„Offenbar haben der Streik bzw. die Streik-Drohung bei den Eisenbahnern und bei den Handelsangestellten dazu geführt, dass bei den Kollektivverhandlungen etwas weitergegangen ist – und zwar im Sinne der Ziele der Arbeitnehmer. Erreicht man also in Österreich mittlerweile nur sein Ziel, wenn man mit der drastischsten aller Maßnahmen droht? Was ist aus der Sozialpartnerschaft geworden?“, fragt sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und ergänzt: „Was müssen wir Ärzte also tun, damit die Politik endlich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Angriff nimmt und sich für eine angemessene Gehaltserhöhung einsetzt?“
Nicht nur die Streik-Drohung der Handelsangestellten hat gezeigt, dass es etwas bringt, zum Äußersten bereit zu sein, so Mayer: „Es gibt auch in der aktuellen Gesundheitspolitik zwei gute Beispiele, die beweisen, dass die Politik offensichtlich erst dann aufwacht, wenn die Lage eskaliert. Auch beim Mutter-Kind-Pass ist erst dann etwas weitergegangen, als wir Ärzte angekündigt haben, diese Leistung künftig nicht mehr als Kassenleistung anzubieten. Das Gleiche gilt für die Gefährdungsanzeigen in den Spitälern – die bekannten Missstände haben wir schon lange vorher aufgezeigt, aber erst jetzt bekommt die Sache langsam die notwendige Aufmerksamkeit. Das ist wirklich schade und eine unnötige Gefährdung der Patientinnen und Patienten“
„Dabei wäre es so einfach, wenn man nur will!“ sagt Mayer. Er erneuerte daher die jahrelangen Forderungen der Bundeskurie der angestellten Ärzte, die Arbeitsbedingungen zu attraktivieren, offene Dienststellen nachzubesetzen und neue zu schaffen, die Ärzteschaft von Bürokratie und dokumentarischen Tätigkeiten zu befreien, zeitgemäßere und flexible Arbeitsmodelle zuzulassen, eine qualitative Ausbildungsoffensive zu starten und eine auch dem internationalen Vergleich standhaltende Entlohnung anzubieten. „Vielleicht kann sich die Politik dazu aufraffen, diese notwendigen Verbesserungen anzugehen, ohne dass die Ärzteschaft mit drastischen Maßnahmen drohen muss, denn ein Tag Stillstand im Bahnverkehr und im Handel mag verschmerzbar sein, in der Gesundheitsversorgung ist er das nicht.“
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