SURVIVOR'S TOIL. The First Decade of Documenting and Studying the Holocaust / DIE MÜHSAL DER ÜBERLEBENDEN. Das erste Jahrzehnt der Dokumentation und Erforschung des Holocaust
Im Dezember 1945 drückte Philip Friedman in der Einleitung zur ersten Auflage seiner Monografie „The Destruction of the Jews of Lwow“ (dt.: Die Vernichtung der Juden von Lemberg) die Dringlichkeit der Holocaust-Forschung aus – eine Dringlichkeit, die zum Teil auf die wachsende Zahl der Prozesse gegen Kriegsverbrecher zurückzuführen war. Als ausgebildeter Historiker und Holocaust-Überlebender hoffte Friedman, dass jede neue Publikation, die sich mit den Verbrechen an den Jüdinnen und Juden befasst, den Faschismus bekämpfen und „einen Nagel in den Sarg dieser Religion des Hasses und der Ideologie des Völkermords schlagen“ würde. Während seiner Zeit als Direktor der Zentralen Jüdischen Historischen Kommission in Polen teilten andere Wissenschaftler:innen, die den Holocaust überlebt hatten, seine Auffassung von der Bedeutung der Holocaust-Forschung in ganz Europa. Diese Männer und Frauen, die in unterschiedlichen politischen Kontexten arbeiteten und auf kommunale Unterstützung angewiesen waren, trugen dazu bei, die Grundlagen für Dokumentations- und Forschungszentren zu schaffen, Methoden zu entwickeln, Primärquellen zu untersuchen und über einige der Herausforderungen des entstehenden Feldes nachzudenken.
Diese Konferenz soll eine Diskussion über das entscheidende erste Jahrzehnt des Aufbaus von Institutionen, des methodischen Experimentierens und der politischen Verhandlungen über die Untersuchung des Hurban als europäisch-jüdische Katastrophe eröffnen. Sie knüpft an die jüngsten Forschungen an, die einen Überblick über Pionierwissenschaftler:innen, kollektive Projekte, Institutionen und Publikationen geben. Im Mittelpunkt der Konferenz stehen die historischen Kontexte der Initiativen der Überlebenden, ihre Verflechtungen, ihre Kommunikationsformen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft und darüber hinaus, ihre Suche nach einer angemessenen Sprache und Methodik sowie ihre Bemühungen um die Bewahrung und Schaffung historischer Quellen und die Erkundung verschiedener disziplinärer Ansätze. Ziel der Konferenz ist es, diese Fragen in einer erweiterten und vergleichenden Perspektive der europäischen Nachkriegszeit neu zu formulieren.
Die Konferenz knüpft insbesondere an die internationale Simon Wiesenthal Konferenz 2012 „Before the Holocaust Had Its Name: Early Confrontations of the Nazi Mass Murder of the Jews“ an, die Wissenschaftler:innen zusammenbrachte, die an der Aufdeckung von Netzwerken und Praktiken in der frühen Holocaust-Forschung arbeiteten. Ebenfalls im Jahr 2012 erschien Laura Jockuschs fesselnde Studie „Collect and Record! Jewish Holocaust Documentation in Early Postwar Europe“ veröffentlicht, die die Bemühungen einer vielfältigen Gemeinschaft von Holocaust-Wissenschaftlern untersucht, die in den jüdischen Geschichtskommissionen arbeiteten. Jetzt, zehn Jahre später, bietet die Simon Wiesenthal Konferenz 2022 die Gelegenheit, diese Erkenntnisse zu überdenken, zu vertiefen und zu erweitern.
Die Key-Note-Speech hält Laura Jockusch (Brandeis University, Massachusetts): "Survivors’ Toil and Aftermath Histories: Taking Stock and Looking Ahead"
In Kooperation mit:
Center for Jewish Studies – University of Florida
Mit freundlicher Unterstützung von:
Zukunftsfonds der Republik Österreich
Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
SIMON WIESENTHAL CONFERENCE 2022
DIE MÜHSAL DER ÜBERLEBENDEN. Das erste Jahrzehnt der Dokumentation und Erforschung des Holocaust. / SURVIVOR'S TOIL. The First Decade of Documenting and Studying the Holocaust.
2.-4. November 2022
Datum: 02.11.2022
Ort: Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), Research Lounge
Rabensteig 3, 1010 Wien, Österreich
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