„kulturMontag Spezial“ live aus Salzburg: Shirin Neshat, Verena Altenberger, Adrian Goiginger und Sebastian Blomberg zu Gast

Wien (OTS) – Zu einem weiteren „kulturMontag Spezial“ live von den Salzburger Festspielen begrüßt am 8. August 2022 um 22.30 Uhr Clarissa Stadler das ORF-2-Publikum sowie hochkarätige Gäste: die iranisch-amerikanische Künstlerin und Regisseurin Shirin Neshat, „Jedermanns“ aktuelle „Buhlschaft“ Verena Altenberger, Regie-Shooting-Star Adrian Goiginger und der deutsche Film- und Theaterschauspieler Sebastian Blomberg sind zu Besuch im Foyer des ORF-Landesstudios Salzburg, das dieser Tage sein 50-Jahr-Jubiläum feiert. Der futuristische Bau von Architekt Gustav Peichl, der von den Salzburgerinnen und Salzburgern einst als „Ufo“ oder „Raumschiff“ bezeichnet wurde, ging als sogenannte „Peichl-Torte“ in die Geschichte ein. Bereits seit 2020 ist das Gebäude Lizenznehmer für „Green Producing“ in Film und Fernsehen und hat zahlreiche Maßnahmen dazu im Alltag implementiert. Anschließend an den „kulturmontag Spezial“, der ebenfalls „grün“ produziert wird, stehen die Dokumentation „Die erste Peichl-Torte – 50 Jahre Landesstudio Salzburg“ (23.30 Uhr) sowie eine neue „Aus dem Archiv“-Ausgabe mit Krista Stadler zum 80. Geburtstag auf dem Programm.

Gefühlsvulkan – Janáčeks „Káťa Kabanová“ by Barrie Kosky

Vor drei Jahren inszenierte Barrie Kosky in Salzburg Offenbachs „Orphée aux enfers“ als höllischen Spaß und feierte damit einen triumphalen Erfolg. Jetzt will der australisch-deutsche Regisseur genau das Gegenteil machen, hat er sich doch heuer Leos Janáčeks 1921 uraufgeführtes Spätwerk „Káťa Kabanová“ vorgenommen – eine Oper, die er schon als 15-Jähriger mit Begeisterung gesehen hat. Das Libretto dazu basiert auf der tschechischen Übersetzung von Alexander Ostrowskis Schauspiel „Das Gewitter“ aus dem Jahr 1859, das in einem kleinstädtischen, von wohlhabenden Kaufleuten beherrschten Milieu Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland spielt. Das beklemmende Porträt einer in kleinbürgerlichen Konventionen eingesperrten Frau, an dem Kosky die Widersprüchlichkeit und der „Vulkan an Emotionen“ faszinieren, setzt der Regisseur in der Felsenreitschule in Szene. Das Bühnenbild des Deutschen Rufus Didwiszus macht auf abstrakte und rätselhafte Weise die klaustrophobische Atmosphäre sichtbar. Für Theaterenthusiast Kosky habe die Frauenoper die archaische Kraft eines griechischen Dramas. Am Pult der Wiener Philharmoniker gibt der tschechische Dirigent Jakub Hrůša sein Festspieldebüt.

