Österreichische Ärztekammer: ÖGK-Huss treibt Selbstabschaffung der Sozialversicherung voran

 „Ich sehe schwarz für unser Kassensystem“, resümiert Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, nach dem Auftritt von ÖGK-Obmann Andreas Huss in der gestrigen „Pressestunde“. „Mit einer derart destruktiven und unreflektierten Herangehensweise an die aktuellen Problemfelder wird auf absehbare Zeit keine Verbesserung möglich sein“, so Steinhart, der sich empört über die neuerlichen Attacken auf Wahlärztinnen und Wahlärzte zeigte. Mit Deckelungen und Degressionen habe man Ärztinnen und Ärzte über Jahre hinweg in die „Fünf-Minuten-Medizin“ getrieben. „Und jetzt zeigt sich Huss überrascht, dass dieses System nicht wahnsinnig attraktiv ist?“, wundert sich Steinhart. „Ärztinnen und Ärzte wollen Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben, weil sie ihre bestmögliche Versorgung garantieren wollen. Sie wollen auch Kassenvertrag und Familie unter einen Hut bekommen können – und damit meine ich explizit auch die Ärzte. Wir brauchen neue, attraktive Anreize im Kassensystem.“  Über diese Hexenjagd auf Wahlärztinnen und Wahlärzte hinaus gebe es weiterhin keine Visionen, keinen Reformwillen und keinerlei Selbstkritik, konstatiert der ÖÄK-Präsident. Mit Sündenböcken und dem Fingerzeig auf andere sei der ÖGK-Obmann dagegen schnell zur Hand. „In Wien beispielsweise sind bereits neun Primärversorgungseinheiten in Betrieb, über zehn weitere baut die Wiener Ärztekammer gerade auf, alleine im ersten Halbjahr 2023 sind sechs Eröffnungen geplant – so viel zur angeblichen Blockadehaltung der Ärztekammern bei PVE“, hält Steinhart fest: „Mit der Einstellung, die Herr Huss zum wiederholten Male an den Tag gelegt hat, kommt die Sozialversicherung ihrer Selbstabschaffung immer näher. Ich kann nur hoffen, dass sich die übrigen ÖGK-Funktionäre hier nicht in Geiselhaft nehmen lassen.“

„Ich frage mich jedes Mal auf Neue, wie sich Herr Huss vorstellt, Wahlärztinnen und Wahlärzte fürs Kassensystem zu begeistern, wenn er sie vorher als Rosinenpicker bezeichnet und ins Korruptions- und Schwurblereck steckt – natürlich stets ohne konkrete Beweise und auf Basis von Hörensagen“, kommentiert Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte: „Ich verlange entweder handfeste Anhaltspunkte, die rechtfertigen, dass Wahlärztinnen und Wahlärzte derart impertinent und wiederholt in die Nähe von Korruptionsverdacht gerückt werden, oder eine öffentliche Entschuldigung!“ Dass die Vereinheitlichung der Leistungen ein „großer Brocken sei, den man stemmen müsse“, sei durchaus amüsant, findet Wutscher: „Es hätte sicher geholfen, wenn man den einheitlichen Leistungskatalog, die die ÖÄK schon vor anderthalb Jahren präsentiert hat, schon früher einmal zur Hand genommen hätte.“ Zudem brauche man sicher keine Definition des ÖGK-Obmanns, ab wann ein Wahlarzt als versorgungswirksam gelte. Die Realität sehe so aus, dass es in einigen Bezirken gar keine Alternative mehr zum Wahlarzt gibt. Ohne Wahlärztinnen und Wahlärzte gäbe es überhaupt keine niederschwellige wohnortnahe Versorgung mehr. „Wenn Huss etwa den Kostenrückersatz streichen würde, würde er damit die eigenen Versicherten für die Versäumnisse der Kassen bestrafen“, sagt Wutscher.

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