Protesttag zum 50. Jahrestag des Ortstafelsturms

Vor 50 Jahren unternahm die Republik Österreich mit dem Gesetz vom 6. Juli 1972 den ersten Versuch, das im Artikel 7 des Staatsvertrages von Wien vorgesehene Recht der Kärntner Slowen:innen auf zweisprachige topografische Aufschriften, zumindest teilweise umzusetzen. Im Herbst 1972 wurden in 205 Orten zweisprachige Ortstafeln aufgestellt. In den folgenden Wochen, mit dem Höhepunkt am 9. Oktober, wurden alle zweisprachigen Aufschriften durch einen deutschnationalen Mob widerrechtlich und gewaltsam beseitigt. Diese Ereignisse werden heute als "Ortstafelsturm" bezeichnet. Es war ein weiterer Kernpunkt der beschämenden antislawischen Geschichte Österreichs. Hunderte Fahrzeuge mit aufgeblendeten Lichtern bildeten Kolonnen und fuhren von Ort zu Ort, wo sie alle Ortstafeln mit slowenischen Bezeichnungen ausrissen und mit Ketten an ihre Autos gebunden durch das Jauntal und Rosental schleiften. „Es ist ein Armutszeugnis für Österreich und Kärnten, dass von den 205 Orten, für welche im Jahre 1972 zweisprachige Aufschriften vorgesehen waren, auch 50 Jahre später 73 davon noch immer keine zweisprachige Ortstafel haben!“, kritisiert Lea Vouk vom Klub slowenischer Student:innen in Wien (KSŠŠD). 

In einer ganztägigen Protestaktion haben heute, am Samstag, dem 8.10.2022, Student:innen gemeinsam mit Schüler:innen repräsentative Orte in Südkärnten/Južna Koroška besucht, die zweisprachige topografische Aufschriften, zweisprachige Schulen und Slowenisch als Amtssprache haben sollten, dem jedoch größtenteils leider nicht so ist. „Wir sind an verschiedenen Stationen stehen geblieben, haben uns mit der Geschichte auseinandergesetzt, in Minderheitenfragen vertieft und Missstände der Minderheitenpolitik in Kärnten/Koroška beleuchtet“, erklärt Ela Grilc, Vorsitzende des slowenischen Kärntner Schüler:innenverbandes (KDZ).

Den Protesttag wird eine Kundgebung in Klagenfurt/Celovec vor der Stätte der Kärntner Einheit abschließen, bei der die Verwirklichung eines zweisprachigen Kärntens/Koroška von den Zuständigen eingefordert wird. „Darunter verstehen wir zweisprachige Topografie im gesamten zweisprachigen Gebiet, unabhängig von Prozentsätzen. Wir fordern Slowenisch als gleichwertige zweite Landessprache anzuerkennen. Dadurch wäre die slowenische Sprache auf allen Ämtern, bei allen Gerichten und in der Gesetzgebung zu verwenden. Wir benötigen eine umfangreichere und gesetzlich geregelte Vorschulerziehung in slowenischer Sprache, Slowenisch als Unterrichtssprache an Mittel- und weiterführenden Schulen sowie ein gesetzlich geregeltes Slawistik-Studium an der Universität in Klagenfurt/Celovec“, präzisiert Lena Kolter vom Klub der slowenischen Student:innen in Kärnten/Koroška (KSŠŠK) die Forderungen der Organisator:innen.

Unterstützende Gruppen: 
KSŠŠD – Klub slovenskih študentk in študentov na Dunaju
KSŠŠK – Klub slovenskih študentkov in študentov na Koroškem
KDZ – Koroška dijaška zveza

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