Aussprache über Energieversorgung im Tourismusausschuss

Das Thema Energieversorgung im Tourismus nahmen die Abgeordneten heute in einer Aussprache im Tourismusausschuss in den Fokus. Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler berichtete von einer Analyse des Umweltbundesamts zum Energiebedarf von Beherbergung, Gastronomie und Wintertourismus, wonach der Bedarf der gesamten Tourismusbranche 1,5%, jener des Wintertourismus mit den Seilbahnen/Pistenpräparierungen von diesem Anteil 0,9% des österreichischen Gesamtenergieverbrauchs ausmachen. Es sei ihr wichtig, dass die Diskussionen medial faktenbasiert geführt würden, so die Staatssekretärin, weshalb sie diese Erhebungen in Auftrag gegeben habe. Zudem sei der Anteil erneuerbarer Energieträger etwa in der Beherbergung und Gastronomie in Österreich von 36% im Jahr 2008 auf 54% bis 2019 gestiegen, erörterte Monika Mörth, Geschäftsführerin des Umweltbundesamts. Der Energieverbrauch pro Nächtigung sei in diesem Zeitraum um 54% gesunken, bei insgesamt deutlichen Steigerungen der Nächtigungszahlen. Hier sei eine Entkopplung zwischen Energieeinsatz und Produktionsleistung gelungen, bezeichnete Mörth den Sektor in diesem Sinne als Vorreiter.

Optimierungsmöglichkeiten sieht die Expertin etwa in Mobilitätskonzepten. Das Thema An- und Abreise sei in der Analyse zwar ausgespart geblieben, umso mehr sei darauf hinzuweisen, dass jeder heimische Urlaub in Österreich helfe, Ressourcen zu sparen – etwa im Vergleich zu Fernreisen, wie sie unter anderem gegenüber Elisabeth Götze (Grüne) festhielt. Auf entsprechende Fragen zur Situation in der Branche führte Mörth aus, dass der Energieverbrauch in der Gastronomie zu einem Großteil aus Strom bestehe, während es in der Beherbergung vor allem um Wärmeenergie, Öl und Gas gehe.

Kraus-Winkler: Konkretes Energiekostenzuschuss-Pauschalmodell für kleinere Betriebe in Ausarbeitung

Viel Raum nahm in der Debatte auch der jüngst beschlossene Energiekostenzuschuss für Unternehmen ein. Für kleine Unternehmen wie etwa jene der kleinstrukturierten Tourismusbranche sei nachgebessert worden und vor allem Stufe eins von den vier Stufen des Zuschusses relevant, so Staatssekretärin Kraus-Winkler. Dazu werde ein Pauschalfördermodell für jene Betriebe ausgearbeitet, die die untere Hürde der Anspruchsvoraussetzungen nicht erfüllen. Details dazu liegen ihr zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor, beantwortete sie etwa Nachfragen von Melanie Erasim (SPÖ). Was den Förderzeitraum bzw. dessen derzeitige Befristung bis September 2022 betrifft, basiere dieser auf dem befristeten EU-Krisenrahmen. Es stehe derzeit auf EU-Ebene im Raum, diesen bis Mitte oder Ende 2023 zu verlängern. Die Staatssekretärin versicherte dazu, dass sie sich in Anbetracht höherer Energiekosten im Winter intensiv auf Regierungsebene für den Tourismus einbringe. Das Wichtigste wäre aus ihrer Sicht eine Ausbalancierung der Energiepreise, so Kraus-Winkler etwa gegenüber Alois Schroll (SPÖ), der das Thema Gaspreisdeckel aufgeworfen hatte. Beim Thema Heizstrahler sei der Kompromiss, diese nur dann verwenden zu können, wenn kein Energiekostenzuschuss in Anspruch genommen werde, so Kraus-Winkler.

Zur Debatte um Berechnungsmöglichkeiten der Energiekosten der Branche, die Ausschussvorsitzender Gerald Hauser (FPÖ), Gabriel Obernosterer und Franz Hörl (beide ÖVP) aufbrachten, gebe es noch keine Einschätzungen, da es deutliche Unterschiede sowohl zwischen den Bundesländern, also auch bei den Energielieferanten und Stromverträgen gebe, so die Staatssekretärin.

2,3% mehr Nächtigungen im August im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019

Was die heurige Sommersaison im heimischen Tourismus betrifft, berichtete Kraus-Winkler von einem Plus von Mai bis August von 23,8% bei den Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr. Der August für sich gesehen habe sogar im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 2,3% mehr Nächtigungen gebracht. Für die kommende Wintersaison sei die Grundstimmung zuversichtlich, wiewohl die Kurzfristigkeit bei Buchungen stärker werde und es gelte, angesichts der multiplen Krisen flexibel zu bleiben. 

Was die Suche nach Mitarbeiter:innen betrifft, sei die Gastronomie mit mehr offenen Stellen stärker unter Druck als die Hotellerie, so Kraus-Winkler gegenüber Julia Seidl (NEOS). Dass man sich um strukturelle Verbesserungen bemühe, habe auch der jüngste Arbeitsmarktgipfel gezeigt, wonach die Stoßrichtungen in den Bereichen Attraktivierung, Mobilisierung und Qualifizierung liegen. Auch, was die Privatzimmervermietung betrifft, werde ein Arbeitsprozess vorbereitet. Eine neuerliche Senkung der Mehrwertsteuer sei allerdings nicht in Aussicht, antwortete die Staatssekretärin in Richtung von Alois Kainz (FPÖ).

Mittel zur Pandemiebewältigung im Tourismus

Der Tourismuswirtschaft wurden aus dem COVID-19-Krisenbewältigungsfonds bis 31. Mai 2022 für das Testangebot "Sichere Gastfreundschaft" insgesamt rund 172,5 Mio €. ausbezahlt, so der entsprechende Bericht (III-688 d.B.), der anschließend zur Debatte stand. Mit zwei Schutzschirmen suchte das Ministerium, den pandemiebedingten Schaden für Veranstaltungen in allen Bereichen – Kongresse, Messen, Märkte, kulturelle Veranstaltungen und Sport-Events – abzumildern. Aus dem COVID-19-Krisenbewältigungsfonds standen dafür 2021 insgesamt 205 Mio. € zur Verfügung, im Jahr 2022 beläuft sich das Schutzvolumen auf 50,5 Mio. €. An Mitteln zur Schaffung und Attraktivierung von zusätzlichen und bestehenden Verabreichungsplätzen im Freien im Zuge der "Gastgärtenoffensive" flossen 2022 an die Abwicklungsstelle ÖHT mit Stand 31. Mai 2022 8 Mio. €.

Eine Neuauflage des genannten Testangebots sei derzeit nicht geplant, meinte Staatssekretärin Kraus-Winkler auf eine entsprechende Nachfrage von Fiona Fiedler (NEOS). Der Bericht wurde im Ausschuss einhellig zur Kenntnis genommen. (Schluss Tourismusausschuss) mbu


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