Die Mächtigen und die Ohnmächtigen – Shirin Neshats Neuinterpretation der „Aida“

Eine Liebe zwischen permanentem Krieg, Fanatismus und dem Verlust der Heimat – welche Verheerungen totalitäre Regime unter Menschen anrichten, analysiert Shirin Neshat in ihrer mit Piotr Beczała und Elena Stikhina starbesetzten Inszenierung von Giuseppe Verdis „Aida“. Radikal will sich die iranisch-amerikanische Künstlerin in ihrer Neueinstudierung für die Salzburger Festspiele dem westlich-exotischen Stoff nähern. Vor fünf Jahren debütierte die bildende Künstlerin und Filmemacherin mit der Geschichte über die Dreiecksbeziehung zwischen der Sklavin Aida, Radamès und Amneris in Salzburg mit Superstar Anna Netrebko in der Titelpartie und Riccardo Muti am Dirigentenpult. Die Kritik feierte die russische Sopranistin für ihre starke stimmliche wie schauspielerische Leistung, Neshats Inszenierung allerdings wurde als unentschlossen und zu minimalistisch empfunden. Intendant Markus Hinterhäuser glaubt an die erzählerische Kraft der Exil-Iranerin und hat sie mit der Neuinterpretation beauftragt. Über ihre Arbeit, die sich meist um das Trauma der aus der Heimat Vertriebenen dreht, aber auch über ihre Sehnsucht nach Heimat, über Ideologien und Propaganda spricht Neshat live mit Clarissa Stadler.

Spielfreu(n)de – Kultregisseur Thorsten Lensing und sein Dream-Team

Sie arbeiten seit mehr als 15 Jahren eng zusammen und haben nicht nur unendlich Spaß, sondern auch Erfolg. Spätestens nach den mehr als gelungenen Romanbearbeitungen von Fjodor M. Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ und David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ gilt der 53-jährige deutsche Regisseur Thorsten Lensing mit seiner eingeschworenen Schauspielerbande rund um Devid Striesow, André Jung, Sebastian Blomberg und Ursina Lardi als Garant für spannendes Theater. Jetzt hat Lensing sein erstes eigenes Stück geschrieben, das im Mozarteum bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wird. Es versteht sich fast von selbst, dass er „Verrückt nach Trost“ für jene vier Akteurinnen bzw. Akteure erfunden hat. Darin geht es um die Waisenkinder Charlotte und Felix, die am Meeresstrand ihre toten Eltern spielen. Ein Ritual, das die beiden seit Jahren pflegen, um mit ihren Erinnerungen an die wilde Ausgelassenheit ihrer Eltern ihre Trauer zu verarbeiten. Über künstlerische Symbiosen, durchgeknalltes Improvisieren und die Essenz des Lebens erzählt der deutsche Film-und Theaterschauspieler Sebastian Blomberg, der direkt nach der Vorstellung live ins Studio kommt.

Fremd auf der Welt – Adrian Goigingers neuer Film „Märzengrund“

In seiner lange erwarteten, zweiten Regiearbeit, dem vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Drama „Märzengrund“, erzählt der Salzburger Filmemacher Adrian Goiginger eine bewegende Geschichte der Verweigerung und Befreiung: Im Mittelpunkt steht Jungbauer Elias, der sich in der Welt des heimatlichen Hofes so fremd fühlt, dass er lieber sein Leben allein in einer Berghütte verbringt. Recherchiert hat die True Story, die sich Ende der 1960er Jahre ereignet hat, der Tiroler Schriftsteller Felix Mitterer, der 2016 daraus das Stück „stummer schrei“ gemacht hat. Uraufgeführt wurde es beim Zillertaler Theaterfestival, das nur wenige Kilometer von der titelgebenden Alm entfernt liegt. Gemeinsam mit Mitterer hat Regie-Shooting-Star Goiginger das Drehbuch verfasst. In schonungsloser Manier schildern die beiden keine „Zurück zur Natur“-Idylle, sondern einen schmerzhaften Weg zur Selbstfindung, die ein Leben lang nicht aufhört. Nach dem sensationellen Erfolg seines mehrfach preisgekrönten Spielfilmdebüts „Die Beste aller Welten“ hat Adrian Goiginger auch diesmal Verena Altenberger für das neue Projekt verpflichtet. Clarissa Stadler begrüßt die beiden live im Studio.

