Nuntius: Russland missachtet Lehren aus beiden Weltkriegen

Wien (KAP) – Mit deutlichen Worten hat der Apostolische Nuntius in Österreich den Krieg Russlands gegen die Ukraine verurteilt. Die russische Attacke auf die Ukraine sei zugleich ein „Angriff auf alle Lehren, die die Welt aus den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts gezogen hat“ beklagte Erzbischof Pedro Lopez Quintana in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Van der Bellen für das Diplomatische Corps am Dienstag in der Wiener Hofburg. Russlands vor knapp einem Jahr begonnener „brutaler Angriffskrieg“ habe die europäische Sicherheitsordnung in Schutt und Asche gelegt, Präsident Wladimir Putin habe internationales Recht gebrochen, Grenzen missachtet und Landraub begangen.

Der in seiner Funktion als Doyen der Auslandsdiplomaten sprechende Nuntius beklagte, dass es nach elf Monaten Krieg noch immer keine ernsthaften Friedensinitiativen gebe, die das Leid der ukrainischen Bevölkerung und die massiven Zerstörungen so schnell wie möglich beenden und die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden schaffen könnten. Lopez verwies auf die Papstbotschaft zum Weltfriedenstag, in der Franziskus sagte, gegen Covid-19 sei ein Impfstoff gefunden worden, gegen Krieg stehe eine angemessene Lösung noch aus.

Bis zur Erlangung eines gerechten Friedens, „der Landraub nicht belohnt oder das ukrainische Volk der Gnade und Gewalt seiner Besatzer ausliefert“, bleibe es eine menschliche Forderung, denen beizustehen, die angegriffen, bedroht und unterdrückt werden, betonte der Vatikan-Diplomat. „Auch damit setzen wir ein Licht der Hoffnung in das Dunkel der Ungerechtigkeit.“

Das heutige besorgniserregende geopolitische Szenario fordere auch die Diplomaten auf, „mit kreativer Kühnheit“ auf ein Ende der Kriegshandlungen hinzuwirken. „Wir müssen einen Frieden aufbauen und bewahren, der nur dann authentisch ist, wenn er ein Frieden in Wahrheit, ein Frieden in Gerechtigkeit, ein Frieden in Solidarität und ein Frieden in Freiheit ist“, unterstrich Erzbischof Lopez.

Bundespräsident bewies „glückliche Hand“

Der Apostolische Nuntius beglückwünschte Bundespräsident Van der Bellen eingangs zu dessen Wiederwahl und wünschte ihm für seine zweite sechsjährige Amtszeit, Gottes Segen, Glück und Erfolg, gute Gesundheit und „eine glückliche Hand bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben“. Sein Gruß galt neben den anwesenden Diplomaten besonders auch der Präsidentengattin Doris Schmidauer und Außenminister Alexander Schallenberg. Heuer kamen hundert Botschafterinnen und Botschafter in den Amtssitz des wiedergewählten Bundespräsidenten. Diplomatinnen und Diplomaten aus Russland, Belarus und dem Iran waren diesmal nicht eingeladen.

Van der Bellen habe mit Klugheit und gutem Urteilsvermögen trotz der „sicherlich nicht immer einfachen“ vergangenen sechs Jahre viele Wellen geglättet und auch in schwierigen Situationen nicht den Überblick verloren, würdigte der Apostolische Nuntius den Bundespräsidenten. „Was wir in diesen Tagen besonders brauchen, sind Zuversicht und Mut“, die Van der Bellen dem österreichischen Volk „und uns allen“ in dieser Zeit immer wieder zugesprochen habe. Gleichzeitig habe er sich nicht gescheut, Probleme anzusprechen und den Finger auf bestehende Wunden zu legen.

Den gegenwärtigen Herausforderungen gelte es sich mit Verantwortung und Mitgefühl zu stellen, betonte Erzbischof Lopez. Neben verstärkten Bemühungen um Frieden brauche es auch wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, der „immer mehr zum drängendsten Problem der Menschheit“ werde; weiters müsse „das Virus der Ungleichheit bekämpft“ und Integration gefördert werden. Vieles davon werde „im jahrzehntelang so friedlichen Österreich“ seit langem versucht und umgesetzt. In diesem Sinne werde „Österreich weiterhin eine wichtige Rolle in Europa und in der Welt spielen“, zeigte sich der Nuntius optimistisch.

Erzbischof Lopez bekundete in seiner Rede den Menschen in der Türkei und in Syrien „unsere Solidarität und tiefe Trauer angesichts der großen Verluste an Menschenleben“, die durch das Erdbeben in dieser Region zu beklagen seien.

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