„Wenn Krieg lange dauert, werden Russen Infrastruktur zerstören“

Auch nach Erfolgen für die Ukraine, bei jüngsten Gegenoffensiven gegen Russland, können weiter in der Ukraine massive Schäden an der Infrastruktur drohen. Damit rechnet der österreichische Generalmajor im Ruhestand, Harald Pöcher. Im Rahmen der Denkwerkstatt St. Lambrecht in der Steiermark über „Säulen der Stabilität – Voraussetzungen für Nachhaltigkeit“, Donnerstagnachmittag, war der aktuelle Krieg und dessen Folgen eines der Themen. „Ich erwarte, wenn der Krieg lange dauert, werden die Russen dementsprechende Zerstörungen herbeiführen“, analysierte der Militärexperte. Die Gefahr einer massiven Zerstörung der Ukraine mit hochfliegenden strategischen Bombern sei auch nach aktuellen Rückschlägen nach wie vor gegeben.

Entscheidend sei vorerst, wie die von Wladimir Putin angeordnete Teilmobilisierung tatsächlich funktioniert. Das wird zu einer Art Wettlauf mit der Zeit vor dem Winter. Wenn es Putin und Russland nicht gelinge, 300.000 bis 400.000 Mann vor dem Winter zu mobilisieren, „dann können sich die Russen auf etwas gefasst machen“, sagte Pöcher. Wenn das nicht gelinge, werde heuer möglicherweise nichts mehr passieren, weil die Kräfte auf russischer Seite dann nicht vorhanden seien. Anders sei es, wenn der Winter so kalt sei und der Boden so gefroren sei, sodass Russland auch Panzer noch entsprechend einsetzen könne.

Was die Folgen des Krieges betrifft, so werde selbst ein Sieg der Ukraine und des Westens massive finanzielle Auswirkungen nach sich ziehen, meinte Pöcher, der auch Volkswirt ist. Denn dann müsse die Ukraine wieder aufgebaut werden. Die Frage sei, wer den Schaden in der Ukraine zahle. „Wissen wir nicht“, erklärte er: „Wir werden das Ganze irgendwie stemmen.“ Das bedeute aber auch, dass der Mittelstand „immer mehr zur Melkkuh wird“.

Europa werde kurz- und langfristig betroffen sein. Die USA würden hingegen wirtschaftlich „nur leicht geschädigt“. Eine der grundsätzlichen Konsequenzen werde ein weltweites Umdenken bezüglich der Lieferketten sein. Wegen der hohen Abhängigkeit haben sich dabei Probleme und Verwundbarkeit gezeigt. Im Falle eines russischen Sieges würden sich die Spannungen mit Westeuropa noch verfestigen.

Zuvor hatte Adam Lessing von der LGT-Bank Österreich in seinem Referat herausgearbeitet, dass Geldwert und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind. Die Finanz, Banken und Investoren, würden auf Nachhaltigkeit, grüne Aktien und grüne Anleihen setzen. Grund dafür sei, dass diese das größer werdende Risiko durch Folgen des Klimawandels und Auflagen für umweltschädliche Betriebe nicht mehr tragen könnten.

Der Finanzexperte verwies darauf, dass die Summe von 5000 Milliarden Dollar für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen notwendig sei. Schon bisher habe der „wirkliche Kostendruck“ auf den Entwicklungsländern gelastet. Durch die Covid-Krise seien die Kosten für die Entwicklungsländer nochmals „explodiert“.

Was den Einsatz der Mittel im Kampf gegen die Klimaerwärmung betrifft, so habe es in der EU seit 2018 ein Umdenken gegeben. Für nachhaltige Unternehmen und grüne Technologie sei genug Geld da. Was man aber brauche, sei Geld für noch nicht nachhaltige Unternehmen, um die Kosten für deren Umwandlung zu tragen.

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