Digitaler Humanismus: Disziplinenübergreifendes Doktoratskolleg und neuer WWTF-Forschungscall

Wien bereitet den Boden für eine neue Generation an Forschenden im Bereich Digitaler Humanismus: Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, Stefan Gara, Sprecher für Wissenschaft & Forschung der NEOS Wien und Michael Stampfer, Geschäftsführer des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) stellen neue Förderprogramme vor.

Die Stadt Wien treibt ihren Forschungsschwerpunkt zum Digitalen Humanismus weiter kräftig voran: In einem neu eingerichteten Doktoratskolleg werden ab Herbst 2024 junge Wissenschaftler*innen disziplinübergreifend forschen. Mit einem Gesamtvolumen von rund 5 Mio. Euro ausgestattet und auf eine Laufzeit bis 2030 angelegt wird das Kolleg einen „wichtigen Impuls für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Wien an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und brennenden gesellschaftlichen Fragen geben“, so Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF, präsentierte außerdem den zweiten WWTF Call „Digitaler Humanismus“, der mit einem erhöhten Budget von 3,5 Mio. Euro interdisziplinäre Forschungsprojekte fördert. Einreichungen sind ab Mitte Mai möglich.

„In Wien hat der Digitale Humanismus bereits Tradition“, meint die Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler. 2019 wurde das an der TU Wien von vielen Expert*innen verfasste ‚Wiener Manifest zum Digitalen Humanismus‘ unterzeichnet und seither setzt die Stadt Maßnahmen, um diese wichtige Initiative weiter voranzutreiben. „Ein weiterer bedeutender Schritt ist die Etablierung eines universitätsübergreifenden Doktoratskollegs, das gemeinsam mit dem WWTF ausgearbeitet wurde.“

Im Rahmen des Doktoratskolleg ‚Digitaler Humanismus‘ soll dem wissenschaftlichen Nachwuchs interdisziplinäre Spitzenforschung ermöglicht werden. „Am Ende sollen drei Kohorten Jungwissenschaftler*innen der nächsten Generation ausgebildet werden, die dann auch disziplinenübergreifend forschen können. Doktorand*innen, die aus der Informatik kommen, brauchen für die verantwortungsvolle Technikentwicklung ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis zu rechtlichen, psychologischen, ökonomischen, soziologischen und gesellschaftlichen Aspekten der Digitalisierung. Umgekehrt sollen die Studierenden aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften für ihre Forschungsfragen davon profitieren, dass sie die Logik und Modelle der digitalen Technik verstehen. Die Stadt Wien fördert das Doktoratskolleg mit insgesamt 1,2 Mio. Euro an zusätzlichen Mitteln an den WWTF ab 2025“, so Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

Wie funktioniert das neue Doktoratskolleg?

Doktorand*innen sollen ab Herbst 2024 existierende Doktoratsstudien belegen und dort auch ihre Abschlüsse erhalten. Über die Förderung erhalten die Jungwissenschaftler*innen komplementäres Wissen, Begegnungsräume und eine Anstellung als Nachwuchsforscher*innen. Im Rahmen des Doktoratskolleg „Digitaler Humanismus“ sollen Formate für den kontinuierlichen Austausch zum interdisziplinären Arbeiten, spezifische Formate für individuelle Karriereentwicklung, Formate mit Beitrag zur internationalen Sichtbarkeit wie Summer Schools und Formate mit Beiträgen zur gesellschaftlichen Diskussion entwickelt werden.

„Insgesamt beträgt das Gesamtvolumen für das Doktoratskolleg ‚Digitaler Humanismus‘ bis 2030 ca. 5 Mio. Euro“, so Stampfer. Es werden mehr als 20 Doktoratsstellen finanziert, die sich aus Mitteln der Ausschreibung für das Doktoratskolleg ‚Digitaler Humanismus‘, aus Eigenmitteln der kooperierenden Universitäten und aus der Integration von Doktorand*innen, die in vom geförderten WWTF Projekten zum Digitalen Humanismus ab 2024 arbeiten werden, zusammen.

 „Wichtig ist, dass es dabei zu einer standortübergreifenden Kooperation kommt. Damit stellen wir sicher, dass Doktorand*innen ein vielfältiges Betreuungs- und Lehrangebot vorfinden“, so Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Sowohl Universitäten mit einem Schwerpunkt im Informatikbereich, Universitäten mit vielfältigen Angeboten im Bereich der Sozial-, Geistes-, und Kulturwissenschaften wie auch Kunstunis können sich beteiligen.

