Anlässlich der Tiroler Landtagssitzung machten heute der WWF und der Verein “Lebenswertes Kaunertal” mit einer gemeinsamen Aktion vor dem Innsbrucker Landhaus auf die bedrohliche Sicherheitslage im Kaunertal aufmerksam. “Aktuelle Gutachten warnen eindringlich vor den steigenden Naturgefahren im Gebiet rund um den Gepatsch-Speicher”, sagt WWF-Gewässerschutz-Expertin Bettina Urbanek. “Die Klimakrise und der geplante Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks drohen die Situation noch zu verschärfen. Landeshauptmann Mattle und die zuständigen Landesräte tun jedoch weiterhin so, als ginge sie das alles nichts an.” Daher fordert die WWF-Expertin eine unabhängige Untersuchung der Sicherheitslage, bevor die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das geplante Monster-Kraftwerk startet.
Die TIWAG versuchte kürzlich, die Sicherheitsbedenken mit dem Hinweis auf ein zehn Jahre altes Gutachten der Staubeckenkommission zu entkräften. Dem WWF liegt inzwischen der Grundlagenbericht dazu vor: “Die Unterlagen der TIWAG für die Staubeckenkommission sind hoffnungslos veraltet”, kritisiert Bettina Urbanek vom WWF. “Die Massenbewegungen beim Gepatsch-Stausee finden lediglich in einem einzigen Absatz Beachtung. Die Felsstürze und Rutschungen der letzten Jahre werden ebenso wenig thematisiert wie die Auswirkungen der Klimakrise.”
WWF und “Lebenswertes Kaunertal” fordern die Landesregierung deshalb dazu auf, eine unabhängige Kommission mit der Überprüfung der Naturgefahren im Kaunertal zu beauftragen, die neben der Geologie auch die Klimakrise berücksichtigt. Darüber hinaus appellieren die Organisationen an die Landtagsabgeordneten aller Fraktionen, ihre politische Verantwortung wahrzunehmen und die Untersuchung zu unterstützen. “Sie sind unsere gewählte Vertretung”, sagt Anita Hofmann vom Verein “Lebenswertes Kaunertal”. “Nehmen Sie unsere Bedenken ernst und setzen Sie sich für unsere Sicherheit ein.”
Keine UVP ohne aktuelle Beurteilung der Gefahrenlage
Die Klimakrise verändert die Lage in den Alpen besonders rasant: “Vor tauenden Permafrostböden und einer massiven Zunahme an Extremwetterereignissen kann die Landesregierung den Kopf nicht in den Sand stecken”, mahnt Bettina Urbanek vom WWF. “Landeshauptmann Mattle darf die akuten Sicherheitsfragen im Kaunertal nicht in die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Mega-Kraftwerksbau auslagern, sondern muss sie noch vor der Auflage unabhängig und umfassend untersuchen lassen.”
Neben der Sicherheit im Kaunertal bedroht die geplante Kraftwerksgruppe auch die Wassersicherheit im Ötztal: Aus den ökologisch wertvollen Gletscherflüsse Venter und Gurgler Ache will die TIWAG bis zu 80 Prozent des Wassers ableiten. Darüber hinaus würde der Ausbau den Verlust einer einzigartigen Moorlandschaft im Platzertal bedeuten, die fisch-tötende Schwallbelastung im Inn verstärken und rund 90 Kilometer neue Restwasserstrecken verursachen.
Fotos der Aktion und weiterführende Informationen finden Sie hier.
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