2023 feiert das Belvedere das 300. Jubiläum seiner Erbauung. Mit dem Motto „Goldener Frühling“ greift es zwei Grundmotive seiner Geschichte auf: Gold für die Tradition, den heiligen Frühling (ver sacrum) für den Aufbruch.
Das Motiv des heiligen Frühlings, das die Wiener Secessionisten als Symbol für den Aufbruch zu Neuem prägten, zieht das Belvedere heran, um in die Zukunft zu blicken: auf die neue Kunstgeneration, auf die Öffentlichkeit der Zukunft, auf eine Vision von Museum, wie es gestaltet sein sollte. Der Bezug auf das Gold versinnbildlicht das Bewusstsein für die Traditionen, auf die es sich dabei bezieht. Mit viel Sinn für das Bewahren von Erbe entwickelt das Belvedere seine Vision der Zukunft: Was kann Kunst heute sein? Was soll ein Museum leisten? Und wie sehr ist es Spiegel und Triebfeder gesellschaftlicher Prozesse? Das Museum von morgen ist ein lernendes, diverses und heterogenes: Es ermutigt, von der Kunst zu lernen, betrachtet alte Kunst aus dem Heute und bemisst das Neue mit den Instrumenten der Geschichte im Hier und Jetzt.
Generaldirektorin Stella Rollig: Von Anfang an ist das Belvedere ein zentraler Ort der Kunst. Ein Kraftort, an dem die Besucher*innen eine zutiefst menschliche Verbindung mit der Erinnerung eingehen, die Gegenwart reflektieren, die Zukunft ahnen. Mit dem 300-jährigen Jubiläum des Belvedere feiern wir nicht nur die Entwicklungen der Vergangenheit, sondern besonders die, die vor uns liegen.
PROGRAMM-HIGHLIGHTS 2023
Das Ausstellungsprogramm schlägt jene Brücke zwischen Tradition und Aufbruch, die das Motiv des „Goldenen Frühlings“ impliziert. Den Gründungsgedanken des Belvedere als modernes Museum aufgreifend werden regionale und internationale Kunst gemeinsam gezeigt – und miteinander konfrontiert. So hinterfragt die Ausstellung Klimt. Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse … ab 3. Februar im Unteren Belvedere das in der Kunstgeschichte vorherrschende Bild des originären Künstlergenies Klimt. Die Ausstellung folgt den Spuren zurück zu jenen Avantgardekünstler*innen, die Gustav Klimt nachweislich beeinflusst haben. Das malerische Frühwerk von Louise Bourgeois wird als große Entdeckung ab 22. September im Unteren Belvedere zu sehen sein. Erstmals in Europa gezeigte Gemälde der 1930er- und 1940er-Jahre werden in Bezug zum späteren skulpturalen und grafischen Schaffen der bedeutenden Künstlerin gesetzt.
Ab 6. April widmet sich das Belvedere 21 mit Über das Neue den lokalen Kunstszenen. Etwa 50 Künstler*innen und rund 20 Projekträume zeigen die aktuelle Vielfalt der Produktion und Präsentation von Kunst. Die Schau erhebt hierbei nicht den Anspruch eines lückenlosen Überblicks über das künstlerische Geschehen in und um Wien, sondern ist vielmehr eine wachsende Präsentation, die sich im Lauf des Jahres mehrmals verändern wird. Ein umfangreiches zeitgenössisches Skulpturenprojekt mit Arbeiten von namhaften Künstler*innen wie Dan Graham, Kara Walker, Franz West, Thomas Houseago oder dem Shootingstar Kapwani Kiwanga ergänzt ab 15. Mai die barocken Skulpturen rund um die Standorte des Belvedere. Im Fokus von Public Matters stehen Aspekte des Öffentlichen und der Öffentlichkeit, die mit und durch die Kunst entstehen.
Zentrale künstlerische Positionen und bisherige Sammlungsschwerpunkte werden 2023 unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Die am 22. März unter dem Titel Schau! Die Sammlung Belvedere von Cranach bis EXPORT neu eröffnete Sammlungspräsentation im Oberen Belvedere widmet sich über eine rein kunsthistorische Stilgeschichte hinaus den Wechselwirkungen von Kunst und Gesellschaft. Dafür beleuchtet sie 800 Jahre Kunstgeschichte aus Sicht der Kunstschaffenden und zeigt die Position von Künstler*innen im Wandel der Zeit. In der Ausstellung Das Belvedere. 300 Jahre Ort der Kunst, die das ganze Jahr über in der Orangerie zu sehen sein wird, setzt sich das Haus mit seiner eigenen Geschichte als Museum und der wechselhaften Nutzung auseinander.
Weitere Ausstellungen, darunter auch die Personalen von Alois Mosbacher und Renate Bertlmann, ergänzen das Jahresprogramm. Begleitet wird das Ausstellungsprogramm von Publikationen – u. a. vom für Mai zu erwartenden Jubiläumsband zum Museum und seiner Geschichte – sowie von zahlreichen Veranstaltungen, Workshops und partizipativen Projekten. Eines der größten Veranstaltungs-Highlights im Jubiläumsjahr wird das Frühlingsfest am 13. und 14. Mai sein, bei dem u. a. ein Konzert sowie ein umfangreiches Programm für alle Altersgruppen im Garten vor dem Oberen Belvedere und freier Eintritt in alle drei Häuser des Belvedere geplant sind.
FACTS & FIGURES
Da die erste Jahreshälfte noch vom letzten Lockdown geprägt war, werden im Jahresschnitt rund 70 Prozent der Besucher*innen von 2019 erwartet, das sind 1,2 Millionen. Wir hoffen auf einen „Winter wie damals“ – und es gibt gute Anzeichen dafür
, beschreibt der wirtschaftliche Geschäftsführer Wolfgang Bergmann die aktuelle Situation. So konnten im Oktober und November bereits 90 Prozent der Besucher*innen des Jahres 2019 verzeichnet werden.
Das Belvedere nutzte die Krisenzeit ab 2020, um antizyklisch zu investieren. Das Untere Belvedere wurde technisch aufgerüstet, eine neue Wegeführung wurde angelegt und der Standort um ein Café ergänzt. Die Krise hat auch die Frage verstärkt, wie Kultur über die reine Vor-Ort-Präsenz hinausgehend vermittelt werden kann, und die Digitalisierung im Belvedere vorangetrieben.
Bereits seit 2017 investiert das Belvedere in seine ökologische Umrüstung. So wurde die Klimatisierung des Oberen und des Unteren Belvedere mit modernerer, effizienterer Technik neu aufgestellt. Beide Häuser wurden auf LED-Beleuchtung umgestellt. Ein hoher Einsparungseffekt wird durch die laufende Fenstersanierung (gemeinsam mit BHÖ) erzielt. Die Umstellung auf LED wird 2023 im Belvedere 21 fortgesetzt. Große Hoffnungen werden auf die Möglichkeit der Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Belvedere 21 gesetzt. Effizienzsteigerungseffekte werden auch aus dem Anschluss an die Fernkälte Wien für das Belvedere 21 erwartet, die 2024 realisiert werden soll.
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