Dokumentation „Die erste Peichl-Torte – 50 Jahre Landesstudio Salzburg“ (23.30 Uhr)

Es ist ein in Beton gegossenes Bekenntnis zum föderalistischen Prinzip des ORF: Das von Gustav Peichl entworfene Landesstudio Salzburg, das vor 50 Jahren eingeweiht wurde. 1972 war der am Rande des geschützten Grüngürtels errichtete Bau revolutionär: Erstmals wurde Technik nicht versteckt, sondern selbstbewusst sichtbar gemacht, die Form folgte strenger Funktionalität, das Gebäude wurde zum Ausdruck eines Aufbruchs in ein neues Medienzeitalter. Wegen der Anordnung der Räume um einen runden Kern erhielt der Bau den Spitznamen „Peichl-Torte“. Fast zeitgleich wurden nach demselben Prinzip die Landesstudios in Dornbirn, Innsbruck und Linz errichtet. Bis heute präsentiert sich der Bau immer noch als zeitgemäßes, modernes und ästhetisch herausragendes Beispiel zeitgenössischer Architektur. Regisseur Karl Kern spürt in einer neuen Dokumentation des ORF Salzburg der Baugeschichte nach und schildert, wie das Landesstudio zu einer Plattform öffentlicher Diskussionen und internationalen kulturellen Austauschs wurde.
„Verschandelung“, „eine Verteidigungsanlage gegen den Atomkrieg“ oder einfach „zu modern“ – die Salzburgerinnen und Salzburger waren anfänglich wenig begeistert vom Betonbau nahe dem Grünland. Der damalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher setzte aber ganz bewusst ein mutiges Zeichen gegen „Lederhosen-Architektur“ und „Bürokratenbarock“. Heute ist das Gebäude denkmalgeschützt – nicht anders als das Franziskanerkloster, aus dessen engen Räumlichkeiten die Belegschaft des Landesstudios 1972 endlich ausziehen konnte. „Wenn sich ein Architekt mit dem Zeitgeist verheiratet, ist er sehr bald Witwer“, war das Credo von Gustav Peichl. Nicht modisch-gefällig sollte der Neubau sein, sondern ein durchkomponiertes Statement. Peichl setzte dabei auf strenge Funktionalität, die bis ins Detail designt war. Papierkörbe wie Aschenbecher waren normiert, wenn jemand einen Blumentopf aufstellte, zog er seine Stirn in Falten. Der luxemburgische Architekt und Weggefährte von Gustav Peichl, François Valentiny, attestiert dem Landesstudio Zeitlosigkeit. Es sei Ausgangspunkt und Anstoß vieler späterer Architektur-Projekte in Österreich gewesen. Über die Jahre ist der ORF Salzburg zusehends weiblicher geworden. Nicht nur, dass mehr und mehr Frauen im technischen Betrieb arbeiten, auch hat das Landesstudio mit Waltraud Langer seit Jänner 2022 erstmals eine Landesdirektorin.

„Aus dem Archiv: Krista Stadler“ (0.00 Uhr)

In der jüngsten Ausgabe der Gesprächsreihe „Aus dem Archiv“ ist Schauspielerin Krista Stadler zu Gast, die am 15. August ihren 80. Geburtstag feiert und ihr Leben sowie ihr vielfältiges Arbeiten bei und mit Christian Reichhold und Regina Nassiri Revue passieren lässt. Das tut sie im Radiokulturhaus gemeinsam mit Freundin und Wegbegleiterin, Schauspielerin Mercedes Echerer und gibt völlig neue, bisher nicht bekannte Dinge aus ihrem Leben preis. So erfährt man etwa, wie Krista Stadlers Mann, Schauspieler Joachim Kemmer, von Echerers Hund im wahrsten Sinn des Wortes „zu Fall gebracht“ wurde. Und dass Kemmer für Krista Stadler der Mann ihres Lebens war. Sie outet sich als bekennendes „One-Man-Groupie“! Natürlich kommen auch die „Beweise“ für Stadlers vielseitiges Schaffen nicht zu kurz – u. a. eine Archiv-Rarität aus den Kinderschuhen des Fernsehens: ein Ausschnitt aus der 1964 aufgezeichneten Komödie „Volkscafe“. Weiters Szenen aus einem von Krista Stadlers Lieblingsfilmen, „Die Geschichte einer Vielgeliebten“, in dem sie an der Seite von Helmut Lohner zu sehen ist.

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