefährliche Stoffe über die Regenwasserkanalisation in den Bach gelangen könnten, sichert der neue Kanal zukünftig ab.
  • Das hartverbaute Flussbett wird abgetragen. Nach Entfernung der alten Steinpflasterung werden Schotter und natürliches Sohlsubtrat in das Flussbett eingebracht.
  • Besonders umweltschonend: Die alten Pflastersteine werden vor Ort zerkleinert und in die Sohle des Liesingbachs eingebracht. Dieses Recycling ersetzt den aufwändigen Abtransport der Steine und die damit verbundenen LKW-Fahrten.
  • Voraussetzung für einen lebenden Bach ist seine ökologische Funktionsfähigkeit. Dies wird durch eine abwechslungsreiche Ufervegetation, Buchten und Ruhewasserzonen im Flussverlauf gewährleistet.
  • Grünräume entlang der Uferbereiche werden vergrößert bzw. neue geschaffen. Parallel zu den Bauarbeiten werden an jedem Abschnitt Bäume und Sträucher gesetzt.
  • Der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert. Mittels wasserbaulicher Umbauten wird im Projektgebiet der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand der Technik gebracht (durchgängig auf HW 100).

Kosten Gesamtprojekt

Die Gesamtkosten des Großprojekts inklusive Bau des Speicherbeckens Gelbe Haide belaufen sich auf circa 85 Millionen Euro brutto. 27 Mio. Euro betragen die Kosten für den Wasserbau und 58 Mio. Euro für die Kanalarbeiten. Der Anteil der Stadt Wien für das Gesamtprojekt beträgt circa 69 Millionen Euro. Das gesamte Projekt wird durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft mit rund 18 Mio. Euro gefördert.

Großprojekt Liesingbach: Bauabschnitte und Zeitplan bis Ende 2027

  • Bauteil 1: Großmarktstraße bis Gutheil-Schoder-Gasse (Nov. 2022-2025)
  • Bauteil 2: Atzgersdorfer Platz bis Gutheil-Schoder-Gasse (2024-2027)
  • Bauteil 3: Rudolf Waisenhorn-Gasse bis Atzgersdorfer Platz (2024-2027)
  • Bauteil 5: Kaiser-Franz-Josef-Straße bis Liesinger Platz (2024-2027)

Bereits fertiggestellt:

  • Bauteil 4: Rudolf Waisenhorn-Gasse bis Liesinger Platz (April 2021)
  • Bauteil 6: Speicherbecken Gelbe Haide (seit Oktober 2020 in Betrieb)

Das EU-Projekt LIFE EnCAM

Die Bauarbeiten am Bauteil 1 sowie in der Folge am Bauteil 2 werden von einem EU-Projekt der Fachabteilung Wiener Gewässer begleitet. Das EU-Projekt LIFE EnCAM (Environmental project with Climate Adaptation and Mitigation) setzt im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen am Liesingbach zusätzliche klimaschonende Maßnahmen. Diese betreffen nicht nur die Bauarbeiten am Liesingbach selbst, sondern bereits das Planungsprozedere. Neue klimaorientierte Kriterien bei der Vergabe und Planung zielen darauf ab, die Umweltbelastung durch Baustellen zu reduzieren. Ziel ist eine deutliche Reduktion von CO2-Emmissionen im Zuge der Renaturierungsarbeiten am Liesingbach.

Informationen: www.wien.gv.at/life-encam

B.A.C.H.L. – Besucher*innen- und AusstellungsCenter Hochwasserschutz Liesingbach

Seit 2021 gibt es das neue Infocenter der Stadt Wien – Wiener Gewässer in der Gutheil-Schoder-Gasse 19 in Wien-Liesing. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich dort über das Projekt und die Baufortschritte informieren. Das Infocenter bietet eine permanente, teils interaktive Ausstellung zum Großprojekt und zur Geschichte des Liesingbaches und ist für einen Besuch mit der ganzen Familie bestens geeignet.

  • B.A.C.H.L. – Infocenter Liesingbach
    Gutheil-Schoder-Gasse 19, 1230 Wien
  • Öffnungszeiten: Sonntag von 10-16 Uhr

Infos zum Projekt Liesingbach: www.wien.gv.at/liesingbach

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/presse/bilder

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