Wien (ots) – Ein Vorstoß von Kulturschaffenden soll den drohenden, von der Regierung aufbereiteten Tod der gedruckten Tagesausgaben der „Wiener Zeitung“ verhindern. Größen der Kabarettszene, Schauspieler:innen, Autor:innen und Musiker:innen haben für 22. Jänner 2023 die Solidaritätsveranstaltung „Rettet die Wiener Zeitung‘“ in der Kulisse in Wien-Hernals organisiert.
Die Idee dafür entstand während der Weihnachtsfeiertage. Josef Hader, schon vielfach ausgezeichneter Träger des Österreichischen Kabarettpreises 2022: „Viele Künstler:innen waren der Meinung: Wir wollen aufzeigen und jetzt ein Zeichen setzen.“
Jenes Gesetz, das der „Wiener Zeitung“ ausgerechnet im 320. Jahr ihres Bestehens ein Ende bereitet, wollen die Künstler:innen doch noch verhindern. Seine endgültige Einbringung ins Parlament könnte Anfang Februar erfolgen.
Die Präsentation des Entwurfes im Herbst hat zu heftigen Protesten während der Begutachtungsfrist geführt, die Ende November endete. Zahlreiche Personen der Zivilgesellschaft, oberste Vertreter aller anerkannten Religionsgemeinschaften, Wissenschafter:innen, Rektor:innen, Künstler:innen, Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, Ex-Kanzler Franz Vranitzky, sowie seitens der ÖVP, der frühere EU-Kommissar Franz Fischler, Reinhold Mitterlehner und EU-Parlamentspräsident Othmar Karas unterstützen ebenso wie Unterzeichner :innen aus allen anderen Lagern eine Petition zur Fortführung der Tageszeitung.
Übergangsfrist ist gefordert
18 Monate Übergangszeit – um ein neues Modell zur Fortführung zu entwickeln – so lautete die zentrale Forderung der Petition an die Regierung, die auch von Medienvertreter:innen von Krone-Herausgeber Christoph-Dichand bis Falter-Herausgeber Armin Thurnher und vielen anderen Journalist:innen unterstützt wurde. Auch in der deutschen, italienischen und Schweizer Auslandspresse wurde breit und immer kritisch über den drohenden Tod der ältesten Tageszeitung der Welt berichtet.
„Wir wollen nun verhindern, dass jemand wegen der Feiertage mit einem Ende der Proteste rechnet und klammheimlich der Gesetzesentwurf unverändert zur Beschlussfassung vorgelegt wird“, erklärt Thomas Maurer seine Intentionen zum Start der neuen Initiative prominenter Künstler:innen. „Es handelt sich schließlich auch um ein Gut im Rang eines Weltkulturerbes“.
Josef Hader über die „Wiener Zeitung“: „Moderne Demokratie und unabhängige Zeitungen sind in blutigen Revolutionen gemeinsam entstanden und bedingen einander. Deswegen würde es der Österreichischen Regierung gut anstehen, die derzeit älteste Zeitung der Welt weiter fortbestehen zu lassen.“
Auch die Grande Dame der Schauspielzunft, Erika Pluhar, wird mit Maurer und Hader auftreten. Aus der Kabarettwelt kommen noch Flüsterzweieck, Severin Groebner, Miriam Hie, Peter Klien, Maria Muhar und Florian Scheuba auf die Bühne der Kulisse.
Von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gibt es eine Grußbotschaft, gesprochen von der Burgmimin Maria Happel. Auch Autor Robert Menasse übermittelt seinen Unterstützungstext urlaubsbedingt aus weiter Ferne. Diese werde seine kritische Haltung gegenüber der Medienpolitik der Grünen ausdrücken, ließ er vor seiner Abreise wissen: „Wenn jetzt die Regierung die ,Wiener Zeitung’ wirklich killt und den ORF zusammen stutzt – also die für eine Demokratie notwendigen öffentlich-rechtlichen Medien beschädigt und die Grünen das wirklich zulassen, frage ich mich, wofür die Grünen eigentlich im Parlament sitzen.“
Gratis-Veranstaltung
Als Redner beim Solidaritätsabend am 22. Jänner wird noch ein weiterer Autor-– und zwar live – in Erscheinung treten: Der Schriftsteller Doron Rabinovici. Alle anwesenden Künstler:innen treten zur Unterstützung der „Wiener Zeitung“ gratis auf. Der Eintritt ist kostenlos.
Auch die traditionsreiche „Kulisse“ wird in den Dienst der guten Sache gestellt. Geschäftsführerin Alexa Oetzlinger: „Ich will mir eine Gesellschaft ohne unabhängigen und fundierten Tageszeitungs-Journalismus gar nicht vorstellen. Hier handelt es sich um einen Angriff auf die Demokratie, den es zu verhindern gilt.“
Weitere Unterstützung kommt vom Veranstaltungs-Manager Georg Hoanzl. Als Mitveranstalter fungieren noch die „IG Autorinnen Autoren“, sowie die „Initiative Baukultur für Medienvielfalt“.
ORF-Satiriker Peter Klien („Gute Nacht, Österreich“) meint angesichts des drohenden Endes der Zeitung jedenfalls ausnahmsweise einmal ganz todernst: „Die Wiener Zeitung ist unverzichtbar, weil sie erfrischend unaufgeregt und sachlich berichtet. Ziemlich unösterreichisch also. Und gerade darum ist sie für unser Land auch weiterhin so wichtig.“
Die Solidaritästsveranstaltung wird am 22. Jänner um 19 Uhr in der Kulisse, Rosensteingasse 39, 1170 stattfinden.
Gratiskartenbestellung:
rettetdiewienerzeitung@kulisse.at
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