WKÖ-Spreitzhofer: Gute Nächtigungszahlen erfreulich, neue Belastungen bremsen allerdings Erholung

„Auch wenn wir uns natürlich über die guten Nächtigungszahlen vom September freuen, sehe ich in der aktuell enorm fordernden Situation für unsere Betriebe keinen Grund zu jubeln“, kommentiert Johann Spreitzhofer, Obmann des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die heute, Freitag, von der Statistik Austria veröffentlichten Nächtigungszahlen für September. Demnach lag der September mit 11,59 Mio. Nächtigungen zwar um 1,2% hinter dem „Rekord-September“ 2021, im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 konnte bei den Nächtigungen allerdings ein Plus von 1,4% verzeichnet werden. Die nach zwei Pandemie-Jahren dringend benötigte Erholung der Nächtigungszahlen zeigt sich auch, wenn man auf die gesamte Sommersaison 2022 blickt: von Mai bis September wurden insgesamt 69,48 Mio. Nächtigungen verzeichnet, nur mehr 1,4% unter dem Niveau des Vor-Corona-Sommers 2019.

Auch die jetzigen Herbstferien sind österreichweit gut gebucht, berichtet Spreitzhofer. Insbesondere aus der Ferienhotellerie, aber auch im städtischen Bereich von Ost bis West, sind die Rückmeldungen der Betriebe – nicht zuletzt bedingt durch die gute Wettervorhersage – positiv.

Energiekosten sind starke Belastung für den weiteren Erholungsweg

„Diese guten Nachrichten brauchen wir dringend, hat doch die Branche zwei katastrophale Corona-Jahre zu verkraften“, so Spreitzhofer. Insbesondere für die Wintersaison gäbe es aber neue Unsicherheiten, denn die explodierenden Energiekosten sind ein Faktor, den die Betriebe nun irgendwie stemmen müssen. „Da der Energiekostenzuschuss nur die energiearme Periode von Februar bis September 2022 abdeckt, hängen unsere Betriebe für die Wintersaison noch völlig in der Luft. Hier braucht es dringend weitere und vor allem rasche Unterstützungsmaßnahmen“, appelliert Spreitzhofer in Richtung Politik. Zudem könnten die in allen Bereichen steigenden Preise nicht eins zu eins an die Gäste weitergegeben werden. Spreitzhofer: „Für viele Betriebe ist das trotz guter Buchungslage wirtschaftlich kaum verkraftbar.“

Umgekehrt machen sich die steigenden Kosten und die Unsicherheit auch bei den Gästen bemerkbar, sagt Spreitzhofer: „Es wird in Richtung Winter darauf ankommen, wieviel den Leuten dann noch im Geldbörserl übrig bleibt. Auch wenn diverse Studien für die kommende Wintersaison positiv ausfallen, müssen wir doch abwarten, ob sich die geplanten Reiseabsichten dann auch in konkreten Urlaubsbuchungen niederschlagen“, betont Spreitzhofer.

Neben Unsicherheit und enormen Kostendruck belastet der gesteigerte Arbeitskräftebedarf die Branche massiv.  Um die sich zuspitzende Situation abzufedern, gelte es alle möglichen Hebel in Bewegung zu setzen, fordert Spreitzhofer. Seitens der Branche habe man bereits seit langem auf die geänderten Bedingungen am Arbeitsmarkt reagiert und viel getan, um Mitarbeiter:innen zu finden und zu halten. So setzen viele Betriebe auf zusätzliche Benefits, wie kostenlose Mitarbeiterverpflegung und Fortbildungen. Mithilfe von flexiblen Arbeitszeitmodellen bemüht sich die Branche zudem auf das geänderte Freizeitverhalten ihrer Mitarbeiter einzugehen.

Rascher Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes notwendig

„Neben den Bemühungen der Betriebe muss natürlich auch die Politik für passende Rahmenbedingungen sorgen, um den aktuellen Arbeitskräftebedarf zu stillen“. So kann er die Forderungen nach Erweiterung der Kinderbetreuung und damit eine wichtige Maßnahme zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur vollstens unterstützen. „Hier gibt es, vor allem im ländlichen Bereich, noch viel zu tun. Klar ist aber, dass fehlendes oder zu geringes Angebot an öffentlicher Betreuung zu allererst dort zu bekämpfen ist.“ Eine betriebliche Kinderbetreuung sei in einer kleinstrukturierten Branche, in der in über 90 Prozent der Betriebe nur 0-9 Mitarbeiter beschäftigt sind, nicht möglich.

„Wir brauchen besser heute als morgen einen quantitativen und qualitativen Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung vom Neusiedlersee bis zum Bodensee, die an die Arbeitsrealität berufstätiger Eltern angepasst sind“, so Spreitzhofer abschließend. (PWK440/ES)

 

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