Das KV-Team des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida nimmt mit Bedauern zur Kenntnis, dass der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bis heute zu keiner sofortigen weiteren Sonder-KV-Verhandlungsrunde bereit war. Die vida fordert den Sozialpartner erneut auf, noch zeitnah im Oktober an den Verhandlungstisch zurückzukehren und von einem weiteren Verschleppen der Verhandlungen abzusehen. „Wir stehen jederzeit für einen Verhandlungstermin bereit. Den Beschäftigten der Bahnen läuft die Zeit davon. Mit 10,5 Prozent wurde im September der höchste Inflationswert seit 70 Jahren gemessen. Wir fordern 500 Euro für jeden auf alle KV- und Ist-Gehälter, 250 Euro auf die Lehrlingseinkommen sowie die Erhöhung der valorisierbaren Nebengebühren um die rollierende Inflation. Unser Ziel ist es, dass die Beschäftigten nicht ärmer werden und sich dasselbe Leben wie vor einem Jahr leisten können“, bekräftigt Gerhard Tauchner, stv. Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn und Mitglied des vida-KV-Verhandlungsteams.
„Ein 40-Stunden-Job für 1.356 Euro netto im Nachtzug ist eindeutig nicht mehr zeitgemäß und wird auch nicht dafür sorgen, dass die dringend benötigten Arbeitskräfte für den Eisenbahnsektor gewonnen werden können“, sagt Olivia Janisch, stv. vida-Vorsitzende und Mitglied des vida-Verhandlungsteams. Damit liege dieses Nettoeinkommen sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.371 Euro für einen Einpersonenhaushalt. Daher sei das Angebot der Arbeitgeber in Höhe von 7 Prozent, das nach dem letzten Septemberwert sogar unter der durchschnittlichen Inflation liegt und in dem oben abgebildeten Beispiel netto nur rund eine Erhöhung von 72 Euro im Monat bedeutet, „für die Beschäftigten ein Schlag ins Gesicht und für uns als Gewerkschaft inakzeptabel“, fügt Janisch hinzu.
„Wie sollen die Bahnen Teil der Lösung der Klimakrise sein, wenn die Arbeitsplätze nicht auch hinsichtlich des Einkommens attraktiv sind, wie soll der bereits bestehende Personalmangel bewältigt werden?“, unterstreicht Tauchner, dass die Gewerkschaft seit Jahren auf die angespannte Personalsituation im Eisenbahnsektor hinweise. „Hier gehören nun endlich mit einem gerechten, zukunfts- sowie kaufkraftsichernden und die Teuerung ausgleichenden Fixbetrag gerade für die niedrigeren Einkommen die richtigen Weichen gestellt.“
„Die Blockadehaltung der Arbeitgeber ist befremdlich. Schließlich gab es auch seitens der Gewerkschaft je nach aktuellen Rahmenbedingungen eine Bereitschaft zu Krisen-KV-Abschlüssen wie etwa den Covid-Abschluss im Jahr 2020. Auch die aktuelle Ausnahmesituation erfordert jetzt rasches und konsequentes Handeln im Sinne der Beschäftigten im Eisenbahnsektor“, betont vida-Gewerkschafterin Janisch.
Österreichweite Betriebsversammlungen im Eisenbahnsektor ab 25. Oktober
Indes informiert die Gewerkschaft, dass ab 25. Oktober 2022 in den Eisenbahnbetrieben die Beschäftigten in österreichweiten Betriebsversammlungen entsprechend über den Verhandlungsstand informiert werden. „Dass die Arbeitgeberseite dieses durch die Arbeitsverfassung festgeschriebene Recht auf Information der Beschäftigten im Vorfeld als Eskalation bezeichnet, ist empörend“, sagt Tauchner. „Die Betriebsversammlungen im Eisenbahnsektor wurden unter großer Bedachtnahme auf die Bedürfnisse unserer Fahrgäste einberufen. Unser Fokus liegt auf einem Verhandlungsergebnis im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen. Dazu haben wir einen klaren Auftrag von den EisenbahnbetriebsrätInnen bei der Versammlung am 10. Oktober erhalten“, so der vida-Gewerkschafter.
Start der Betriebsversammlungen ist am 25. Oktober in Wien (ÖBB-Unternehmenszentrale am Hauptbahnhof und Zentrale ÖBB Infra AG am Praterstern) sowie in Innsbruck (Zentrale Innsbrucker Verkehrsbetriebe, IVB) jeweils von 13 bis 14 Uhr. Fortgesetzt werden die Betriebsversammlungen in der Woche von 2. bis einschließlich 7. November tageweise in allen Bundesländern. Beeinträchtigungen im Zugverkehr können von 2. bis 7. November dabei nicht ausgeschlossen werden und hängen davon ab, wie stark die Beschäftigten von ihrem Recht auf Teilnahme an den Versammlungen Gebrauch machen werden, so die Gewerkschaft vida.
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