Durchbruch bei neuer Gesundheitsversorgung für Kinder in Wien

Bei der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Wien wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), BVAEB, SVS und KFA sowie die Wiener Ärztekammer haben sich nach intensiven Verhandlungen auf Rahmenbedingungen geeinigt, die eine Umsetzung von kindermedizinischen Zentren und Kinder-Primärversorgungseinheiten (Kinder-PVE) ermöglichen. Seit Kurzem sind neun Standorte im Rahmen eines Pilotprojekts ausgeschrieben. Die Suche nach den Teams von Ärztinnen und Ärzten sowie Vertreterinnen und Vertretern anderer Gesundheitsberufe, die in den Einrichtungen tätig sein werden, läuft. ****

„Die neuen Zentren und PVE speziell für Kinder bieten nun auch Ärztinnen und Ärzten der Kinderheilkunde die Möglichkeit, in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten. Das ist für junge Ärztinnen und Ärzte ein extra Anreiz und bringt Versicherten eine umfassende Versorgung,“ erklärt Mario Ferrari, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK in Wien. „Die Versorgung wird an einem Standort zentral organisiert und gemanagt“, bekräftigt Ferrari. 

Für Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, bringt das neue Modell nur Vorteile: „Für die Kinder und ihre Eltern gibt es damit ein niederschwelliges und umfassendes Angebot – und das mit erweiterten Öffnungszeiten und ohne Schließtage unter der Woche. Die Ärztinnen und Ärzte wiederum profitieren vom fachlichen Austausch mit der Kollegenschaft“. Nachsatz: „Die attraktiven Arbeitsbedingungen könnten dazu führen, dass auch Wahlärztinnen und -ärzte der Kinder- und Jugendheilkunde wieder mehr Interesse an einem Kassenvertrag zeigen.“ Schließlich ermöglicht diese neue Versorgungsstruktur, dass Ärztinnen und Ärzte die unterschiedlichen Aufgaben untereinander verteilen können und dadurch größere Flexibilität bei der Planung von Urlauben, Fortbildungsveranstaltungen oder auch privaten Terminen ermöglicht wird. Insgesamt ergibt sich dadurch ein familienfreundliches Arbeiten. 

Peter Voitl, selbst Kinderarzt und Fachgruppenobmann für Kinder- und Jugendheilkunde in der Ärztekammer für Wien, unterstreicht die Pionierarbeit: „Das Modell, das wir hier gemeinsam aufsetzen, ist einzigartig in Österreich. Die Ärztinnen und Ärzte zeigen großes Interesse. Ziel ist es jetzt, die neun Standorte sinnvoll über das Stadtgebiet zu verteilen und so auch einige der derzeit freien Kassenstellen wieder besetzen zu können.“

Zwtl.: Multiprofessionelle Teams – breites Leistungsspektrum

Im Zuge des Pilotprojekts stehen zwei Modelle zur Auswahl, die sich in Nuancen bei den Mindestöffnungszeiten, der Anzahl der Ärztinnen und Ärzte sowie im Angebot anderer Gesundheitsberufe unterscheiden: zum einen kindermedizinische Zentren, zum anderen Kinder-Primärversorgungseinheiten. Grundsätzlich sind in allen Einrichtungen jedenfalls mehrere Fachärztinnen und -ärzte für Kinder- und Jugendheilkunde beschäftigt. Dazu kommen Ordinationsassistenz, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege sowie nach Bedarf Sozialarbeit, Diätologie, Hebammenbetreuung, klinische Psychologie/Psychotherapie, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. 

„Das zugrunde liegende Konzept, mehrere Ärztinnen und Ärzte sowie ausreichend spezialisiertes medizinisches Fachpersonal und eine fachlich hochwertige technische Ausrüstung in einer Einheit anzubieten, bringt erhebliche Vorteile. Durch diese multiprofessionellen Teams wird das medizinische Angebot verbreitert, die Qualität der Versorgung kann dadurch auf einem hohen Niveau gehalten werden. Für die jungen Patientinnen und Patienten bedeutet das ein breites Leistungsspektrum – von der allgemeinpädiatrischen Grundversorgung bis hin zur Prävention“, ergänzt Voitl.  

„Jedes Kind soll die medizinische Aufmerksamkeit erhalten, die es braucht. Zu wissen, dass die medizinische Versorgung ihrer Kinder niederschwellig auch an Randzeiten an einem Standort sichergestellt ist, macht vor allem berufstätigen Eltern das Leben massiv leichter. Kindermedizinische Zentren und Kinder-PVE ermöglichen eine umfassende medizinische Betreuung der Kinder im Kassensystem“, betont Ferrari. 

Kurienobmann Huber ist optimistisch, dass schon im Sommer die ersten kindermedizinischen Versorgungseinrichtungen in Wien eröffnen können.

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