Die luwische Kultur tritt in Erscheinung

Zur Zeit des Trojanischen Krieges, um 1200 v. Chr., war die Westtürkei von einem dichten Netz bestens etablierter Siedlungen bedeckt. Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse einer umfassenden Untersuchung, die vor zwölf Jahren begann und heute veröffentlicht wurde. Ein Team bestehend aus Schweizer und türkischen Archäologen hat die Ergebnisse von 33 Ausgrabungen und 30 archäologischen Surveys in der Westtürkei ausgewertet und auf dieser Grundlage 477 große Siedlungsplätze identifiziert, die mindestens von 2000 bis 1000 v. Chr. und in einigen Fällen sogar bis zu 5000 Jahre lang bewohnt waren.

Die Studie von Eberhard Zangger, Alper Aşınmaz und Serdal Mutlu zeigt, dass ein engmaschiges Netz langlebiger Siedlungen die natürlichen Ressourcen der Westtürkei in der Bronzezeit nutzte, einer Region, die bislang als kulturelles Niemandsland galt. In einem vorläufigen Bericht hatten die Forscher 2016 vorgeschlagen, den bisher weissen Fleck auf der Landkarte zwischen den gut untersuchten Mykenern in Südgriechenland und den Hethitern in Zentralkleinasien der „luwischen Kultur" zuzuschreiben.

Mit Hilfe eines Geografischen Informationssystems (GIS) und unter Berücksichtigung von 30 physio-geografischen Faktoren konnten die Wissenschaftler ermitteln, welche Standorte die Menschen für ihre Siedlungen bevorzugten. Die wichtigsten Faktoren waren die Nähe zu Trinkwasser und zu fruchtbarem Ackerland. Auch kurze Entfernungen zu möglichen Transportwegen spielten eine Rolle. Dagegen hatten die in der Region reichlich vorhandenen Erzvorkommen offenbar keinen Einfluss auf die Siedlungsmuster.

Die Studie liefert auch Argumente für die Identifizierung der so genannten Seevölker, einer bunt gemischten Räuberbande, die nach 1200 v. Chr. die Küstenstädte des östlichen Mittelmeers überfiel. Ausgrabungen in Enkomi auf Zypern hatten bereits 1952 ein Dokument ans Licht gebracht, das nun als Brief eines zyprischen Admirals identifiziert wurde. Der Admiral war auf seiner Patrouille in der Nähe der Insel Samos in der südlichen Ägäis unerwartet auf eine große Flotte gestoßen, die aus Troja kam. In einen Schutzhafen geflüchtet, schickte er dann diesen Brief, um Verstärkung anzufordern. Die bisher geheimnisvollen Seevölker entpuppen sich also als ein vorübergehendes Militärbündnis westanatolischer Kleinstaaten.

Quelle: Eberhard Zangger, Alper Aşınmaz und Serdal Mutlu (2022): "Middle and Late Bronze Age Western Asia Minor: A Status Report." In: The Political Geography of Western Anatolia in the Late Bronze Age, herausgegeben von Ivo Hajnal, Eberhard Zangger, and Jorrit Kelder, Archaeolingua Series Minor 45, 39–180. Archaeolingua, Budapest. ISBN 978-615-5766-54-1.

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