Verordnungsentwurf ist eine vergeudete Chance für die Sexuelle Bildung

2018 wurde Teenstar als Anlass genommen, ein Akkreditierungsverfahren für sexualpädagogisch arbeitende Vereine in Österreich zu erstellen.  Es ist sinnvoll, Schulen und Lehrer*innen zu entlasten, indem klar nachvollziehbare Orientierungs- und Entscheidungshilfen zur Auswahl externer Vereine geboten werden. Zusätzlich sollten jene Angebote, die dem Grundsatzerlass Sexualpädagogik sowie anderen Gesetzen widersprechen, gar nicht an Schulen zugelassen werden. 

Der aktuelle Verordnungsentwurf lässt allerdings nach dessen Sinnhaftigkeit fragen. In diesem gibt es keine Möglichkeit, menschenrechtsverachtende Vereine wie Teenstar – welcher überhaupt der Anlass für die Notwendigkeit einer Qualitätssicherung war – aus der Liste auszuschließen.

Das Bildungsministerium nimmt sich somit die Möglichkeit, ein Statement gegen LGBTIQ+-feindliche, diskriminierende, anti-feministische Lehrinhalte zu machen und reduziert die Qualitätssicherung auf die Erstellung einer Liste, in der alle externen Angebote erfasst sind. Die administrative Erfassung von schulexternen Angeboten stellt jedoch noch lange keine Qualitätssicherung dar. Zwar wird die Möglichkeit von Begutachtungen eingeräumt – deren Anlass, Häufigkeit und Konsequenzen sind dem Entwurf jedoch nicht klar zu entnehmen. 

Es ist unerlässlich, dass die Personen im Board über explizit sexualpädagogische Expertise verfügen, und das Feld der österreichischen Sexualpädagogik kennen. Die Plattform Sexuelle Bildung als Vertretung sexualpädagogischer Vereine, Fachstellen und Expert*innen kann in den Prozess der Bestellung des Boards einbezogen werden, etwa indem die Plattform Sexuelle Bildung das Vorschlags- bzw. Nominierungsrecht für zwei Personen im Board erhält, ähnlich wie Senate der Universitäten Personen für den Universitätsrat nominieren. Genauso sollen auch die Personen, die in der Geschäftsstelle das Board unterstützen, über umfassende inhaltliche Expertise verfügen. 

Wir bedauern, dass die differenzierten Vorschläge des Forschungsbericht (Kapella/Mazal 2022) nicht entsprechend beachtet und eingearbeitet wurden. Wir sehen die Gefahr, dass die neue Verordnung eine zahnlose Maßnahme wird, die viel administrativen Aufwand mit sich bringt, ohne jedoch Schulen oder Sexualpädagog*innen in der Qualitätssicherung schulischer Sexualpädagogik tatsächlich zu unterstützen. 

Die Plattform Sexuelle Bildung, als parteipolitisch ungebundene Vereinigung von zahlreichen sexualpädagogischen Vereinen, Fachstellen und Expert*innen, begrüßt, dass Fragen der Qualitätssicherung von schulischer Sexualpädagogik öffentlich diskutiert und bildungspolitisch aufgegriffen werden und möchte aktiv miteingebunden werden, um qualitätsvolle Sexualpädagogik an Schulen zu gewährleisten.  

Zur gesamten Stellungnahme geht es hier: https://sexuellebildung.at/stellungnahme-psb/

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Plattform Sexuelle Bildung

BezirkeBildungGesellschaftInklusionKommunalesPolitikSexualitätWiedenWien
Comments (0)
Add Comment