Marcus Arige, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Wien (SWV WIEN), äußert ernste Bedenken hinsichtlich der Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und der Forderung nach einem Mindestlohn von 2.000 Euro netto. Er mahnt ein, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Betriebe zu berücksichtigen, insbesondere der Klein- und Mittelbetriebe. „Die aktuelle Debatte kommt zu einer Unzeit!“, so Arige.
KMU-Struktur der österreichischen Wirtschaft bedroht
„Viele der österreichischen Betriebe sind kleine Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern, wie Frisöre, Gasthäuser, Installateure oder kleine Agenturen“, betont Arige. „Es besteht die Gefahr, dass Großkonzerne sich diese Forderungen im Gegensatz zu den kleineren Unternehmen leisten können und damit den kleinen Betrieben ihre Arbeitskräfte abwerben.“ Arige warnt davor, dass diese Forderungen den Mittelstand und die kleinteilige Wirtschaft erheblich belasten würden. 2.000 Euro netto Mindestlohn bei jedweder Qualifikation bedeutet zwangsweise, dass alle Löhne massiv steigen werden. Ein Netto-Mindestlohn von 2.000 Euro bedeutet über 50.000 Euro Gesamtkosten für den Betrieb.
Akuter Arbeitskräftemangel verschärft die Lage
Bedingt durch den großen Arbeitskräftemangel können bereits jetzt Unternehmen Aufträge nicht erfüllen. Jeder von uns macht die Erfahrung, dass man auf Handwerker-Termine wochenlang warten muss, in der Gastronomie die Schließtage zunehmen oder mittags nicht mehr geöffnet wird. Eine so radikale Arbeitszeitverkürzung würde die Problemlage explodieren lassen. „Viele Betriebe suchen bereits vergeblich nach Arbeitskräften und es ist vorhersehbar, dass der Arbeitskräftemangel in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird“, so Arige.
Lohnnebenkosten und Steuerreform
Um den Mitarbeitern mehr netto vom brutto zu ermöglichen, fordert Arige eine dringende Halbierung der Lohnnebenkosten und eine echte tiefgreifende Steuerreform, die dem 21. Jahrhundert gerecht wird. „Das Steuer- und Abgabensystem des 20. Jahrhunderts kann die Probleme und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht lösen. Es gehört neu gedacht, damit die Lasten fairer aufgeteilt werden“, fordert Arige. „Das prinzipielle System der Sozialversicherungsabgaben gekoppelt am Lohn war eine Erfindung von Bismarck 1883. Seitdem sind viele Sozialversicherungs-Fremdleistungen zu den Lohnnebenkosten dazugekommen, Stichwort u.a. Kommunalabgabe und Familienlastenausgleichsfonds. Firmen, die ihre Umsätze und Gewinne ohne Mitarbeiter, sondern mit Daten, Robotern oder Maschinen erwirtschaften, zahlen keine Abgaben in die sozialen Sicherungssysteme ein.“
In diesem Zusammenhang fordert der Präsident des SWV WIEN Arige dringend eine grundsätzliche Diskussion über die Finanzierung von Bund, Gemeinden und sozialen Sicherungssystemen. Diese müssen die technologischen Entwicklungen der Wirtschaft berücksichtigen und die mitarbeiterintensiven Betriebe entlasten.
Über den SWV WIEN
Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (SWV WIEN) ist die Interessenvertretung der Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe sowie der Ein-Personen-Unternehmen. Der SWV WIEN ist die sozialdemokratische Fraktion in der Wirtschaftskammer Wien und eine Vorfeldorganisation der SPÖ.
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