Wien (OTS) – Im Projekt „Existenzsicherung“ der Volkshilfe werden armutsbetroffene Familien mit Mitteln des Sozialministeriums ein Jahr lang mit 100 Euro pro Kind und Monat unterstützt und von Sozialarbeiter:innen begleitet. Eine Umfrage unter den Familien zeigt: Zweidrittel der Befragten armutsbetroffenen Familien sagen, in ihrer Wohnung wird es im Sommer so heiß, dass sie sich (eher) nicht oder (eher) ungern darin aufhalten. Ein Drittel ist wenig bis gar nicht betroffen. „Klimaexpert*innen sagen, dass Armutsbetroffene von den negativen Auswirkungen des Klimawandels stärker betroffen sind. Unsere Daten unterstreichen, wie sehr“, stellt der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger fest.
Strukturelle Gründe
Die Ursachen für die starke Betroffenheit von Hitze sind vielfältig, aber strukturell angelegt: schlechtere Wohnbedingungen wie Überlag, stärkere regionale Betroffenheit durch städtische Hitzeinseln oder auch die größere Zahl armutsbetroffener Menschen mit chronischen Erkrankungen. „Armutsbetroffenen fehlen aber auch die finanziellen Mittel, um Anpassungen an die Effekte der Klimakrise abzumildern“, so Fenninger weiter. Ein Vater von vier Kindern aus Niederösterreich erzählt, er habe am Flohmarkt eine Standwand gekauft, um die Hitze Kinderzimmer abzuschirmen, es helfe aber nur wenig. Die Mutter eines Volksschulkindes aus Linz erzählt: „Wir haben keinen Balkon auf den wir ausweichen können. Wenn ich koche, heizt sich die Wohnküche noch mehr auf. Die Wohnung ist eigentlich zu klein und zu eng und dadurch auch zu heiß. Aber wir können uns nichts Größeres leisten.“
Klimaanlagen sind teure Stromfresser
Klimageräte sind für viele Familien zu teuer, die Angst vor den Stromkosten zusätzlich abschreckend, und sie sind unökologisch. Eine Familie mit drei Kindern aus Wien erzählt: „Unsere Wohnung ist sehr, sehr heiß. Wir haben einen kleinen Ventilator, der verteilt nur die heiße Luft. Alles andere wäre zu teuer.“ Eines ihrer Kinder hatte bereits einen Hitzeschlag. Die EU-SILC-Zahlen zeigen:
Armutsbetroffene Familien wohnen eher zur Miete als im Eigentum, so dass besonders effektive Außenjalousien nicht einfach angebracht werden können, anderen fehlen die notwendigen Mittel für solche Investitionen.
Öffentliche Infrastruktur klimafit machen
Beispielhaft für viele Eltern aus dem Projekt erzählt eine Grazerin:
„Die Wohnung wird im Sommer sehr heiß, zum Abkühlen gehen wir in den Park oder auf den Spielplatz.“ Viele der befragten Familien profitieren in besonderem Maße von sozialer Infrastruktur – öffentlichen Bademöglichkeiten, Wasserspielplätzen und schattigen Parks. „Gerade, wenn ein eigener Garten oder Balkon fehlt, werden öffentliche Plätze bei hohen Temperaturen zum verlängerten Wohnzimmer“, erzählt Judith Ranftler, Leiterin des Projekts „Existenzsicherung“ und Sozialarbeiterin. Schwimmbäder müssten öffentlich erreichbar und leistbar bleiben. So klagte eine Mutter aus Salzburg, sie könne sich das Schwimmbad nicht so oft leisten. Ein kleines Planschbecken in der Küche muss als Ersatz herhalten. Der Volkshilfe-Direktor betont daher: “Gerade im Hinblick auf die Klimakrise ist es wichtig, dass leistbare Schwimmplätze, öffentliche Seezugänge, Parks und (Wasser-)Spielplätze erhalten, ausgebaut und klimafit gemacht werden“, fordert Fenninger. Denn dies sei, so Fenninger klimasoziale Politik, die allen zu Gute komme – armutsbetroffenen Familien aber besonders.
Link zur Auswertung der Umfrage:
[https://www.volkshilfe.at/wer-wir-sind/aktuelles/newsaktuelles/hitze
belastung-wie-in-der-sauna/]
(https://www.volkshilfe.at/wer-wir-sind/aktuelles/newsaktuelles/hitze
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