Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 200.000 Beschäftigten der Metallindustrie und des Bergbaus wurden am 24. Oktober weitergeführt. Auch die dritte Verhandlung mit dem größten Arbeitgeberverband der Branche, dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI), wurde nach sieben Stunden ohne Ergebnis unterbrochen. Bei den rund 400 Betriebsversammlungen mit über 65.000 TeilnehmerInnen in der vergangenen Woche wurden bereits klare Streikbeschlüsse von den Belegschaften gefasst. Nun holen die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auch die Streikfreigabe für die gesamte Metallindustrie beim Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) ein. „Jetzt wird es sehr ernst. Die nächste Runde mit dem FMTI wird entscheiden, ob ein Arbeitskampf notwendig wird. Das Angebot der Arbeitgeber liegt weiterhin bei 4,1 Prozent und ist eine Verhöhnung der Beschäftigten“, betonen die Chefverhandler auf ArbeitnehmerInnenseite Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).
Trotz hoher Gewinne 2021 und enormen Umsatzsteigerungen im ersten Halbjahr 2022 liegt das Angebot der Arbeitgeber weit unter der für die Verhandlungen relevanten Inflation von 6,3 Prozent. Auch sollen lediglich die tatsächlichen Löhne und Gehälter um 4,1 Prozent angehoben werden (IST-Erhöhung). Nicht erhöht werden sollen die kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltstabellen (KV-Erhöhung), Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Dies würde zum Beispiel für künftige FacharbeiterInnen und für die rund 20.000 in die Metallindustrie überlassenen ZeitarbeiterInnen eine Nulllohnrunde bedeuten. Darüber hinaus fordern die Arbeitgeber dauerhaft mehr Sonn- und Feiertagsarbeit, die Möglichkeit bis zu 23 Wochen lang durchgehend 60 Stunden pro Woche arbeiten zu lassen und die Reduktion von Überstundenzuschlägen.
„Die Arbeitgeber versuchen nach wie vor, die Rekordergebnisse der Vergangenheit unter den Teppich zu kehren und lassen angesichts der enormen Preissteigerungen jegliches Verantwortungsbewusstsein für ihre MitarbeiterInnen vermissen. Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen“, sagen Wimmer und Dürtscher. Einen Tag vor der nächsten Verhandlungsrunde mit dem FMTI werden sich die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Metallindustrie in St. Pölten versammeln. Bei dieser Konferenz am 2. November werden die finalen Abstimmungen für einen Arbeitskampf getroffen. Sollte dann auch die vierte Verhandlungsrunde am 3. November scheitern, können die Betriebsversammlungen jederzeit wieder aufgenommen werden und in mehrstündige Warnstreiks übergehen.
Der drohende Arbeitskampf werde die gesamte Metallindustrie betreffen, also auch die Betriebe und Standorte der Gießereiindustrie, der Nichteisenmetallindustrie, des Bergbaus, der Stahlindustrie, der Wärmeversorgung oder der Fahrzeugindustrie. „Die BetriebsrätInnen und Beschäftigten sind bereit, ihre Arbeitskraft einzusetzen und den Druck zu erhöhen. Es liegt allein an den Arbeitgebern, in den Verhandlungen am 3. November Streiks noch zu verhindern“, so Wimmer und Dürtscher.
Die Gewerkschaften fordern 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt, eine deutliche Anhebung der Lehrlingseinkommen (1.000 Euro im ersten, 1.300 im zweiten, 1.600 im dritten und 2.000 im vierten Lehrjahr), einen Zuschlag von 50 Prozent für Samstagsarbeit, einen Überstundenzuschlag von 75 Prozent für die 10. Arbeitsstunde, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und die Aufnahme von Verhandlungen, um das bestehende Entlohnungsschema weiterzuentwickeln.
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