Moosbrugger fordert Wurzel der Teuerung zu bekämpfen anstatt Symptome

"Fakten statt Vermutung und zielgerichtete Maßnahmen" fordert Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ)-Präsident Josef Moosbrugger heute beim Lebensmittel-Gipfel in Wien. "Die Lebensmittelpreise sind unvermindert hoch, während die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise längst wieder gesunken sind und bei den meisten Produkten auch nur einen geringen Teil des Verbraucherpreises ausmachen. Klar ist somit, dass die Gewinne ganz woanders hängen bleiben. Das System der Preisbildung muss genau durchleuchtet, die wahren Ursachen ermittelt und darauf aufbauende Schritte gesetzt werden", betont Moosbrugger.

Mehr Fairness in der Wertschöpfungskette

"Das Credo muss lauten: bei Preistreibern ansetzen, anstatt Bauernhöfe wirtschaftlich auszuhungern. Diese stehen aufgrund hoher Kosten und niedriger Erlöse aktuell wieder massiv unter Druck oder schauen gar durch die Finger", unterstreicht der LKÖ-Präsident. "Das kurzfristige Einkommensplus von 2022 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses von einem sehr niedrigen Niveau ausging und die Erlöse bei vielen längst wieder dramatisch zurückgehen. Wir brauchen dauerhaft einen größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil – zur Absicherung unserer heimischen Lebensmittelerzeugung, bei der ständig durch immer mehr Auflagen die Produktionskosten weiter in die Höhe getrieben werden. Wer eine gesicherte regionale Lebensmittelversorgung der Bevölkerung erhalten will, muss für den notwendigen Wertschöpfungsanteil der Bäuerinnen und Bauern sorgen. Es braucht mehr Fairness im System", so Moosbrugger weiter.

Wenn der Verbraucherpreis einer Semmel bei 0,32 Euro liegt, entfallen nur 6% bzw. 0,02 Euro auf den Rohstoffanteil und landen somit bei der Bäuerin bzw. dem Bauern. Bei 2,91 Euro für 1 kg Brot sind es 8,4% oder 25 Cent, die beim bäuerlichen Betrieb ankommen. Bei einem Verbraucherpreis von 1,46 Euro für einen Liter Vollmilch erhalten die Landwirtin bzw. der Landwirt nur 50 Cent oder 34% (LKÖ-Berechnungen auf Datenbasis 2022).

Zielgerichtete Entlastungen statt Gießkanne

Von Maßnahmen wie einer Absenkung oder Streichung der Mehrwertsteuer für bestimmte Grundnahrungsmittel hält der LKÖ-Präsident nicht viel. "Wir brauchen zielgerichtete Entlastungen sozial benachteiligter Menschen statt einer Gießkanne auf Kosten der kommenden Generationen", so Moosbrugger, der bezweifelt, dass solche Steuersenkungen tatsächlich dauerhaft an die Bevölkerung weitergegeben würden. Er fordert darüber hinaus, dass Maßnahmen zur Unterstützung sozial Bedürftiger nicht die „Geiz ist geil“-Mentalität generell befeuern dürfen. „Wir brauchen einen nachhaltigen Systemwechsel, bei Lebensmitteln darf nicht der Billigste als Bester gelten.“

"Wir sollten vielmehr überlegen, ob es wirklich sinnvoll und notwendig ist, unser – gemeinsam mit Norwegen – dichtestes Supermarktnetz Europas noch weiter auszubauen und einen Wettbewerb um die luxuriösesten Filialen zu führen. Auch die im EU-Vergleich hohen Lohnnebenkosten, die von der Urproduktion über sämtliche Verarbeitungsstufen bis ins Geschäft durchschlagen, sollten unter die Lupe genommen werden", hebt der LKÖ-Präsident hervor.

Energieabhängigkeit als zentrale Ursache im Auge behalten und behandeln

"Letztendlich dürfen wir auch die zentrale Ursache der aktuellen Situation nicht aus den Augen verlieren und das ist der Krieg und unsere massive Abhängigkeit von fossiler Energie aus politischen Krisenregionen. Wir brauchen mehr Energieeffizienz, Energiesparen und einen breiten Mix aller Erneuerbaren Energien. Die heimische Land- und Forstwirtschaft hat mit ihren Dächern für PV-Anlagen sowie mit Biogas und Biomasse noch enorme ungenutzte Potenziale, die es zu heben gilt. Erste wichtige Zukunftsinvestitionen der Regierung wurden gesetzt, aber es braucht weitere. Dazu zählen der Netzausbau und verlässliche Rahmenbedingungen für unsere bäuerlichen Betriebe", schließt Moosbrugger.

 

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