Wien (OTS) – Was denken die Österreicherinnen und Österreicher über die Aufnahme ukrainischer Kriegsvertriebener? Was denken die Vertriebenen über ihre neue Heimat? Um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zur Lebenssituation von ukrainischen Vertriebenen in Österreich strukturiert zu erheben, kooperieren der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) und das Bundesministerium für Inneres (BMI) in der Erhebung der Daten. Weitere Erhebungen zur Situation von Ukrainerinnen und Ukrainern in Österreich laufen. Die erste Welle der repräsentativen Befragung hat Basisdaten geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer gesammelt und deren Informationsstand sowie Erfahrungen nach ihrer Flucht erhoben. Um ein umfassendes Bild zum Thema „Ukraine-Konflikt“ zu bekommen, wurde parallel dazu auch die österreichische Wohnbevölkerung, verschiedene Expertinnen und Experten sowie Meinungsführerinnen und -führer aus unterschiedlichen Bereichen befragt.
Große Hilfsbereitschaft
Knapp drei Viertel der österreichischen Bevölkerung ist der Meinung, dass die Aufnahme von Kriegsvertriebenen die Aufgabe Österreichs ist. Die Ukraine wird von gut einem Drittel als Nachbar wahrgenommen, obwohl die zwei Länder geografisch nicht angrenzen. 62 Prozent sprechen sich darüber hinaus für die Aufnahme weiterer Ukraine-Vertriebene aus. Insgesamt sind zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass das Zusammenleben mit den Ukrainerinnen und Ukrainern gut oder eher gut funktioniert. Die Aufnahme von Personen aus der Ukraine in der eigenen Gemeinde begrüßen 53 Prozent all jener, deren Gemeinde (noch) keine Vertriebenen aufgenommen hat.
Die Hilfsbereitschaft der Österreicherinnen und Österreichern wird von den Kriegsvertriebenen positiv wahrgenommen: 94 Prozent der Betroffenen, die mehrheitlich weiblich und zwischen 30 und 49 Jahre alt sind, fühlten sich unmittelbar nach der Flucht in Österreich willkommen – 9 von 10 tun dies immer noch. Für 87 Prozent der Vertriebenen funktioniert das Zusammenleben mit den Österreicherinnen und Österreichern sehr gut oder gut. Insgesamt wird die autochthone Bevölkerung von den Ukrainerinnen und Ukrainern positiv beschrieben. In Summe fühlen sich 83 Prozent von ihnen in Österreich gut aufgehoben.
Ein Mitgrund dafür ist die große Hilfsbereitschaft und das persönliche Engagement der heimischen Bevölkerung: 29 Prozent der Österreicherinnen und Österreich gaben an, dass sie bereit sind, Vertriebene persönlich zu unterstützen, vorwiegend mit Geld- und Sachspenden. Rund ein Drittel bis ein Viertel kann sich darüber hinaus vorstellen, Zeit zu investieren und sich bei Initiativen vor Ort oder Sprachkursen zu engagieren. 24 Prozent der österreichischen Bevölkerung haben Ukrainerinnen und Ukrainer bereits Geld- oder Sachspenden gespendet.
Integration in den Arbeitsmarkt
Mehr als zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sind der Meinung, dass Personen aus der Ukraine aufgrund gemeinsamer christlicher Werte, Geschichte und Kultur gut integrierbar sind. Ein weiterer Faktor für die Befragten: Ukrainerinnen und Ukrainer haben bessere Möglichkeiten am österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen als andere Volksgruppen. Zum einen waren 8 von 10 Kriegsvertriebenen bereits in der Ukraine berufstätig – besonders häufig in den Bereichen Bildung, Büro und Handel –, zum anderen spielt die Sprachbarriere keine große Rolle. 44 Prozent der Kriegsvertriebenen sprechen gut Englisch. Rund drei Viertel der Befragten begrüßen daher auch den Zugang zum heimischen Arbeitsmarkt, Bildungs- und Gesundheitssystem für Ukrainerinnen und Ukrainer.
Gut informiert und vernetzt
Knapp jede bzw. jeder zweite Vertriebene fühlt sich über Unterstützungs- und Hilfeleistungen in Österreich gut informiert. 79 Prozent nutzen die entsprechenden Angebote der Bundesregierung sowie der Ministerien und haben sich bereits vor ihrer Flucht über das Leben in Österreich ein Bild gemacht. Das Internet spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Vertriebenen sind gut vernetzt: Nahezu jede bzw. jeder Befragte hält Kontakt zu seinen Angehörigen in der Ukraine, 92 Prozent zu Angehörigen und Freunden in Österreich sowie zu anderen Vertriebenen aus der Ukraine, die sie in ihrer Neo-Heimat kennen gelernt haben. Trotzdem planen 35 Prozent der Befragten in den nächsten Wochen oder Monaten in die Ukraine zurückzukehren. Jene, die unmittelbar zurückgehen wollen geben als Hauptgrund an, dass sie ihrer Arbeit nachgehen wollen.
Sicherheitslage
Für fast jede zweite Österreicherin bzw. jeden zweiten Österreicher (47 Prozent) hat sich durch den Ukraine-Krieg die Sicherheitslage verschlechtert. Der Ukraine-Krieg wird von 8 Prozent als sehr bedrohlich eingestuft und ein weiteres Drittel fühlt sich bedroht. Die größten Sorgen in diesem Zusammenhang: Eine Wirtschaftskrise und Einschränkungen bei der Energieversorgung. 85 Prozent der Befragten befürchten, dass sich die wirtschaftliche Lage weiterhin verschlechtern wird. Dementsprechend groß ist das Interesse rund um die Themen Krisenvorsorge und Zivilschutz. Jede bzw. jeder Zweite fühlt sich diesbezüglich zumindest eher gut informiert. 51 Prozent sind der Meinung, dass ihr Haushalt für den Krisenfall zumindest eher gut vorbereitet ist.
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