Creditreform PRIVATINSOLVENZSTATISTIK 2022: 36 Insolvenzen pro Werktag

Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Zahlen bei den Privatinsolvenzen für das Jahr 2022 in Österreich analysiert. Die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen ist um 18,6% auf 9.079 Verfahren angestiegen und hat damit noch nicht das Vorpandemieniveau erreicht. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist dabei um 15,2% auf rund 8.300, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen gar um 72,1% auf 771 Verfahren geklettert.

Dazu Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des bevorrechteten Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform: „Der Trend bei den Privatinsolvenzen zeigt stark nach oben. Trotz guter Arbeitsmarktlage und staatlicher Hilfen führt die allgemeine Teuerungswelle zur Zahlungsunfähigkeit bei immer mehr Österreicherinnen und Österreichern. 2023 wird es zu einer weiteren Verschärfung kommen.“   

Die Insolvenzursachen bei Privatpersonen liegen meist im Verlust des Arbeitsplatzes, in der gescheiterten Selbständigkeit sowie generell im sorglosen Umgang mit Geld begründet. Dazu gesellen sich oft weitere, die Insolvenz auslösende Faktoren im persönlichen Bereich wie Krankheit und Scheidung. Neu hinzu kommen die Auswirkungen von Inflation und steigender Zinsen nach dem Ende der Nullzinspolitik der EZB.

Bundesländervergleich: 12 von 10.000 Erwachsenen sind insolvent

Ein Blick auf die Bundesländer zeigt überall steigende Insolvenzen. Den stärksten Zuwachs verzeichnete Niederösterreich (+33,9%), gefolgt von Oberösterreich (+31,2%) und Tirol (+29,0%).

In Wien gab es mit einem Plus von 7,1% den geringsten Zuwachs. Dennoch ereignete sich ein Drittel aller Privatinsolvenzen in der Bundeshauptstadt, die sowohl Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen (2.991 Fälle) als auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit ist: Fast 19 von 10.000 erwachsenen Wienern mussten Insolvenz anmelden. Dagegen sind Burgenländer mit 6 von 10.000 Erwachsenen am wenigsten insolvenzgefährdet. Österreichweit waren 12 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.

Conclusio 2022 und Ausblick 2023: 10.000 Privatinsolvenzen zu erwarten

Die pandemiebedingten Zeiten sinkender Privatinsolvenzen sind vorbei. Corona und die eigene Gesundheit stehen nicht mehr vorrangig im Fokus. Die Leute kümmern sich nun wieder verstärkt um ihre finanziellen Angelegenheiten und deren Bereinigung und nehmen die durch die Insolvenzrechtsnovelle 2021 eingeführte schnellere Entschuldung in Anspruch. Die hohe Inflation zwingt viele zu Entscheidungen, welche Rechnungen vorrangig zu bezahlen sind bzw. was sich gerade noch zu zahlen ausgeht. Die niedrige Arbeitslosigkeit und staatliche Zuschüsse helfen derzeit noch über diese Entscheidung hinweg. Aber im neuen Jahr werden nun die höheren Stromrechnungen und Mieten schlagend. Ein Blick in den Einkaufswagen zeigt auch, dass sämtliche Produkte – ob nun von Lieferengpässen oder vom Ukraine-Krieg betroffen oder nicht – massiv verteuert wurden. Dazu kommen bei vielen die durch die Zinserhöhungen angehobenen Kreditraten.

Gerhard M. Weinhofer betrachtet daher mit großer Sorge die weitere Entwicklung: „Inflation und hohe Zinsen sowie die Auswirkungen der drohenden Rezession werden 2023 die Treiber für weiter steigende Privatinsolvenzen sein. Es müßten schon massive staatliche Eingriffe durch Ausgleichszahlungen und Preiskontrollen erfolgen, wollte man das Überschreiten der Schwelle von 10.000 Privatinsolvenzen gegen Ende des Jahres verhindern.“

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Creditreform

BrauchtumFinanzen und DienstleistungenGesundheitHandelInsolvenzenKonsumentenSchuldenTiereUmweltUnternehmenWirtschaft und Finanzen
Comments (0)
Add Comment