Ermittlerinnen und Ermittlern des Bundeskriminalamtes (BK) und des Landeskriminalamtes Steiermark (LKA) gelang es, in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Graz einen Tatverdächtigen auszuforschen, der sowohl Missbrauchsmaterial verbreitet haben als auch zu Missbrauchshandlungen via Video-Chat angestiftet haben dürfte. Die Opfer dieser Handlungen konnten dank der professionellen Arbeit der polizeilichen Verbindungsbeamtin in Ost-Asien ausgeforscht werden. Dem Tatverdächtigen wird neben diesen Handlungen auch der Missbrauch des eigenen Kindes zur Last gelegt.
„Der sexuelle Missbrauch von Kindern gehört zu den brutalsten Formen von Gewaltkriminalität. Das vor wenigen Wochen vorgestellte Maßnahmenpaket wird auch den Umfang der Ermittlungsbefugnisse erweitern und den Ermittlerinnen und Ermittlern stärkere Werkzeuge in die Hand geben“, kommentierte Innenminister Gerhard Karner den Ermittlungserfolg und verwies auf die derzeit laufende Kriminaldienstreform und die ersten Umsetzungsschritte im Bereich Cyberermittlungen.
General Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes, ergänzte: „Im gegenständlichen Fall zeigt sich ganz klar, dass wir sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene rigoros gegen das Verbrechen vorgehen. Kein Täter soll sich seiner vermeintlichen Anonymität im Internet sicher sein.“
Meldung aus USA führt zu verdächtigem Steirer
Der Ermittlungsbereich für Sexualdelikte und Kinderpornographie-Online im BK hatte im September 2020 einen NCMEC-Report („National Center for Missing & Exploited Children“, USA) erhalten, wonach ein österreichischer User auf einer Social-Media-Plattform eine kinderpornographische Darstellung verbreitet hatte. Nachdem das BK die Daten einem 58-Jährigen aus der Steiermark zuordnen konnte, wurden die weiteren operativen Ermittlungen vom LKA Steiermark übernommen. Im Februar 2021 führte das LKA eine von der Staatsanwaltschaft Graz angeordnete Hausdurchsuchung bei dem Beschuldigten durch, wo sie mehrere Datenträger sowie ein Mobiltelefon sicherstellten.
Bei der forensischen Auswertung wurden 97 Videodateien sowie 15.900 Bilddateien mit kinderpornographischen Inhalten festgestellt. Bei dieser Auswertung konnten Hinweise gefunden werden, dass der 58-Jährige sich der versuchten und vollendeten Anstiftung des fortgesetzten und schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen sowie des wiederholten sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen schuldig gemacht haben könnte. Bei den Ermittlungen stellte sich außerdem heraus, dass sich der 58-Jährige der Blutschande schuldig gemacht haben dürfte, da er mit seiner Tochter von 2001 bis 2007 ein sexuelles Verhältnis gepflegt haben soll.
Über den Zeitraum von 2017 bis 2021 soll der 58-Jährige zum einen pornographische Darstellungen Minderjähriger besessen und weiterverteilt haben. Zum anderen soll er in diesem Zeitraum durch sogenanntes „Live-Streaming“ via Messenger-Diensten beziehungsweise Social-Media-Plattformen mehrere unmündige Kinder durch verschiedene Kontaktpersonen zur Vornahme sexueller Handlungen an sich selbst sowie zur Vornahme sexueller Handlungen anderer Personen an den Kindern auf den Philippinen verleitet haben. Hierfür sei in weiterer Folge Geld an die Ausführungstäter auf den Philippinen übermittelt worden.
Aufgrund dieser Ermittlungserkenntnisse wurde durch die Staatsanwaltschaft eine Festnahme angeordnet und im Mai 2021 vollzogen. Die polizeilichen Ermittlungen wurden im August 2022 mit einem strafprozessualen Abschlussbericht an die Justiz vorerst abgeschlossen.
Internationale Zusammenarbeit: Opfer gerettet
Ende Mai 2021 wurde in Kooperation mit der für die Philippinen zuständigen BMI-Verbindungsbeamtin ein Erhebungsersuchen an die philippinischen Behörden übergeben. Aufgrund der umfangreichen und detaillierten Aufarbeitung durch das LKA Steiermark konnten letztendlich acht Kinder im Alter von vier bis elf Jahren ausgeforscht und von den örtlichen Behörden aus dem Missbrauchsumfeld gerettet werden. Die philippinischen Strafverfolgungsbehörden forschten in dieser Causa darüber hinaus mehrere weitere Beschuldigte aus, u.a. die Mutter, eine Großmutter und eine Tante der Missbrauchsopfer. Sie befinden sich vor Ort in Haft.
Sexueller Missbrauch im Fokus des neuen Kriminaldienstes
„Die derzeit laufende Kriminaldienstreform setzt im Bereich des konsequenten Vorgehens gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern einen Schwerpunkt. In Zukunft wird in jedem LKA ein Sonderbereich für Online-Kindesmissbrauchsdelikte eingerichtet werden“, so Karner. Daneben werden auch die technischen Möglichkeiten für effiziente Ermittlungen entsprechend erweitert.
Im Fokus des Reformpakets steht der Ausbau der Cyberermittlungen in den LKA, die Schaffung eines Sonderbereichs für Online-Kindesmissbrauchsdelikte, eine personelle Verstärkung des „Cyber Competence“-Zentrums sowie die Implementierung einer speziellen Software, die einen automatischen Bildabgleich ermöglicht. „All das wird in Zukunft noch effizientere Ermittlungen ermöglichen“, ist Karner überzeugt.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Bundesministerium für Inneres