Stefan Gara, Sprecher für Wissenschaft & Forschung der NEOS Wien, ergänzt: „Die Innovation digitaler Technologien tritt in eine neue Phase, die nach einem transparenten und verantwortungsvollen Umgang verlangt. Dies offenbaren etwa jüngste Entwicklungen der generativen künstlichen Intelligenz. Es gilt den Wandel der Gesellschaft durch die Digitalisierung interdisziplinär zu erforschen, um Gestaltungsoptionen für Politik und Wirtschaft zu entwickeln. Mit dem Doktoratskolleg ‚Digitaler Humanismus‘ fördern wir diese Interdisziplinarität und Kooperationen, um die Implikationen der Digitalisierung besser zu verstehen und ethisch verantwortungsvoll zu gestalten.“

Warum schafft Wien ein Doktoratskolleg „Digitaler Humanismus“?

–      Um den Nachwuchs zum Thema zusammenzubringen, damit man in einer strukturierten Umgebung voneinander lernen kann

–      Damit soll das Forschungsfeld in die Wiener Forschungslandschaft eingebunden werden und Wien als zentraler Knotenpunkt des Digitalen Humanismus etabliert werden.

–      Schaffung von Betreuungsstrukturen, die die Interdisziplinarität fördern

–      Beitrag zur Karriereentwicklung

–      Stärkung der Kooperation zwischen den Universitäten/Forschungsinstitutionen zu diesem Thema in Wien

–      Keimzelle für neue Forschungsideen zum Thema Digitaler Humanismus

–      Internationale Sichtbarkeit und Austausch

–      Wissenschaftskommunikation wird gefördert

Summer School zum Digitalen Humanismus an der Fakultät für Informatik der TU Wien

Die Wissenschaftsstadträtin gab außerdem bekannt, dass die Summer School zum Digitalen Humanismus an der Fakultät für Informatik der TU Wien, bei der Themen wie Partizipation und Demokratie, digitale Politik und Souveränität, Wirtschaft und die Rolle von Plattformen, Datenschutz, KI und Ethik oder faire Systeme von weltweit anerkannten und führenden Wissenschaftler*innen aus der Informatik, den Sozial- und Geisteswissenschaften untersucht und diskutiert werden, auch 2023 wieder seitens der Stadt mit einer Förderung in der Höhe von €35.000 Euro bedacht werden soll.

Projektcall „Digitaler Humanismus“ des WWTF

Michael Stampfer, Geschäftsführer des (WWTF) stellte den neuen Projektcall „Digitaler Humanismus“ vor. „Für größere, interdisziplinäre Forschungsprojekte stehen insgesamt 3,5 Mio. EUR zur Verfügung. In den Vorhaben sollen sich Teams aus IKT- und GSK-Forscher*innen zusammenfinden, um grundlegende Fragen im Themenbereich Digitaler Humanismus zu beforschen.“ Der Call ist themenoffen angelegt. Einreichungen für die Kurzantragsphase sind ab 17. Mai 2023 möglich.

Außerdem zeigte Stampfer anhand von aktuellen Projekten, die aus dem Vorgängercall zum Digitalen Humanismus hervorgegangen waren, die vielfältigen Ausprägungen des interdisziplinären Bereichs auf: „Die Zusammenarbeit zwischen Kommunikationswissenschaftler*innen mit Computerwissenschaftler*innen oder Soziolog*innen mit Medieninformatiker*innen funktioniert hervorragend. Wir bilden in unseren neun geförderten Projekten eine einzigartige Themenvielfalt ab, die von Social Media Forschung bis zur Forschung zum Thema Arbeit im digitalen Zeitalter reichen.“  

Michael Stampfer betonte auch die Bedeutung der Forschungsförderung durch die Stadt Wien: „Die Stadt Wien ist seit Jahren eine wichtige Partnerin des WWTF. Gemeinsame Aktivitäten, wie zum Thema ‘Digitaler Humanismus‘ wirken über die Stadt hinaus und sorgen für internationale Sichtbarkeit. Auf das sind wir sehr stolz.“

Hintergrund: Was ist der Digitale Humanismus?

Die Stadt Wien hat mit der "Rahmeninitiative Digitaler Humanismus" viele Akteur*innen zusammengebracht, unter anderem Vertreter*innen der Sozialpartner*innen, NGOs, Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Ergebnis dieses Austauschs ist die Broschüre "Digitaler Humanismus in Wien", die darüber informiert, welche Bereiche unseres Lebens die Digitalisierung beeinflusst und wie Digitaler Humanismus in der Praxis gelebt werden kann.

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