Seit Beginn der Pandemie vermitteln politisch Verantwortliche, dass es ihnen nicht zuvorderst um Schutz für die Bürger, sondern um den eigenen Vorteil geht. Das zeigt auch die FFP2-Pflicht-Ansage nach der Hofburg-Wahl.
Die jetzige Situation war vorhersehbar: eine erneut stark steigende Zahl Corona-Infizierter, immer mehr Leute ob dessen in Spitälern, überlastetes dortiges Personal. Viele Lehrer fallen krankheitsbedingt aus. Und nach wie vor haben zu wenige Menschen den vierten Impfstich.
Verantwortungsvolle Regierungsvertreter hätten längst handeln müssen, wieder Maskenpflicht verordnen.
Ja, die FFP2-Dinger sind nicht angenehm, niemand hat sie gern über Mund und Nase gestülpt. Sie sind aber das gelindeste Mittel gegen das nach wie vor wütende Virus, vor allem zum Schutz der vielzitierten Vulnerablen. Expertinnen und Experten weisen stetig darauf hin, appellierten schon vor Wochen, zu Herbstbeginn neuerlich darauf zu setzen, wenn schon im Sommer fast allerorts die Masken gefallen sind.
Und was tat Gesundheitsminister Johannes Rauch? Zuwarten, beobachten. Kaum war die Hofburg-Wahl geschlagen, kam das bisher nicht Gesagte. Rauchs Gesinnungsfreundin, Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer, ließ via TV wissen, dass es sie neuerlich geben werde – die Vorschrift, in Innenräumen, öffentlichen Verkehrsmitteln (in Wien gilt das seit Anfang der Pandemie) und in Lebensmittelläden Maske zu tragen.
Wieder offenbarte eine Vertreterin der Koalitionären, dass in Sachen Corona nicht anhand von Fakten, dass nicht weit- und umsichtig gehandelt wird, dass es nicht primär auch um das gesundheitliche Wohl der Bürger geht. Der vermeintliche Vorteil für die eigene Partei, taktisches Denken leitet: Was nützt, was schadet? Schon bei Kanzler Sebastian Kurz war das so.
Alexander Van der Bellen wurde auch vor der Wiederwahl als unabhängiger Kandidat „verkauft“, die Grünen befürchteten aber Nachteile für ihren einstigen Chef – wenn sie im Wahlkampf das Masken-Revival verkünden. Vorteile hätte das für jene seiner Gegner gebracht, die sich gegen Corona-Schutz verwahren, also die Freiheitlichen und die MFG.
Vor der Wahl in Oberösterreich war dem ÖVP-Landeshauptmann wichtiger gewesen, mehr den Zulauf zu diesen beiden Parteien als die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren. Und die Impfpflicht, die er als einer der Ersten gefordert hatte, wollte er nicht mehr.
Menschen müssen Handeln nachvollziehen können. Wird schlüssig erklärt, warum etwas nötig ist, wird es von vielen akzeptiert. Ständiges, noch dazu unlogisches Hin und Her bringt Frust, gar Widerstand. Und es mindert das, was ohnehin schon gering ist, weiter: die Glaubwürdigkeit, das Vertrauen in Politiker. Kalkuliertes Verhalten in eigener Sache wird nämlich durchschaut.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Tiroler Tageszeitung