SPÖ-Bayr: Globale Krisen könnten Fälle unbehandelter Geburtsfisteln wieder in die Höhe schnellen lassen

Laut WHO gibt es jedes Jahr zwischen 50.000 und 100.000 Fälle von Geburtsfisteln. Die Ursache für das Entstehen von Geburtsfisteln ist Geburtsstillstand, das heißt, das Kind bleibt während der Geburt im Geburtskanal stecken und verursacht so Verletzungen im Geburtskanal. Die Öffnung, die dabei zwischen dem Genitaltrakt und den Harnwegen oder dem Rektum entsteht und massive körperliche und psychische Folgen hat, könnte durch eine angemessene medizinische Begleitung während der Geburt und die Möglichkeit eines Kaiserschnitts vermieden werden. „Inkontinenz ist die medizinische, Exklusion die soziale Folge von Geburtsfisteln", warnt SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung Petra Bayr anlässlich des Internationalen Tages gegen Geburtsfisteln am 23. Mai. ****

Es wird geschätzt, dass mehr als zwei Millionen junge Frauen in Asien und Subsahara-Afrika mit einer unbehandelten Geburtsfistel leben. Eine Frau mit einer Geburtsfistel ist in der Regel jung, arm, hat keinen Zugang zu Bildung, wird oft zu früh verheiratet und gezwungen eine Schwangerschaft und Geburt mit wenig oder keiner medizinischen Unterstützung durchzustehen. Die betroffenen Frauen wohnen oft in ländlichen Gebieten in Ländern mit schlechten oder gar keinen Straßen oder in Konfliktgebieten. Außerdem sind sie oft unterernährt.

In den nächsten zehn Jahren sind laut UNICEF 10 Millionen mehr Mädchen dem Risiko ausgesetzt, früh- und zwangsverheiratet zu werden. Denn wenn Not und Armut zunehmen, greifen Familien oft zu verzweifelten Mitteln, um über die Runden zu kommen – dann kann es eine Überlebensstrategie sein, dass Kinder arbeiten müssen oder Mädchen sehr jung verheiratetet werden.

Wenn Geburtsfisteln rasch nach der Geburt operiert werden, sind die Heilungschancen sehr gut. Da aber oft die Ärmsten der Armen betroffen sind, braucht es internationale Hilfe für die Finanzierung dieser Eingriffe. Eine einfache Fisteloperation kostet ungefähr 500 Euro, oft sind aber mehrere Operationen und Rehabilitation sowie psychologische Begleitung notwendig.

Der UN-Generalsekretär ruft dazu auf, Geburtsfisteln weltweit innerhalb eines Jahrzehnts zu beenden, in Übereinstimmung mit dem Ziel 3 der Sustainable Development Goals (SDGs) und gemäß der Resolution der UN-Generalversammlung von 2018 zu Geburtsfisteln. Seit mehr als einem Jahrzehnt unterstützen internationale Organisationen wie UNFPA und Nichtregierungsorganisationen die Eingriffe finanziell, doch die internationalen Geldtöpfe drohen zu versiegen. „Wenn die öffentliche Gesundheitsvorsorge in Entwicklungsländern dies nicht leisten kann, muss die internationale Hilfe einspringen. Wir dürfen hier nicht wegschauen!", fordert Bayr.

„Auch in Europa waren Fisteln bis Mitte des 19. Jahrhunderts häufig. Mit der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Einführung des Kaiserschnitts können Geburtsfisteln hierzulande vermieden werden. Alle Gebärenden haben das Recht auf grundlegende medizinische Versorgung!“, so Bayr. (Schluss) bj 

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