Fortschritte in der Krebstherapie: Körperliche Symptome werden als weniger belastend erlebt

Wien (OTS) – Krebspatient*innen erleben die körperlichen Symptome, die mit einer Krebstherapie einhergehen, mittlerweile weniger belastend als noch vor wenigen Jahren. Das zeigt eine neue pflegewissenschaftliche Studie, die 2014 und 2022 am Universitätsklinikum AKH Wien durchgeführt wurde. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass sich die Fortschritte in den Therapiemöglichkeiten und der Ausbau der pflegerischen Beratung im Umgang mit den Symptomen günstig auf das Wohlbefinden der Patient*innen auswirken.

In den Universitätskliniken von AKH Wien und MedUni Wien wurden 2021 rund 34.000 Patient*innen mit einer Krebserkrankung als Haupt-oder Nebendiagnose behandelt. Die aktive Krebsforschung am Standort trägt wesentlich dazu bei, dass Patient*innen stetig von neuen Verfahren und individuellen Therapien profitieren und medizinische Innovationen rasch in den klinischen Alltag umgesetzt werden. Ein Eckpfeiler in der Behandlung von Krebspatient*innen ist im AKH Wien die professionelle pflegerische Beratung und Information der Patient*innen und ihrer Angehörigen über den Umgang mit Symptomen und Nebenwirkungen von Therapien. Ausgehend von den Ergebnissen einer Erhebung, die 2014 durchgeführt wurde, wurden mehrere Säulen in diesem Bereich aufgebaut, unter anderem die erste evidenzbasierte Pflege-Leitlinie zum Symptom-Management im deutschsprachigen Raum. Dass sich die Maßnahmen in Kombination mit Fortschritten in den Therapien günstig auf die körperlichen Belastungen und die Lebensqualität der Patient*innen auswirken, lässt sich aus der aktuellen Folge-Studie schließen.

Prävalenzstudie vergleicht Symptombelastung 2014 mit 2022:
Körperliche Belastung ist zurückgegangen und Lebensqualität gestiegen

2014 wurde vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien in Kooperation mit dem Comprehensive Cancer Center von AKH Wien und MedUni Wien und der Direktion des Pflegedienstes des AKH Wien eine Prävalenzstudie durchgeführt, in der Patient*innen zu den körperlichen und psychischen Symptomen und deren Auswirkungen auf ihre Lebensqualität befragt wurden. 2022 wurde die Befragung erneut durchgeführt.

Der Vergleich zeigt, dass Patient*innen 2022 die körperlichen Symptome der Krebstherapie als signifikant weniger belastend erleben und ihre Lebensqualität gestiegen ist. Besonders reduziert hat sich die Belastung bei den Symptomen Müdigkeit und Energielosigkeit (Fatigue), Haarausfall, veränderter Geschmackssinn und Übelkeit. Die Lebensqualität schätzen 2022 rund drei Viertel der Befragten als sehr gut bis einigermaßen gut ein, wohingegen 2014 etwa 40 % diese Einschätzung abgegeben haben.

Kaum Veränderungen zeigen sich in Bezug auf die psychische Belastung während einer Krebstherapie. Frauen fühlen sich generell mehr belastet als Männer. Auch Personen der Altersgruppe 20 bis 40 Jahre und Erkrankte, die mit Kindern in einem Haushalt leben, geben erhöhte psychische Belastungswerte an.

Fortschritt bei den Therapien und Ausbau der pflegerischen
Beratung als mögliche Gründe für die Verbesserungen

Dass seit 2014 an den Universitätskliniken von AKH Wien und MedUni Wien der Anteil der Antikörper- und Immuntherapien von 12 % auf fast die Hälfte deutlich zugenommen hat, dürfte sich günstig auf die körperlichen Symptome auswirken. Im Gegensatz zur Chemotherapie, bei der Zellen mit hoher Teilungsrate angegriffen werden, richtet sich die Therapie mit im Labor hergestellten Antikörpern gezielt gegen ein bestimmtes Merkmal der Tumorzellen. Antikörpertherapien gelten als besser verträglich und können häufig ambulant durchgeführt werden. Die Fortschritte in der Forschung ermöglichen heute mehr Patient*innen einen Zugang zu dieser Therapieform.

Ausgebaut wurde seit 2014 auch die pflegerische Beratung von Krebspatient*innen. „Die Erhebung hat gezeigt, welche Symptome die Patient*innen als besonders belastend erleben. Auf dieser Basis haben wir gemeinsam mit dem Institut für Pflegewissenschaft eine Leitlinie für Pflegende zum Symptom-Management erarbeitet“, so Christine Németh, Koordinatorin des Themenschwerpunktes Onkologische Pflege in der Direktion des Pflegedienstes im AKH Wien. Die Pflege-Leitlinie ist die erste im deutschsprachigen Raum, die auf Basis von lokal erhobenen Daten entwickelt wurde und dient den Pflegeteams als Grundlage, um Patient*innen über Maßnahmen zur Vorbeugung von Symptomen und Nebenwirkungen zu informieren und zu beraten sowie deren Selbstmanagementkompetenzen zu stärken. Durch die umfassende pflegerische Beratung können die Symptome verzögert und reduziert werden, teilweise kann ihnen sogar vorgebeugt werden.

Auch die Etablierung von Expert*innen der onkologischen Pflege wie beispielsweise Cancer Nurses oder Breast Care Nurses und von Pflegeambulanzen sowie das spezifische Fortbildungsangebot für Onkologie-Pflegende tragen wesentlich zur Verbesserung der Betreuungsqualität von Betroffenen und deren Angehörigen bei.

Stärker in Fokus sollen beim Symptom-Management zukünftig die Angehörigen genommen werden. „Die Angehörigen von Patient*innen mit Krebserkrankungen tragen oftmals viel Verantwortung in der Betreuung. Das wird weiter zunehmen, da aufgrund der Fortschritte in den Therapiemöglichkeiten immer mehr Therapien ambulant durchgeführt werden. Die Betreuung nach der Therapieeinheit verlagert sich zunehmend nach Hause und die Kontakte zwischen den Pflege-Expert*innen und den Patient*innen verkürzen sich“, so Christine Németh.

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